Die Fort- und Weiterbildung für alle Bereiche der musikalischen Jugendbildung ist die Kernaufgabe der Bundesakademie Trossingen. Das Angebot richtet sich an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der außerschulischen Musikerziehung und Musikpflege, an Lehrkräfte an Musikschulen und im freien Beruf ebenso wie an Dirigentinnen und Dirigenten und Ausbilderinnen und Ausbilder in Laienorchestern und Chören. Die Idee einer umfassenden Qualifizierung und Aktualisierung der musikalischen Jugendbildung führte zur Gründung der Bundesakademie: In der „Musikstadt Trossingen“ wurde nach dem Hohner-Konservatorium und der Staatlichen Musikhochschule 1973 ein bundeszentrales Fortbildungsinstitut eröffnet. Die institutionelle Förderung wurde durch den Bundesjugendplan (heute KJP) und den Jugendplan des Landes Baden-Württemberg gesichert, so dass die Bundesakademie als öffentlich anerkannter Träger Aufgaben in der Jugendhilfe und Jugendpflege wahrnehmen konnte. Die Fortbildung hat dabei viele Partner – aber nur die Bundesakademie Trossingen dient ausschließlich der Musik.
Berufsbegleitende Lehrgänge bilden den Arbeitsschwerpunkt der Bundesakademie: ausgehend vom erlernten und ausgeübten Beruf werden in den Akademiephasen neue methodische und künstlerische Fähigkeiten erworben und in den dazwischenliegenden Praxisphasen in der laufenden Arbeit erprobt und in das Repertoire integriert. Im Bereich der Laienmusik ist der Abschluss bundesweit die höchstmögliche Qualifikation als Dirigent/-in oder Chorleiter/-in; Musikschullehrer/-innen erwerben mit dem Abschluss eine zusätzliche Lehrbefähigung, die der Nebenfachqualifikation einer Musikhochschule entspricht. In allen berufsbegleitenden Lehrgängen ist daher neben einem Fachverband eine Musikhochschule Partner der Bundesakademie, die ihre Mitarbeit im Dozententeam und bei der Prüfung nach dem Hochschulrahmengesetz zertifiziert. Aus den Musikhochschulen kommt ein großer Teil der über 200 Gastdozentinnen und -dozenten, mit denen die drei hauptamtlichen Dozenten der Bundesakademie die Lehrgänge aktuell gestalten.
Das Qualifizierungsangebot umfasst inzwischen über 30 berufsbegleitende Lehrgänge von der Musikalischen Früherziehung bis zur Ensemble- und Orchesterleitung. Die Rückmeldung und Erfahrungsberichte der Absolventinnen und Absolventen sind die Grundlage der Qualitätssicherung, die gemeinsam mit dem Dozententeam und den Trägern erfolgt. Die kurzfristige Evaluation ermöglicht die Integration aktueller Tendenzen und Themen in die folgenden Lehrgänge, derzeit zum Beispiel die Methoden des Klassenmusizierens und des betreuten Angebots in der Ganztagsschule oder die Aspekte der Migration und Segregation in der musikalischen Jugendbildung. Ein aktuelles Thema ist angesichts des Strukturwandels in der Musikausbildung neben dem Musikschul-Marketing auch die „Selbstvermarktung“ der immer zahlreicher werdenden freiberuflich tätigen Musikpädagoginnen und -pädagogen. Wichtige Impulse zur Weiterentwicklung kommen besonders aus den 33 bundeszentralen Musikverbänden, die über ihre Mitgliedschaft im Trägerverein oder direkt als Mitträger das Lehrgangsangebot der Bundesakademie modifizieren. Die Organisationsentwicklung von Musikschulen, -vereinen und -verbänden ist eine weitere Aufgabe, die sich aus dem Kinder- und Jugendplan des Bundes ableitet; so vermittelt der (inzwischen 44.) berufsbegleitende Lehrgang „Führung und Leitung einer Musikschule“ eine entsprechende Qualifikation, die inzwischen von vielen Musikschulträgern verbindlich gefordert wird. Diese Fortbildung wird gemeinsam mit dem Verband deutscher Musikschulen und der Universität der Künste Berlin angeboten und zertifiziert. Neben ihren berufsbegleitenden Lehrgängen, Seminaren und Symposien steht die Bundesakademie ihren Mitgliedsverbänden und anderen Interessenten für Probenphasen, Arbeitstagungen und auch für internationale Begegnungen zur Verfügung, die nach Wunsch von den pädagogischen Mitarbeitern und der Bibliothek mit vorbereitet und gestaltet werden.
Die Bibliothek der Bundesakademie ist eine Beratungseinrichtung für Musikschulen und das Laienmusizieren: Für den Bundeswettbewerb ”Jugend musiziert“ werden hier von Fachkommissionen die Literaturlisten erstellt und aktualisiert. Zum Bundeswettbewerb selbst stellt die Bundesakademie für die Jury-Gremien in jedem Jahr die Notenausgaben zur Verfügung. Die Bestände der Bibliothek sind auch die Grundlage für die Lehrpläne des Verbandes deutscher Musikschulen – ein entsprechender Datenverbund wird derzeit konzipiert. Die in diesen Verzeichnissen aufgeführte Literatur wurde auch in den bisher sieben Repertoireverzeichnissen der Bundesakademie beschrieben, bewertet und bibliografisch aufbereitet. Neben über 90 aktuell laufenden Titeln nationaler und internationaler Fach- und Verbandszeitschriften enthält das Zeitschriftenarchiv der Bibliothek einen Bestand von rund 190 abgeschlossenen Musikzeitschriften. Den Grundstock bildeten dabei die Sammlung Dr. Hermann Moeck und die Bibliothek des Gründers Prof. Guido Waldmann, die als Schenkung in das Archiv eingearbeitet wurden. Sämtliche Zeitschriftentitel sind mit den vorhandenen Jahrgängen über eine Datenbank zugänglich. Die Bundesakademie beherbergt auch Archive der Mitgliedsverbände, unter anderem die Archive „Neue Kammermusik” und „Leopold” des Verbandes deutscher Musikschulen, das Manuskripte-Archiv des DALV sowie das Archiv des BundesJazz-Orchesters und der European Guitar Teachers Association. Mitten in Europa – das gleicht die Randlage einer bundeszentralen Akademie wieder aus. So wird die erste europäische Qualifizierung von Wertungsrichtern der CISM von Trossingen ausgehend auch in Riva del Garda stattfinden. Das jüngste erfolgreiche Modell-Projekt ist auch die mit der Bundesakademie Wolfenbüttel konzipierte und in beiden Akademien alternierend stattfindende berufsbegleitende Fortbildung „Musik in Gemeinde und Gesellschaft“, also die von Verbänden und Besuchern erwartete bundeszentrale Fortbildung vor Ort, die künftig die Marke „Fortbildung der Bundesakademien“ etablieren wird.
Bundesakademie für musikalische Jugendbildung Trossingen
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