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25 Liebeserklärungen

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Eine Übersicht über Musikschulinstrumente der Musikschule Mönchengladbach
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Dieses Buch ist etwas Besonderes. Auf dem Cover wachsen zarte Blumen, deren Blüten Instrumente sind. Der Titel erklärt es: „25 Liebeserklärungen – die Instrumente der Musikschule Mönchengladbach“. „Als ich dieses schöne Buch in die Hand nahm, fühlte es sich an wie ein Geschenk“, sagt Matthias Pannes, Bundesgeschäftsführer des Verbandes der Musikschulen:„So ein schlüssiges und qualitativ erstklassiges Buch habe ich bisher in der Musikschullandschaft noch nicht gesehen.“

Eineinhalb Jahre lang hat ein Team um den Mönchengladbacher Musikschulleiter Christian Malescov dieses medienübergreifende Projekt entwickelt. Finanziert wurde es vom Förderverein. Die „25 Liebeserklärungen“ stellen alle Instrumente vor, die in der Musikschule ihr Zuhause haben. Weil sich Musik mit Worten nur begrenzt beschreiben lässt, wird jedes Kapitel durch einen Film mit Hörbeispielen und Statements der Musiker ergänzt. Die Filme sind über QR-Code und Kurz-URL am Kapitelende abrufbar. „Dieses innovative Projekt ist ein Beispiel, wo Digitalisierung wirklich Sinn macht. Wertiger geht es nicht“, sagt Holger Müller, Vorsitzender des Landesverbandes NRW. „Und es ist ein charmantes Ausrufezeichen: Das sind wir – die Musikschule Mönchengladbach.“

115 Absolventen, Lehrer und Schüler kommen in Buch und Film vor. Manche sind für die Filmaufnahmen extra aus Wien, Berlin oder Chemnitz angereist. „Die Bereitschaft zur Mitarbeit und Verbundenheit mit der Musikschule waren für uns überwältigend“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Annette Bauernfeind-Gormanns, die mitgearbeitet hat.

Die erste Auflage der „25 Liebeserklärungen“ mit 1.100 Exemplaren war bereits nach acht Wochen vergriffen, die zweite wird gerade gedruckt. „Wir haben anscheinend einen Nerv getroffen, weil wir klassische Bildung durch ein Buch mit Handy, QR-Code und Internet verbinden“, erklärt Malescov. Was sicher auch eine Rolle spielt: Die Texte der Journalistin und Autorin Silke Jüngermann-Schnettler sind nicht sachlich-spröde wie Wikipedia-Einträge, sondern bildhaft, emotional und persönlich. Sie hat für jedes der 25 Ins-trumente selbst eine Unterrichtsstunde genommen. „Das Buch ist super recherchiert, auf den Punkt gebracht und voller witziger Vergleiche mitten aus dem Leben“, sagt die Cellistin Sabine Heiwolt. Jedes Kapitel stellt den Charakter eines Instruments vor – die sanfte, samtige Bratsche, das charmante Nilpferd Tuba, den Individualisten Fagott oder die sträflich unterschätzte, quirlige Blockflöte. Es werden prägnante Musikbeispiele erklärt und Musiker aus dem Musikschul-Umfeld porträtiert: vom Solo-Trompeter des Leipziger Gewandhausorchesters bis zum Musical-Star oder Hochzeitsmusiker. Komplexe Dinge werden in den Texten einfach und anschaulich erklärt. So lernt man bei der E-Gitarre in drei Sätzen, wie die Töne durchs Stromkabel fließen. Für Malescov ist es wichtig, Kinder und Erwachsene anzusprechen, „denn kein Kind sollte bei der Auswahl seines Instruments alleine gelassen werden.“

Das Handbuch wirkt aufgeräumt, die Instrumente werden alphabetisch vorgestellt. Aber es gibt viele kleine Überraschungen. „Wir wollten eine gute Lesbarkeit, aber auch Spannung und Abwechslung“, erklärt die Designerin Nicole Weuthen, die das Buch liebevoll und individuell gestaltet hat. Alles wirkt leicht und verspielt, doch nie knallig-kitschig. Wer das Buch aufschlägt, bleibt auch hängen an den kunstvoll komponierten Bildern des Kontrabasslehrers Nils Imhorst. Jedes Foto ist eine eigene Liebeserklärung. Viele haben einen leisen Witz. So guckt aus der Tuba oben der Kopf eines kleinen Mädchens heraus. Und der Mönchengladbacher Oberbürgermeister Felix Heinrichs zieht beim Vorwort zur Begrüßung lächelnd den Bühnenvorhang des Konzertsaals der Musikschule auf. Er wirbt auch auf Facebook für das Buch und verschenkt es an Gäste der Stadt.

Der 17-jährige Bratschenschüler Leonard Jüngermann hat die fünf- bis achtminütigen Videos gefilmt und geschnitten. „Das kann ich kaum glauben“, sagt Matthias Pannes, „denn das ist hochprofessionell gemacht.“ Gezeigt werden temporeiche Clips mit Auszügen aus exemplarischen, eingängigen und sehr energetischen Musikstücken. Statements der Musiker machen die Menschen und ihre Emotionen sichtbar. So sagt die Orgelstudentin Julia Haak: „Ich wollte das Maximum an Musik rausholen, das ich in ein Instrument quetschen kann. Dafür ist die Orgel perfekt.“ „Das musikalische Niveau ist erstaunlich“, sagt Pannes. „Da zeigt sich eine gute Ausbildung.“ Und sicher auch, dass in Mönchengladbach viel Wert darauf gelegt wird, dass die Lehrer selbst künstlerisch aktiv bleiben. Die Geigenlehrerin Elena Corona hat acht- bis elfjährigen Kindern aus einer Förderschule mehrere Filme gezeigt. „Sonst sind sie bei Filmen immer sehr unruhig und hibbelig“, sagt sie. „Aber dieses Mal haben sie still mit offenen Augen und Mündern gestaunt und nur Bewegungen gemacht, als würden sie selbst musizieren.“

Auch wenn das Projekt für die Beteiligten unzählige Stunden Engagement bedeutete: „Wir würden es alle sofort wieder machen“, so Malescov. Das Buch wirbt in Zeiten des Nachwuchsmangels auch für den wunderbaren Beruf des Musikschullehrers. Christian Malescov geht im Sommer in den Ruhestand. Holger Müller findet: „Mit so einem Projekt als Schluss-Statement kann er sich bestens verabschieden.“

Das Buch kann für 7,50 Euro incl. Porto bestellt werden unter: musikschule [at] moenchengladbach.de (musikschule[at]moenchengladbach[dot]de)

 

 

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