„Lasst mal beim ersten Stück die Fenster offen“, rief Dirigent Stephan Schulze den Musikern des JugendJazzOrchesters NRW zu. Mit „On A Clear Day“ wiesen die Jazzer dann am späten Vormittag des 14. September die Nachbarschaft klangvoll darauf hin, dass an diesem Sonntag in der Landesmusikakademie NRW in Heek-Nienborg gefeiert wurde: Die Akademie wurde 25.
Eigentlich wäre dieser musikalische Weckruf aber gar nicht nötig gewesen, denn schon seit Samstag, 13. September, beging die Akademie das Jubiläum. Den ersten Teil des zweitägigen Festes bildete die Veranstaltung „Kultour³“, mit der neben der Landesmusikakademie NRW das ebenfalls seit 25 Jahren bestehende Künstlerdorf Schöppingen und das vor zehn Jahren gegründete rock’n’pop-museum Gronau ihre Geburtstage feierten.
Die „Kultour³“-Ehrengäste kamen daher am Samstagnachmittag vom Festakt in Schöppingen per Bus zur Akademie. Bei bestem Spätsommerwetter erlebten sie gemeinsam mit vielen Einheimischen an 40 festlich gedeckten Tischen im Amtsgarten den offiziellen Festakt zum Akademie-Jubiläum, der mit einer faustdicken Überraschung enden sollte.
Das Landesblasorchester (Leitung: Renold Quade) und das Landesspielleute-Korps (Leitung: Henner Schumann) des Volksmusikerbundes NRW eröffneten die Feierstunde mit einem Platzkonzert. Reinhard Knoll, Vorsitzender des Trägervereins der Landesmusikakademie, begrüßte die Gäste und übergab mit den Worten „In 25 Jahren ist ja einiges passiert“ an Raimund Pingel, den Vorsitzenden der Fördergesellschaft. Dieser schilderte, mit welchem persönlichen Engagement die Gründungsphase der Akademie verbunden war. Nach einem Grußwort von Landtagspräsidentin Carina Gödecke erklang als Uraufführung die von Max Hundelshausen (23) komponierte Jubiläumshymne. Der Komponist ist zwölffacher Preisträger der Landeswettbewerbe „Jugend komponiert“. Es spielte wieder das Landesblasorchester.
Anschließend würdigten Ute Schäfer, Landesministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, und Christina Rau, Stiftungsratsvorsitzende des Künstlerdorfs Schöppingen, in einer von Knoll moderierten Gesprächsrunde die Bedeutung des dreifachen Geburtstags von Künstlerdorf, Landesmusikakademie und Museum für die regionale und überregionale Kulturlandschaft. Dann wurde der „Hörort Amtsgarten“ vorgestellt. Die Künstler Andreas Oldörp, Christof Schläger und Ralf Schreiber sowie viele Kinder entwickelten dafür im Rahmen des Klangkunstprojekts „Soundseeing“ eindrucksvolle Klangskulpturen. Für großen Jubel sorgte Ministerin Schäfer schließlich kurz vor Weiterfahrt des Busses nach Gronau: Sie sagte der Landesmusikakademie 600.000 Euro für die Fertigstellung eines zusätzlichen Gebäudes zu.
Nach dem offiziellen Festakt präsentierte sich die Akademie dann am Sonntag gemeinsam mit vielen örtlichen Vereinen bei einem Tag der Offenen Tür. Neben den eingangs erwähnten Jung-Jazzern spielten und sangen dabei die JungeBläserPhilharmonie NRW, das Kinderorchester NRW, der Bonner Jazzchor, das 1. Essener Akkordeonorchester, das SeniorenZupfOrchester NRW „altra volta“, das JugendZupfOrchester, der Cäcilien-Chor und der Jugendchor Nienborg, der Musikverein Nienborg und der Spielmannszug Heek, das Ensemble Grenzen.los und das LandesJugendAkkordeonorches-ter NRW in den verschiedenen Räumen der Akademie, in der Pfarrkirche und im ganzen Ort. Zudem hatte das Projekt create music die Sängerin Morina Miconnet und die Bands Oceanview und Acrobat Flavour eingeladen. Ensembles von Landes- und Bundespreisträgern des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ zeigten ebenfalls ihr großes musikalisches Können. Als „Musikdetektive“ konnten Kinder zudem die Gebäude der Akademie erforschen.
Bei diesem Fest im Herzen Heek-Nienborgs gab es viel Musik und viel Spaß an zahlreichen Ständen im Ortskern. Einwohner und Gäste feierten gemeinsam und bezeugten so, dass die Landesmusikakademie mit ihrem Standort in NRW längst eng verbunden ist. Auch die Musiker wussten das zu würdigen. „Man ist zurückgezogen, aber nicht abgeschnitten“, betonte Thomas Haberkamp, Geschäftsführer des JugendJazzOrchesters NRW. „Die Ausstattung ist vorbildlich“, lobte er. „Einen 1a-Stellenwert für Laienmusiker“ maß Dr. Robert von Zahn, Generalsekretär des Landesmusikrats NRW, der Akademie zu. „Die Akademie braucht regionale Wurzeln“, hob er hervor. Die Jubiläumsveranstaltungen mit Gästen und Freunden aus ganz Deutschland haben gezeigt, wie stark diese Wurzeln schon sind und wie weit die Akademie zugleich landes- sowie bundesweit ausstrahlt.