Ohne Pandemie hätte in diesem Jahr der 30. Internationale Sondershäuser Meisterkurs stattgefunden. Nach mehreren Verschiebungen in 2020 und 2021 stand nun die 29. Auflage auf dem Programm und widmete sich der Violine. Unter der Leitung von Friedemann Eichhorn, Weimar, arbeiteten zehn Teilnehmende aus fünf Ländern und mit noch mehr Nationalitäten elf Tage in der Thüringer Landesmusikakademie Sondershausen (TLMA).
Die Teilnehmenden waren wie so oft vielfache Preisträger*innen renommierter nationaler und internationaler Wettbewerbe sowie Stipendiat*innen zum Beispiel der Studienstiftung des Deutschen Volkes oder der Deutschen Stiftung Musikleben. Während die erste Woche von Einzelunterricht und individuellem Üben geprägt war, stand in den letzten drei Tagen in Vorbereitung auf das Abschlusskonzert die Zusammenarbeit mit dem Loh-Orchester Sondershausen im Mittelpunkt. Eine Zäsur bildete traditionell der Sonntag: am Vormittag fand eine Matinee statt, in der die Teilnehmenden in der Franz-Liszt-Halle im Marstall kammermusikalisch und solistisch zu erleben waren. Am Nachmittag wurde nach langer pandemiebedingter Pause wieder zum KulturCafé in das Café im Gästehaus eingeladen, wo Friedemann Eichhorn mit Joachim Kreyer, Kulturfreund und ehemaliger Bürgermeister Sondershausens, über den Kurs, die Musik und die Stadt plauderte.
Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war die erstmalige Verknüpfung des Meisterkurses mit dem Sondershäuser Kompositionswettbewerb.
Komposition für Orchester
Dieser Wettbewerb, ebenfalls in Trägerschaft der TLMA, richtet sich an Komponist*innen bis 30 Jahre, mit der Maßgabe, während des Aufenthaltes in Sondershausen ein Werk für das Loh-Orchester zu schreiben. Preisträger 2021 war Romeo Wecks, der im Sommer des letzten Jahres das Werk „Irrlicht“ schrieb. Wecks, der bereits 2018 anonym die Jury des Sondershäuser Kompositionswettbewerbes von sich überzeugt hatte, profitierte davon, den Raum und das Orchester bereits zu kennen. Zur Solovioline (Friedemann Eichhorn), dem Streichorchester und effektvoll eingesetztem vielfältigem Schlagwerk traten vier Solobläser an verschiedene Seiten des Raumes.
Dem Titel „Irrlicht“ entsprechend verbreitete sich eine diffuse, später bedrohliche Stimmung. Der Wettbewerb wird durch die GSES Glückauf Sondershausen Entwicklungs- und Sicherungsgesellschaft mbH finanziert. Im Abschlusskonzert des Meisterkurses waren neben Friedemann Eichhorn mit der Uraufführung ausgewählte Teilnehmende zu erleben: Maya Wichert, János Mátyás Stark, Stefan Zientek, Arthur Trælnes, Lorenz Karls und Hana Chang. Sie brachten beeindruckend einzelne Sätze der Violinkonzerte von Mendelssohn Bartholdy, Mozart, Beethoven und Tschaikowsky sowie das Violinkonzert d-Moll op. 47 von Sibelius zu Gehör.
Lange Traditionen
Meisterkurse in Sondershausen haben eine lange Tradition, die bis in die Zeit des fürstlichen Konservatoriums im 19. Jahrhundert zurückreicht. Nachdem sie viele Jahre von Prof. Wolfgang Marschner, Violine, geleitet wurden, finden sie seit 2012 für jährlich wechselnde Instrumente und Gesang statt. Sie werden traditionell von der Stadt Sondershausen und der Sparkassen-Kunststiftung für den Kyffhäuserkreis gefördert.
2023 wird Prof. Michael Martin Kofler, Solo-Flötist der Münchner Philharmoniker und Universitätsprofessor am Mozarteum Salzburg, den Kurs leiten.
Auch für das kommende Jahr ist eine Verzahnung des Sondershäuser Kompositionswettbewerbs mit dem Sondershäuser Meisterkurs vorgesehen. Die Ausschreibung für die Teilnahme am Wettbewerb ist unter www.landesmusikakademie-sondershausen.de veröffentlicht und die Bewerbung bis zum 15. April 2022 möglich.