Den Slogan „Musik und Kultur im Herzen Deutschlands“ für die Landesmusikakademie Hessen in Schlitz zu etablieren ist und war ein Ziel von Lothar R. Behounek, den zum 31. Oktober scheidenden Direktor.
Die Idee, eine Landesmusikakademie in Hessen zu installieren, wurde vom damaligen Präsidenten des Landesmusikrates Hessen e.V., Gerhard Becker – der als erster ehrenamtlicher Akademiedirektor mühevolle Aufbauarbeit leistete – und den Musikratsmitgliedern in den 90er Jahren vorangetrieben. Insgesamt bewarben sich 14 Städte und Gemeinden als Standort für diese in Hessen neue Bildungseinrichtung. Schließlich entschied sich die Landesregierung für den Standort Stadt Schlitz mit dem Gebäudeensemble Schloss Hallenburg.
Der Umbau war eine architektonische und bauliche Herausforderung. Die Stadt Schlitz, auch heute noch Eigentümerin von Schloss und Ökonomiegebäude, investierte mehrere Millionen Euro. Zunächst wurde das Schloss mit seinen Proberäumen fertiggestellt, danach der Konzertsaal. Private Investoren erstellten parallel dazu das erste Gästehaus, die Küche und das Akademierestaurant.
Mit Lothar R. Behounek wurde 2008 ein erster hauptamtlicher Direktor bestellt. „Die Aufgabe war spannend und herausfordernd, galt es die Vergangenheit aufzuarbeiten und die Weichen für die Zukunft der Akademie zu stellen“, so Behounek.
Vorrangiges Ziel war zunächst, die neue Einrichtung in der hessischen Fachwelt und Öffentlichkeit bekannt zu machen. Kontakte zu Schulen und anderen hessischen musisch-kulturellen Institutionen wurden geknüpft, die Gästezahl von 2008 bis 2019 von 11.000 auf rund 25.000 Besuchertage gesteigert. Die Veranstaltungsreihen hatten überregionale Strahlkraft und brachten zusätzlich jährlich circa 5.000 Besucher*innen. Eine Herausforderung für das kleine Team mit ursprünglich 11 Mitarbeiter*innen. Heute besteht das Akademieteam aus rund 40 Personen in Verwaltung, Hotellerie, Gastronomie und den Servicebereichen.
Gemeinsam mit dem Landesmusikrat Hessen e.V. und dem zuständigen Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst wurde an einer Entwicklungskonzeption und dem Profil gearbeitet. Der Förderverein „Freunde der Hess. Akademie für musisch-kulturelle Bildung“ unterstützte die Akademiearbeit dabei maßgeblich.
Entscheidend war das neu entstehende Netzwerk in der hessischen Musiklandschaft. Die satzungsgemäße Zielsetzung war, ein Zentrum der musisch-kulturellen Bildung im hessischen Bildungssystem zu etablieren. Darüber hinaus konnte die Akademie aber auch im Kreis der 22 weiteren Landes- und Bundes
akademien ihren Platz finden. Über vier Jahre war Behounek neben Kerstin Hädrich (Wolfenbüttel) und Peter Grunwald (Kloster Michaelstein) als Sprecher des damaligen Arbeitskreises der Bundes- und Landesakademien aktiv. Gerne erinnert sich Behounek an eine Fülle von erfolgreichen Kursen, Veranstaltungen, Konzerten und spannenden Kooperationen. Projekte wie der ‚Big Band Summit‘ mit namhaften Jazzgrößen, die Hessischen Schultheatertage, die Sonntage der Musik, die beiden Hessischen Bläserklassentage in Kooperation mit Yamaha Europe sind nur einige durch Behounek initiierte herausragende Veranstaltungen.
Heute bildet eine Riege namhafter Dozent*innen das Fundament zahlreicher Kursangebote. Insbesondere verdeutlichen die beiden etablierten Programme „Musikmentoren für Hessen“ und „Primacanta – Jedem Kind seine Stimme“, die Entwicklung der letzten Jahre.
Die letzten baulichen Höhepunkte waren die Fertigstellung eines Außenaufzuges an Schloss Hallenburg, wodurch Barrierefreiheit in dem denkmalgeschützten Schloss erreicht werden konnte und die Errichtung des Neubaus Gästehaus Schlossgärtnerei. Die LMA Hessen verfügt damit über insgesamt 131 Übernachtungsplätze und mit dem neuen Luise-Greger-Saal über einen zusätzlichen Proberaum. Unter Lothar R. Behounek wurde die Akademie zu einer für das Land Hessen unverzichtbaren Bildungs- und Begegnungseinrichtung, die weit über die Landesgrenzen hinaus und auch international gefragt ist.
Er betont: „Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kolleginnen und Kollegen zogen immer mit. Teamgeist und eine positive Philosophie des Hauses waren mir immer sehr wichtig. Ohne den unermüdlichen Einsatz aller, oft unter schwierigen Bedingungen, wäre das Erreichte nicht zu schaffen gewesen.“
Für die im Jahr 2009 in der LMA Hessen gegründeten Landesvereinigung Kulturelle Bildung Hessen e.V. engagiert er sich ehrenamtlich und ist seit 2015 deren erster Vorsitzender.
Die Nachfolge von Lothar R. Behounek an der Landesmusikakademie Hessen wird zum 1. November Mareike Wütscher, seit 2017 Referentin für Musik an der Landesmusikakademie Hessen, antreten.