Matthias Pannes, seit 2005 Bundesgeschäftsführer des Verbands deutscher Musikschulen (VdM), übergibt sein Amt in diesem Jahr an seinen Nachfolger Holger Denckmann. Barbara Haack sprach mit ihm für die nmz über Erfahrungen und Erlebnisse, Chancen und Herausforderungen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Bekenntnis zu Musikschulen weitertragen
Barbara Haack: Dies ist kein Abschieds-Interview. Bis Ende September bist du noch im Amt – und wirst auch darüber hinaus in einigen Funktionen für den Verband tätig sein. Neben einem Gespräch über Aktuelles soll hier aber auch schon ein Rückblick gestattet sein. In dieser langen erlebnis- und ereignisreichen Zeit als Bundesgeschäftsführer des VdM: Welches waren Highlights oder Meilensteine, die du miterlebt und mitgestaltet hast?
Matthias Pannes: Am Beginn war es zunächst das Zusammenwachsen zu einem Netzwerk von Landesverbänden und Bundesverband, das mich und uns im Bundesvorstand bewegt hat. Wir wollten die gemeinsame und gemeinschaftliche Arbeitsweise intensivieren. Heute ist es ganz klar, dass wir nur zusammen für unsere Mitglieder da sein können. Diese gemeinschaftliche Haltung ist in den Jahren immer stärker gewachsen. Darüber bin ich sehr froh.
In einem Verband, der 2005, als ich das Amt von Rainer Mehlig übernehmen durfte, ja schon 53 Jahre existiert hatte, war so vieles für die Musikschulen schon erreicht, sei es durch den Bildungsgesamtplan und den Ergänzungsplan musisch-kulturelle Bildung in den 1970er-Jahren, sei es auch durch das Zusammenwachsen der beiden deutschen Staaten und der Musikschulen in den beiden Ländern. Dazu haben viele große Menschen, Diethard Wucher, Uli Marckardt, Rainer Mehlig, Reinhart von Gutzeit, Werner Mayer und viele, viele andere beigetragen.
Strömungen und Bedarfe
Sich auf den Lorbeeren von Meilensteinen auszuruhen wäre die falsche Herangehensweise. Als Verband muss man ja seismographisch tätig sein, Strömungen und Bedarfe aufnehmen und versuchen, sich gemeinsam in die richtige Richtung zu fokussieren. Das ist ein permanenter Prozess. Die Motivation für dieses gemeinschaftliche Arbeiten wachzuhalten und nach Kräften zu fördern, war mir immer ein Anliegen, ob hier im Team in der Bundesgeschäftsstelle oder mit den Kolleginnen und Kollegen in den Landesverbandsgeschäftsstellen und den verschiedenen Vorständen auf Bundes- und Landesebene. Dass der Flow dieses Netzwerks weiter lebendig ist, hat mich über die ganzen Jahre bewegt und motiviert. Und es ist für mich auch ein schönes Gefühl, dass diese Verbindungen untereinander so harmonisch und gut gewachsen sind, dass man sich in den verschiedenen Ebenen gut aufeinander verlassen kann.
Haack: Wenn wir doch einmal nach Meilensteinen suchen: Um 2010 herum war ein großes Thema das Positionspapier der Kommunalen Spitzenverbände.
Pannes: Das war ein wunderbarer Dreiklang, der in dieser Zeit mit Grundlagenpapieren geschaffen wurde: zunächst die Überarbeitung des VdM-Strukturplans 2009 und dann dieses gemeinsame Positionspapier zur Musikschule aller drei Kommunalen Spitzenverbände, Deutscher Städtetag, Deutscher Städte- und Gemeindebund und Deutscher Landkreistag. Das hatte es vorher so noch nicht gegeben. Insbesondere Angela Faber vom Städtetag hat damals viel geleistet, auch Jörg Freese vom Landkreistag und Uwe Lübking vom Städte- und Gemeindebund. Dieses Positionspapier, das den Auftrag der Musikschulen aus kommunaler Sicht formuliert hat, war wegweisend, auch für andere Einrichtungen in der Kommunalen Bildungslandschaft. Daraus entstanden ist dann die Dominante im Dreiklang, nämlich eineinhalb Jahre später das „Gutachten Musikschule“ der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt): drei Papiere, die aus unterschiedlicher Perspektive, aber mit einem gemeinsamen Kurs Musikschulstruktur, Musikschulauftrag und Musikschulzielsetzung, Prozesse und Ressourcen beleuchten. Die Kommunen tragen in unterschiedlicher Form, direkt oder auch indirekt bei Rechtskonstruktionen wie etwa dem e.V., mit ihrer Gewährsträgerschaft die Verantwortung für Musikschulen. Gerade in der heutigen Zeit erleben wir die Finanzproblematik im gesamten öffentlichen Haushaltswesen noch einmal stärker. Wir können nur darauf hoffen, dass dieses tolle Bekenntnis, das die Kommunen immer schon zu Musikschulen hatten und haben, auch weiter trägt.
