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Neue Power für die Zukunft des Musiktheaters

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Drei Jahre Bundesakademie für junges Musiktheater #BAJMT in R
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Aufführungen von und mit Jugendlichen, neue Wege in Theorie und Praxis für Musiklehrende, Vernetzung für Akteure des Jugendmusiktheaters: In den letzten fast drei Jahren haben sich über 100 Lehrende, Vermittler und wissenschaftlich Beobachtende in Rheinsberg mit Musiktheater beschäftigt – und etwa 50 Jugendliche.

Wie begeistern wir Kinder und Jugendliche für diese Kunstform, die unmittelbar wie kaum eine andere Reflexion und Emotion verbindet, doch die auch schwer zugänglich scheint? Wie können soziale und geografische Barrieren überwunden werden? Wie finden Kinder den Weg zum musikalischen Theater, wie locken Lehrende Jugendliche aus der Reserve – und wie machen sich junge Menschen das Musiktheater zu Eigen, finden ihre Ausdrucksform und gestalten ihre Themen? Darum geht es an der Bundesakademie für junges Musiktheater in Rheinsberg.

1991 als Musikakademie und Haus für junge Künstler gegründet, fördert die Musikakademie Rheinsberg seit 2011 als Bundesakademie Kinder und Jugendliche im Bereich Musiktheater. Dank der Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend konnte seit 2019 ein weiterer Ausbau der Aktivitäten in Zusammenarbeit mit einem Expertengremium inhaltlich erörtert, strukturiert und geplant werden: In Konsequenz wurde 2020 die „Bundesakademie für junges Musiktheater“ #BAJMT als eigenständiger Bereich der Musik­akademie geboren. Wichtige Akteure der Musiktheaterpädagogik brachten ihre Kompetenz und Erfahrung ein, Angebote und Aktivitäten werden stetig erweitert und intensiviert, so dass es nun ganzjährig ein großes Angebot an Workshops, Fortbildungen und Fachtagen für alle Aktiven und Interessent*innen im Bereich des jungen Musiktheaters gibt.

Doch nicht nur Wissensvermittlung ist Ziel und Aufgabe der #BAJMT: Vernetzung von Nachwuchs und Künstler*innen aus verschiedenen Bereichen des Musiktheaters, Förderung des Austauschs zwischen Praktiker*innen und Wissenschaftler*innen und Quali­fizierungsmöglichkeiten für Spiel­lei­ter*innen und Pädagog*innen – das Angebot ist vielseitig und bringt Menschen verschiedenen Alters und verschiedener Professionen zusammen, die die Leidenschaft zu jungem Musiktheater teilen.

Herzstück der #BAJMT ist eine jährliche Opernproduktion, die junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren unter professionellen Rahmenbedingungen eigenständig konzipieren und realisieren – sowohl als Sänger*innen auf der Bühne als auch als Regisseur*innen, Bühnen- und Kostümbildner*innen.

Die Mitwirkenden, in einem bundesweiten Auswahlverfahren ermittelt, erarbeiten unter Anleitung von Coaches in mehreren Workshops ihre Grundkonzeption der Oper. Dieses Konzept wird in der Produktionsphase vor Ort gemeinsam mit den Coaches umgesetzt und im Rahmen der Kammeroper Schloss Rheinsberg vor Festspielpublikum aufgeführt. Somit sind die ­#BAJMT-Produktionen so etwas wie die kleinen Geschwister der Kammeroper, die bereits fertig ausgebildeten, jungen Profi-Sänger*innen eine Bühne bietet: Jugendliche und junge Erwachsene mit Leidenschaft für das Musiktheater können an der Schwelle zur Berufswahl ihrem Interesse folgen, ihre Fähigkeiten erproben wie erweitern und dabei unschätzbare Erfahrungen machen. Mit den Produktionen der #BAJMT werden künstlerische Nachwuchstalente gefördert, die am Anfang eines künstlerischen Studiums stehen oder sich für ein solches Studium interessieren. Rund 50 Absolvent*innen der vergangenen zwei Jahre konnten so bereits wertvolle praktische Erfahrungen auf und hinter der Bühne sammeln, die zur Entwicklung der eigenen Künstlerpersönlichkeit beitragen und das künstlerische sowie persönliche Selbstbewusstsein stärken.

Die #BAJMT startete unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Pandemie: Bis zur finalen Produktionsphase musste die Vorbereitung in den digitalen Raum verlegt werden, auch die Fortbildungen fanden online statt. Trotz der widrigen Umstände präsentierten die Teilnehmer*innen im Juli 2021 die drei „Opéras-minute“ des französischen Komponisten Darius Milhaud in einer überzeugenden Inszenierung: Die erste Produktion war direkt ein Erfolg, das Konzept war aufgegangen.

2022 brachte ein neues Wagnis: Mit Auftragskompositionen an drei junge Komponist*innen wurde der Gedanke von interdisziplinärer Zusammenarbeit noch vertieft; Christoph Breidler, Emre Dündar und Margarete Huber komponierten jeweils eine Kurzoper, Studierende einer Dirigierklasse in Detmold übernahmen die musikalische Leitung. 24 Teilnehmende, ausgewählt aus über 40 Interessierten, kamen aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen, darunter viele mit internationaler Herkunft unter anderem aus Ägypten, China, Italien, Polen, Russland und Spanien. Auch dieser heterogene Abend mit einem neuen Team aus Coaches überzeugte künstlerisch und inspirierte alle Beteiligten – auch die Teilnehmenden der #BAJMT-Tagung „Jugendliche Lebenswelten“.

Die erfolgreiche Arbeit dieser beiden Jahre, in denen die #BAJMT nicht nur die zwei großen Musiktheaterproduktionen realisierte, sondern auch zahlreiche Fortbildungen durchführte, würdigte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2022 mit einer Förderung, die verdoppelt wurde und nun auf Dauer angelegt ist. „Nun können wir langfristig planen und ein noch besseres Angebot für die so wichtige Arbeit im Bereich Musiktheater für und mit Jugendlichen entwickeln“, so der Akademieleiter Felix Görg.

Aktuell steckt die #BAJMT in den Vorbereitungen für die im Februar und Mai stattfindende Qualifizierung zum/zur Spielleiter*in Jugendmusiktheater, die sich an Lehrende an Schulen und Musikschulen und Pädagogik Studierende richtet, sowie für die nächste Opernproduktion 2023, bei der die #BAJMT in die märchenhafte Welt von Henry Purcells „The Fairy-Queen“ eintaucht.

Ein professionelles Team um den erfahrenen Regisseur Sybrand van der Werf (Salzburger Festspiele, Theater Dortmund, Theater Mannheim u.v.m.), der schon die erste Produktion begleitete, wird die Mitwirkenden auf dem Weg zur Entwicklung ihrer eigenen Ideen begleiten und unterstützen.

 

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