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Opernentdeckung zu Ostern

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Die Musikakademie Rheinsberg feiert 20. Geburtstag mit Grétrys „Das Urteil des Midas“
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Am 2. April 2011 feiert die Musik­akademie Rheinsberg ihr 20-jähriges Bestehen. Während am Nachmittag und Abend dieser denkwürdige Anlass auf vielfältigste Weise begangen wird, laufen unter der Woche die szenischen Proben für André-Ernest-Modeste Grétrys Komische Oper „Das Urteil des Midas“ auf Hochtouren. Nicht erst seit der Einweihung des Wiederaufbaus des Schlosstheaters 1990 gehört eine jährliche Opernentdeckung zu Ostern zum festen Konzept der Akademie. Ein Konzept, das Historie, Zeitgeist und pädagogischen Nutzen aufs engste miteinander verbindet.

Ganz im Sinne des einstigen Erbauers des Schlosstheaters Rheinsberg, Prinz Heinrich von Preußen, versucht man den damaligen Spielplan zu rekonstruieren. Heinrich bewies seinerzeit ein sensibles Gespür für Neues auf dem Opernmarkt. Neben den Reformopern Glucks lagen ihm besonders Novitäten des französischen und italienischen Repertoires am Herzen. Ob Grétrys „Midas“ damals in Rheinsberg zur Aufführung kam, ist nicht gewiss. Bekannt ist allerdings, dass der 1741 in Lüttich geborene Komponist zu Heinrichs Favoriten gehörte. Schon 2001 wagte sich die Akademie mit „Kassander oder Das sprechende Bildnis“ an eine Grétry-Oper, die sich als glücklicher Griff erwies. Was macht den damals so populären und heute fast vergessenen Opernkomponisten aus? Vor allem ist es seine Suche nach neuen Ausdrucksformen, die den erstarrten Rahmen französischer und italienischer Opernschemata seiner Zeit sprengen. Die wahre Empfindung steht hier im Vordergrund.

So lässt er seinen Hauptprotagonisten Apoll in einem Sängerstreit siegen. Dem Richter Midas, der sich für italienisches Virtuosentum und derben französischen Volksgesang der Konkurrenten entscheidet, wachsen am Ende die legendären Eselsohren. Doch Grétry vermittelt weit mehr als diese gleichnishafte Moral: In der quirligen Geschichte fehlt es nicht an Intrigen, Amouren oder Sticheleien. Die neun Solisten sind in großangelegten Ensembles vereint, in denen Grétry ein wahres Füllhorn musikalischer Einfälle gießt. Das sind keine Ohrwürmer, sondern kleine, immer neue überraschende Gedanken, die dem Ganzen auch außerhalb der Dialoge einen ausgeprägten Konversationscharakter verleihen. Das gibt dem durchweg jungen internationalen Ensemble Gelegenheit, alle Facetten ihres Könnens auszuloten. Für einige der Sängerstudenten und -absolventen wird es die erste umfassende Bühnenerfahrung sein. Die reichlich fünf Wochen Probenzeit in Rheinsberg gleichen somit einem Intensivkurs auf dem Gebiet Musiktheater. Auch am Pult des Orchesters „1770“, das  sich vorwiegend aus Studenten der beiden Berliner Musikhochschulen rekrutiert, steht ein junger Dirigent. Nach einem Cellostudium und Engagement an der Komischen Oper Berlin konnte sich Elias Grandy auch als Dirigent bereits im In- und Ausland erste Sporen verdienen. Das junge Inszenierungsteam mit der in Erfurt lebenden Regisseurin Barbara Schöne, der ebenfalls aus Thüringen stammenden Bühnenbildnerin Helke Hasse und der Berliner Kostümbildnerin Anja Winkler komplettieren den Kopf der Produktion.

Premiere wird am Ostersamstag, dem 23. April 2011, sein, weitere Vorstellungen am 24., 29., 30. April, 1., 7. und 8. Mai im Schlosstheater Rheinsberg!

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