Eigentlich hatten wir uns das 25-jährige Jubiläum an der Landesmusikakademie Berlin (LMAB) so vorgestellt: Ein Festakt mit politischer Prominenz, mehrere Podiumsdiskussionen zu fortbildungsrelevanten Themen über das Jahr verteilt, und die 25. Ausgabe des Samba Syndroms – aus den bekannten Gründen kann all dies 2020 nicht stattfinden. Also reagieren wir flexibel und führen einige kleine feine Interviews mit Menschen, die in ihrer persönlichen oder beruflichen Entwicklung maßgeblich mit der Akademie verbunden sind. Diese veröffentlichen wir dann auf allen uns zur Verfügung stehenden Kanälen.
Aber der Reihe nach: Die Landesmusikakademie Berlin hat ein ganz besonderes Domizil. Bei Kurseröffnungen machen wir uns bezüglich unseres Hauses öfter den Spaß zu beschreiben, dass die Berliner Akademie nicht in einem ehemaligen Schloss, Kloster oder einer früheren Burg residiert – wie ja etliche Akademien im Rest der Republik – nein, die LMAB hat in einem ehemaligen Palast Quartier bezogen, dem 1979 eingeweihten „Pionierpalast Ernst Thälmann“, heute bekannt unter dem Namen FEZ-Berlin. Diese riesige Ressource wird von zwei Geschäftsbereichen, der Landesmusikakademie und dem Kinder-, Jugend und Familienbereich ganzjährig bespielt.
Hier organisiert die Landesmusikakademie seit August 1995 Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen für Multiplikator*innen, pädagogische Fachkräfte und Amateurmusiker*innen. Hier werden Großveranstaltungen wie das Samba Syndrom oder das Musikfestival Klangwelten durchgeführt, die üppige Infrastruktur des Hauses Verbänden wie dem Landesmusikrat, dem BMU, dem Chorverband Berlin oder dem Verband der Liebhaber-Orchester Berlin/Brandenburg zur Verfügung gestellt. Hier beherbergt die LMAB ganze Grundschulen zu musikalischen Projektwochen in den über 20 Multifunktionsräumen, drei Konzertsälen, einer Sporthalle, einem Kinosaal und einem Theatersaal mit 560 Sitzplätzen.
Diese räumliche Vielfalt ermöglicht es dem Haus, fast jeder Veranstaltung einen angemessenen Rahmen zu geben. Letztjähriger Höhepunkt: der Berliner Orchestertreff/-wettbewerb, bei dem sich fast eintausend Amateurmusiker*innen in 36 Ensembles begegneten beziehungsweise für den Deutschen Orchesterwettbewerb qualifizierten – Höhepunkt das abendliche Zusammenspiel von hundert Teilnehmer*innen unter der Leitung von Vladimir Jurowski (Chefdirigent des Rundfunk- Sinfonieorchester Berlin) im weitläufigen Foyer des Hauses. Geprobt wurden drei Sätze aus der Suite für Varieté-Orchester von Dmitri Schostakowitsch, darunter der berühmte „Walzer Nr. 2“.
Kerngeschäft der Landesmusikakademie war und ist nach wie vor die Konzeption und Organisation von Fort- und Weiterbildungen. In Kooperation und Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Kultur und Europa sowie den Leitungsebenen der bezirklichen Musikschulen wird unter anderem ein jährlich neues Fortbildungs-Programm für die Berliner Musikschullehrkräfte aufgelegt. Vergleichbares vollzieht sich in Zusammenarbeit mit der Sozialpädagogischen Fortbildung Berlin Brandenburg für Erzieher*innen.
Weitere Schwerpunkte liegen in den Bereichen „Musik in der Seniorenarbeit“, hier mit dem inzwischen in der zehnten Auflage stattfindenden berufsbegleitenden Lehrgang Musikgeragogik und „Auf dem Weg zum Profi“, wo die Akademie unter anderem angehende Musikstudent*innen bei der Vorbereitung auf ein Hochschulstudium unterstützt. Und dann eben „Musik und Instrument“, „Musik und Stimme“, „Musik und Technik“ – spannende, möglichst innovative Workshops für Amateurmusiker*innen mit der Intention neuer Anregungen sowie der Qualitätssteigerung in der instrumental-vokalen Kompetenz.
Gerade jetzt, unter Corona-Bedingungen, verlagern wir Workshops nach draußen ins Grüne oder unseren Innenhof, erhalten dafür viel Zustimmung und lernen selbst unsere grüne Umgebung noch einmal aus einem ganz neuen Blickwinkel kennen und schätzen. Der Claim „Grüne Oase in der Großstadt Berlin“ war und ist auch Motivation für das jahrelange Bemühen, ein Gästehaus in unmittelbarer Umgebung der Akademie zu etablieren. Das Alleinstellungsmerkmal „natürliche Umgebung in kurzer Entfernung“, eingebettet in ein ökologisch ausgerichtetes Unternehmen, unter anderem mit einem sich selbst regenerierenden Badesee, einer Ökoinsel für Familien und ihre Kinder, einem sanierten, mit neuester Solar- und Rückgewinnungstechnik ausgestatteten Haupthaus inklusive Schwimmhalle mit 50-Meter-Bahn – dies soll beispielgebend sein und jugendliche Nutzer*innen motivieren, ökologisch praktikable Ideen auch aus einer Musikakademie mit in die Welt zu nehmen.
In den letzten 25 Jahren sind viele Dozent*innen in der Landesmusikakademie Berlin ein- und ausgegangen. Sie alle haben zum Gelingen der Programme und zum guten Ruf der LMAB – manche von ihnen seit Gründung der Akademie – maßgeblich beigetragen. Darüber legen die Rückmeldungen unserer Kursteilnehmer*innen mit einer über 90-prozentigen Zufriedenheitsquote beredtes Zeugnis ab. Und natürlich das Team: immer mit einem fachlich-spezifischen Blick für das Neue, ohne dabei die Wünsche nach Bewährtem unserer Kursgäste aus dem Blick zu verlieren. Und unsere Praktikant*innen und Freiwilligen, sei es vor Jahren als Zivildienstleistende, dann als Freiwillige im Sozialen Jahr im Bereich Kultur, und jetzt schließlich als Bundesfreiwillige – sie alle haben immer einen frischen Blick und weiterführende Gedanken eingebracht, um dann selbst ihren Weg in eine professionelle Karriere als Musiker*in, Wissenschaftler*in oder Pädagoge*in zu gehen.
Dieses konstruktive Zusammenwirken von Menschen gepaart mit einzigartigen Rahmenbedingungen lassen optimistisch auf die nächsten 25 Jahre Akademiearbeit blicken – immer mit dem Ziel: Musik entdecken, vermitteln, machen!