Seit 2022 findet die Jahrestagung der deutschen Bundes- und Landesmusikakademien nach der pandemiebedingten Unterbrechung wieder an einem der inzwischen 25 assoziierten Häuser statt – in diesem Jahr fanden sich aber gleich zwei Mitglieder des Verbands in der Gastgeberrolle wieder. Sowohl die Bundesakademie für kulturelle Bildung als auch die Landesmusikakademie Niedersachsen richteten die Tagung an ihrem Standort in Wolfenbüttel gemeinschaftlich aus und dokumentierten damit eine vertrauensvolle und konstruktive Partnerschaft, die als vorbildlich für ähnliche Konstellationen gelten kann.
Jährlicher Schulterschluss
Als Gastreferentin stellte Melissa Hauschild vom Deutschen Musikinformationszentrum die neu aufgesetzte Plattform von miz.org vor, die sämtliche Kurs- und Fortbildungsangebote der Akademien vernetzt und ein sehr gutes Podium zur Darstellung der einzelnen Häuser und ihrer Möglichkeiten bietet.
Wie üblich, tagten die Geschäftsführer und die Direktoren zeitweise in getrennten Runden, um aktuelle Themen rund um die Finanzierung, Verwaltung und Organisation der Häuser oder aber inhaltliche Herausforderungen besser besprechen zu können.
Ein zentrales Thema jeder bildungspolitischen Diskussion ist aktuell die Bedeutung der künstlichen Intelligenz. Auch hierüber tauschten sich die Akademievertreter aus und verwiesen dabei auch auf eine sehr umfangreiche Zusammenfassung der Tagung des Deutschen Musikrats vom vergangenen Oktober. Wichtigste Erkenntnis für die Akademiearbeit ist, dass KI wohl ein sehr nützliches Tool in der Arbeit mit Texten, Fotos, Anträgen und der Bearbeitung von Musikstücken sein kann, aber noch keine Transferleistungen im Sinne von strategischen Überlegungen erwartet werden können. Gerade der nicht ersetzbare „live-Moment“ und die analogen Begegnungen in Fortbildungen sind für die Musikakademien immer noch immens wichtige Merkmale und sollten stets in den Vordergrund gerückt werden.
Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung war das Thema der Nachhaltigkeit und Gemeinwohlökonomie. Vorreiter hierbei ist zweifelsohne das von Guido Froese geleitete Nordkolleg in Rendsburg, das stark dem Ansatz einer am Menschen orientierten und ressourcensparenden Betriebsführung verpflichtet ist. Aspekte wie Wertschätzung, Motivation und guter Teamgeist müssen im Kulturbereich mitunter eine geringere Entlohnung der Mitarbeiter wettmachen. Im Nordkolleg werden zum Beispiel 16 verschiedene Teilzeitmodelle praktiziert, um die persönlichen Situationen der Angestellten mit einer effizienten Arbeitsleistung in Einklang zu bringen. Einige Akademievertreter berichteten von ersten Erfahrungen mit diskriminierenden Äußerungen im Rahmen der Kursarbeit. Hierzu wünscht sich die Akademiengemeinschaft eine sensibilisierende gemeinsame Fortbildung, die auch Leitlinien für den Umgang mit Anfragen von antidemokratischen politischen Parteien oder deren Vertretern liefern könnte.
Eine große Herausforderung für alle Beteiligten hinsichtlich der Musikalisierung der Kinder und Jugendlichen ist die Ganztagsschule, die immer stärker im Kommen und zum Teil sogar gesetzlich verankert ist. Hier sind im Zusammenspiel zwischen Schulträgern, Musikschulen und Musikverbänden Mindeststandards notwendig, die wiederum Qualifikationen voraussetzen. Für den damit verbundenen Fortbildungsbedarf können und wollen die deutschen Musikakademien eine wichtige Rolle spielen.
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