Mit einem verstärkt künstlerischen Schwerpunkt und veränderter Struktur hat die Akademie der Kulturellen Bildung ihre erfolgreiche Qualifizierung in Elementarer Musikpädagogik neu ausgerichtet. Die ersten Absolvent*innen der dreistufigen Weiterbildung krönten im September mit zwei Konzerten im Remscheider Teo Otto Theater ihren Abschluss.
Die Elementare Musikpädagogik (EMP) an der Akademie der Kulturellen Bildung in Remscheid verbindet auf ideale Weise Musik, Bewegung, Stimme, Instrument und Material. Sie ist eine modern ausgerichtete Musik- und Bewegungspädagogik. Die EMP bildet vielseitig, interdisziplinär, ressourcenorientiert und in Verbindung mit neuen Medien die Grundlage für zeitgemäße Unterrichtskonzepte für Gruppen aller Altersstufen und jeglicher Größe.
Herbert Fiedler, Leiter des Fachbereichs Musik, entwickelte mit Unterstützung der Tanzpädagogin Jana Schmück ein völlig neues Konzept für die bereits seit Jahren erfolgreiche Ausbildung in der Elementaren Musikpädagogik an der Akademie der Kulturellen Bildung. Es besteht aus drei aufeinander aufbauenden Stufen: EMP Basic, Advanced und High Performance. Die Abschlussklasse war in diesem Jahr die erste, welche die neue, dreistufige Qualifizierung durchlief und mit zwei Konzertabenden im Remscheider Teo Otto Theater krönte. Drei Jahre lang reisten zehn Künstler*innen dafür aus dem ganzen Bundesgebiet nach NRW, um sich in Remscheid in Elementarer Musikpädagogik fortzubilden. Gemeinsam erforschten sie in intensiven Arbeitswochen die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten und Verknüpfungen von und mit Musik. Neben musikalischer und künstlerischer Entwicklung standen immer die eigene Haltung und Persönlichkeit im Vordergrund.
„Mit der EMP-Weiterbildung in Remscheid verbinde ich persönliches Wachsen, unzählige schöne Begegnungen und Erlebnisse sowie eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre, die zu jeder Zeit fordernd wie inspirierend war“, fasst der Heidelberger Musiker Manuel Stegmüller seine Erfahrung zusammen. Im dritten Qualifizierungsjahr, der Masterclass EMP High Performance, stand vor allem die Weiterentwicklung des eigenen künstlerischen Ausdrucks im Fokus – auf dem Instrument, in der Bewegung, mit der Stimme und medialen Mitteln. Allen durch die Pandemie entstandenen Widerständen zum Trotz entwickelten die zehn Musiker*innen in einer sehr persönlichen Handschrift jeweils ein eigenes Solostück.
Neben der künstlerischen Arbeit stellte die EMP-Masterclass auch das nötige Handwerkszeug in den Mittelpunkt, ohne das eine Präsentation auf der Bühne unmöglich ist. Fachbereichsleiter Herbert Fiedler erklärt: „Unsere Teilnehmer*innen erleben alle notwendigen Prozesse vor Ort – das Einrichten von Licht, Ton, Requisiten. Das ist ein Prozess, der den meisten Menschen nicht bekannt ist, denn sie sehen ‚nur‘ das Produkt und wissen nichts über die viele Arbeit im Vorfeld. Dies in die Qualifizierung einbauen zu können, ist besonders. Wir sind über die Kooperation mit dem Teo Otto Theater in Remscheid sehr dankbar, denn sie ermöglicht unseren Teilnehmer*innen, die Arbeitsschritte einer professionellen Produktion mitzuerleben und ihre Werke auf die Bühne zu bringen.“
Nach intensiver Vorbereitung präsentierten an zwei Abenden jeweils fünf Künstler*innen unter dem Titel „vonwegenbewegen – musikerleben“ ihre 20-minütigen Solostücke. Darin ging es um Herkunft und Heimat, um fragwürdig gewordene Identitätsentwürfe und Geschlechterrollen, um die Suche nach Glück und den eigenen Weg sowie um ein nachhaltiges Zusammenleben auf der Erde.
In den multimedialen Performances wurde die gesamte Vielfalt der Musik erlebbar. So vermittelte Krasimira Kostova mit Cello, Folklore, Tanz und Gesang in einer audiovisuellen Erzählung ein kleines Stück ihrer bulgarischen Heimat. Robert Fiedler dagegen erforschte, wie sich der Zufall choreografieren lässt. Er nutzte seinen Körper als Instrument, um die Musik bildlich mit Bewegung zu untermalen. Mit Gitarre, Bewegung und Gesang widmete sich Maria Schüritz Themen von Heimat und Flucht zwischen Leipzig und Marrakesch. Eine intensive Auseinandersetzung, die künstlerisch eine der großen aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen aufgriff. Besonders beeindruckte auch Torsten Ax. Der Kölner Musiker erzählte in „Many Beginnings“ eine autobiografische Wahrnehmungsgeschichte in Text, Ton und Tanz, für die er in einem faszinierenden Setting Stimme und Instrumente loopte und zu einer Gesamtkomposition verschmelzen ließ.
Am Ende der Konzerte badeten die frisch gebackenen Absolvent*innen nicht nur in viel Applaus, sondern sammelten noch Geld für einen guten Zweck. Mehrere hundert Euro konnten sie im Rahmen der Musikabende für die Opfer der Flutkatastrophe spenden.