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Zwei bunt gekleidete Menschen (links vorne eine Frau, rechts dahinter ein Mann) auf einer ebenso bunten Bühne. Das Bild zeigt hauptsächlich weiß, schwarz und rote Farben. Die beiden Singenden tragen Uniform und Kleid in diesen Farben.

BAJMT Rheinsberg 2024. Foto: Uwe Hauth

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Musiktheater-Netzwerk denken

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BAJMT – Bundesakademie für junges Musiktheater
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Musiktheater nicht nur für, sondern mit jungen Menschen – und das unter professionellsten Bedingungen: Dafür steht die BAJMT, die Bundesakademie für junges Musiktheater seit ihrer Gründung 2022. Profis vom Fach begleiten Jugendliche und junge Erwachsene in künstlerischen Prozessen. Die Vision gründet auf einem Fundament von Erfahrungen aus früheren Projekten der Musikakademie der Musikkultur Rheinsberg, die sich seit mehr als drei Jahrzehnten für die kulturelle Bildung einsetzt. Im Mittelpunkt steht immer der Gedanke der Partizipation: Junge Menschen sind nicht nur Teilnehmende, sondern mit ihrer Lebensrealität und künstlerischen Ideen auch Experten mit Wissen und Erfahrungen.

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In der öffentlichen Wahrnehmung ist die jeden Sommer stattfindende Musiktheaterproduktion das Herzstück der BAJMT. Junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren erarbeiten unter Anleitung erfahrener Coaches eine professionelle Inszenierung: Ausverkaufte Vorstellungen im Rahmen des Festivalsommers der Kammeroper Schloss Rheinsberg haben sich zur Regel etabliert, die Resonanz geht über Brandenburg und Berlin hinaus.
In der Innenperspektive geht es weniger um das finale Kunstwerk auf der Bühne des Rheinsberger Schlosstheaters. Es sind die Prozesse, die während des mehrmonatigen Produktionszeitraums Impulse freisetzen und für das so oft zitierte „Musiktheater von Morgen“ sowie die Lebensrealität der kulturpolitischen Zukunft Weichen stellen. Sie schaffen Raum für ein praktisch gelebtes und diskursives Theaterlabor. So versteht sich die BAJMT mehr als eine jährlich stattfindende, partizipative Musiktheaterproduktion, die punktuell Synergien freisetzt. Sie will ein Langzeitprojekt sein, das mit diversen Formaten ganzjährig und an unterschiedlichen Orten ein Netzwerk kreiert, das einen fachlichen, soziologischen und politischen Beitrag zur DNA des Musiktheaters leistet.

Neben Veranstaltungen im brandenburgischen Rheinsberg wurden bisher Workshops und Fachtagungen unter anderem in München und Heidelberg angeboten. Themen wie jugendliche Lebenswelten, Digitalität im Musiktheater oder Stimme und Gender werden dann bearbeitet. Dieser Vielfalt versucht die BAJMT durch Onlineformate zusätzlichen Raum zu geben – es scheint nur logisch, dass dieses Netzwerk zu einem analog-digitalen Hybrid geworden ist.

Eine der dezentralen Fortbildungsreihen ist die „Spotlight Series“: Im vergangenen Herbst kamen unter dem Motto „Musiktheater mit Kindern und Jugendlichen – neue Perspektiven und Herausforderungen“ an fünf Terminen Gruppen online in wechselnder Besetzung zusammen. Es entstand eine diverse Community mit Vertretern von Staats- und Stadttheatern, Freischaffenden, Lehrerenden und Musikpädagoginnen, ehrenamtlichen Theatergruppenleitenden und Studierenden. Neue konzeptionelle Ansätze des Musiktheaters mit Kindern und Jugendlichen wurden aus unterschiedlichen künstlerischen und institutionellen Perspektiven diskutiert. Die Schwerpunkte der einzelnen Online-Sessions zogen sich von Engagement und Befähigung junger Menschen und inklusiven Ansätzen, über Konzeption und Aufrechterhaltung effektiver Bildungs- und Vermittlungsprogramme, bis hin zu neuen Formaten im Bereich der künstlerischen Forschung sowie strukturelle und finanzielle Aspekte.

Im kommenden Frühjahr erweitert die „Backstage! Series“ den Diskursraum mit einem weiteren Schwerpunkt, gerichtet an junge Menschen: Es geht hinter die Kulissen und rückt unterschiedliche Theaterberufe in den Fokus, auch jene, die nicht „on stage“ sind und oft eher im Hintergrund agieren. Das sind zum Beispiel Beleuchtung, Ton und Video, Bühnentechnik und Gewerke in den Werkstätten, Schneiderei und Maske, das Künstlerische Betriebsbüro, Inspizienz, Abendspielleitung und die Kantine. Neben Expertinnen vom Fach sind Alumni vergangener BAJMT-Produktionen mit von der Partie, die mittlerweile den professionellen Weg eingeschlagen haben. Das Netzwerk nährt sich also zunehmend aus sich selbst heraus.

Ein solches Netzwerk lebt von seinen Herausforderungen. Eines der großen Ziele ist es, durch Fortbildungen nachhaltig wirksam zu sein. Zwar hat sich bereits eine partnerschaftliche Lernkultur entwickelt, doch systematische Qualifizierungen zu etablieren, bleibt eine langfristige Aufgabe. Hinzu kommt, dass der persönliche Austausch in Präsenz aufgrund des begrenzten Zeitbudgets vieler Akteur*innen oft schwer realisierbar ist. Die Vision der Bundesakademie für junges Musiktheater bleibt dennoch klar und sie geht über den Moment hinaus: Sie will zur zentralen Anlaufstelle für Fragen des jungen Musiktheaters in Deutschland werden. Es geht um Mut, Innovation und die Förderung jener, die das Musiktheater von Morgen gestalten werden.

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