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Herausforderungen im 31. Jahrgang

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Internationales Festival junger Opernsänger*innen der Kammeroper Schloss Rheinsberg
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Ausschreibung im Herbst, Bewerbungsschluss zum Jahreswechsel, Finalrunden im Februar und Festivalproduktionen im Sommer – so war die Kammeroper seit vielen Jahren getaktet. Die Zählung ist coronabedingt durcheinandergeraten, denn die Aufführungen, für die sich die Preisträger*innen im Februar 2020 bei Vorsingen in Berlin, Moskau und Kopenhagen qualifizierten, konnten erst 2021 stattfinden; der nächste Gesangswettbewerb wurde erst jetzt, Ende Februar 2022, durchgeführt.

Wie den Kulturbereich insgesamt betrifft die Weltlage auch die Nachwuchsförderung – und stellt die Kammeroper als Internationales Festival vor Herausforderungen, die vor drei Jahren nicht zu ahnen waren – noch weniger vor 30 Jahren, als sie Siegfried Matthus ins Leben rief. Den besten jungen, professionell ausgebildeten Opernsänger*innen aus aller Welt wird die Möglichkeit geboten, unter Festivalbedingungen – in einem professionellen Betrieb, doch zugleich im geschützten Rahmen, betreut von erfahrenen Dirigenten und Regisseuren – Bühnenerfahrung zu sammeln, auch voneinander zu lernen und untereinander Kontakte zu knüpfen.

Community fürs Leben

Damit schlug der im September 2021 verstorbene Gründer der Kammer­oper nicht nur eine Brücke zwischen dem Abschluss der akademischen Gesangsausbildung und dem ersten Engagement am Theater; es entstand auch eine Community, die für viele weit über die Zeit des Rheinsberger Engagements hinaus Bestand hat. In Stadttheatern und Opernhäusern, in Rundfunkanstalten und Konzertsälen überall in Deutschland, in Eu­ropa und weltweit singen Ehemalige aus Rheinsberg. Auch wenn es heute mehr Gesangswettbewerbe und auch mehr Opernstudios gibt als zur Gründungszeit der Kammeroper: Eine unter Festspielbedingungen mehrfach gesungene Partie ist etwas anderes als eine lediglich studierte, und so ist die Mitwirkung bei einer Kammeroper-Produktion nach wie vor eine ausgezeichnete Empfehlung.

Internationalität stellt neue Herausforderungen

Die Herausforderungen sind groß: 2021 kam von zwei geplanten Premieren nur eine auf die Bühne: „Fidelio“ in der Fassung von 1805, in der sich die jungen Stimmen hervorragend bewährten. In einigen Fällen freilich mussten Preisträger*innen (und künstlerisches Betriebsbüro) bis zuletzt um die Einreise bangen. Quarantänevorschriften und Testprozederes erhöhen den zeitlichen und organisatorischen Aufwand für alle Beteilig­ten. Beim diesjährigen Gesangswettbewerb musste aufgrund der unkalkulierbaren pandemischen Entwicklung auf die Austragung von Finalrunden im Ausland verzichtet werden. Gleichwohl gab es 260 Einreichungen für Produktionen von Mozarts „Entführung aus dem Serail“, Smetanas „Verkaufte Braut“ sowie die Uraufführung der Oper „P.“ von Eckehard Mayer aus 44 Ländern; Spitzenreiter unter den Herkunftsländern neben Deutschland sind Korea, die USA, die Russische Föderation und die Schweiz, knapp gefolgt von Japan.

Hoffnungsvoll bleiben

Etwa zwei Fünftel der Bewerber und Bewerberinnen wurden zum Vorsingen eingeladen, diesmal nach Rheinsberg – auch dies eine pandemiebedingte Premiere. Georg Quander, künstlerischer Direktor der Kammer­oper, freute sich über das hohe Niveau der Bewerber*innen; entsprechend intensiv waren die Diskussionen der Jury, die aus den künstlerischen Vorständen der Produktionen und der beiden Meisterklassen besteht. „Vor allem im Sopranfach gab es tolle Bewerbungen. Wenn man unter vier sehr guten zwei auswählen muss, geht es wirklich um Nuancen…“, beschreibt Quander. Auch aus anderen Gründen hat sich diese Audition allen Beteilig­ten tief eingeprägt: Am Morgen des ersten Vorsingens kam die Nachricht vom Einmarsch Russlands in die Ukraine – und bedeutete nicht nur einen existenziellen Einschnitt für die Bewerber*innen aus diesem Land, sondern erschütterte auch alle anderen. Rund 50 Sänger*innen wurden zur Mitwirkung am Festival eingeladen, darunter zwei aus der Ukraine. Nun hofft Quander, dass sie auch teilnehmen können.

Anlass zur Zuversicht zumindest für die Zukunft des Musiktheaters gibt das Interesse an der Bundesakademie für junges Musiktheater: 41 junge Menschen an der Schwelle zur Berufswahl oder -spezialisierung bewarben sich um die Chance, mit erfahrenen Musiktheaterprofis eine Musiktheaterproduktion selbst künstlerisch zu erarbeiten. Als Sänger/darsteller*innen, in Regie, Kostüm- und Maskenbild sowie mit Video bringen die ausgewählten Teilnehmenden drei dafür komponierte Kurz­opern von Margarete Huber, Christoph Breidler und Emre Dündar auf die Bühne des Schlosstheaters. Premiere ist dann im Rahmen der Kammeroper Schloss Rheinsberg. 

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