Kommunikationskanäle
Daraus entstanden ist dann noch mehr. Wir haben uns zum Beispiel damit beschäftigt, wie wir den Einstieg in die Musikschulwelt im Elementarbereich breiter und differenzierter gestalten können. Ausgehend vom Lehrplan Musikalische Früherziehung und dem Lehrplan Musikalische Grundausbildung haben wir ein viel weiter gefasstes Papier in der Initiative „Musikalische Bildung von Anfang an“ geschaffen, die vom Bundesbildungsministerium unterstützt wurde. Gemeinsam mit vielen Kolleginnen und Kollegen aus der EMP, allen voran Michael Dartsch, haben wir einen Bildungsplan Elementarstufe/Grundstufe entwickelt, der das Lebensalter von 0 bis 10 in den Blick nahm und damit Korrespondenzpapier wurde zu den Bildungs- und Erziehungsplänen der Länder, die ja vielfach Musik gar nicht wirklich im Fokus hatten. Dieser Bildungsplan wurde über die Jahre hinweg zu einer guten Orientierungsgrundlage für den gesamten Elementarbereich in den vielfältigsten Facetten und Erscheinungsformen. Gerade wird er wieder überarbeitet und auf zeitgemäße Settings upgedatet. Das alles ist nur möglich, wenn alle an musikalischer Bildung interessierten Menschen zusammenfinden. Meine Funktion als Bundesgeschäftsführer dabei ist es, rechtzeitig zu erkennen, wo Bedarfe sind, wo Trends sich abzeichnen und wo und wie man Entwicklungslinien koordinieren muss. Die richtigen Kommunikationskanäle zu schaffen, das ist meine Aufgabe.
Haack: Wenn wir über Elementare Musikpädagogik und gleichzeitig auch über Kommunen sprechen, sind wichtige Themen die Kommunale Bildungslandschaft und Kooperationen mit Partnern wie Kitas und Grundschulen. Wie hat sich das in deiner Zeit weiterentwickelt?
Pannes: Das Kooperationsfeld hat sich bei den Musikschulen in diesen Jahren unglaublich ausdifferenziert und an Breite gewonnen. Das ist nicht nur auf Bundesebene gewachsen, da spielen auch die Länderprogramme wie Jeki, Jekits, SBS, Wir machen die Musik, MÄBI und so weiter eine wichtige Rolle. Auf Bundesebene kam dann ab 2013 das Förderprogramm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ hinzu. Inzwischen sind wir in der dritten Förderphase hoffentlich auf dem Weg vom Programm in eine Verstetigung der Förderung, so dass auch Nachfolgeförderungen eine Rolle spielen und dadurch eine Stabilisierung von neuen Kooperationen, neuen Ideen, neuen Formaten erfolgen kann.
Mit der Einrichtung dieses Programmes kam ein eigenes Projektbüro hinzu. Das Team dort hat dieses Programm in wunderbarer Weise bis heute gestemmt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nach wie vor hochmotiviert, dieses Programm bestmöglich, auch beratend für die Antragsteller umzusetzen.
Haack: Zu den kontinuierlich stattfindenden großen Projekten gehören die Bundeskongresse. Gibt es einen oder mehrere Kongresse, die aus deiner Sicht besonders ausgestrahlt haben, die eine besondere Bedeutung hatten?
Pannes: Jeder Kongress war ein Highlight, immer von lebendigster und motivierender Begegnung und von Impulsen fachlicher und innovativer Art geprägt. Zwei, drei Situationen sind mir im Gedächtnis geblieben: 2007, direkt beim ersten Kongress, den ich verantworten durfte, haben wir in Mannheim den doch recht konventionellen Rahmen aufgesprengt und hatten mit den „Söhnen Mannheims“ und dem Landesjugendorchester Baden-Württembergs eine richtig peppige Veranstaltung. 2009 war Bundespräsident Horst Köhler bei der Eröffnung im ICC in Berlin. 2019, zehn Jahre später, waren wir dann noch einmal in Berlin, diesmal im BCC am Alexanderplatz im früheren Ostteil der Stadt. Dieser Kongress war sehr lebendig und auch deshalb unglaublich bewegend, weil die sagenhafte Eröffnungsveranstaltung aller zwölf Berliner Musikschulen im Zusammenwirken, eine Revue des Berliner Lebens von den Zwanzigerjahren bis in die Jetztzeit über die verschiedenen geschichtlichen Ereignisse, alle Besucher mitgerissen hat. Mir kommt heute noch eine Gänsehaut, wenn ich an diese Eröffnungsveranstaltung denke. Das war eine Sternstunde.
Wichtige Appelle
Haack: Von den Kongressen oder auch den Hauptarbeitstagungen sind immer auch politische Appelle oder Botschaften ausgegangen. War eine oder waren einige darunter besonders wirksam?
Pannes: Der Stuttgarter Appell zu Beschäftigungsverhältnissen war Ausgangspunkt für eine Zeitenwende. Der Trend aus den Jahren zuvor, sich immer stärker in Richtung Honorarvertragsverhältnissen zu orientieren, wurde damals umgekehrt. Es gab eine spürbare Rückkehr in feste Beschäftigungsverhältnisse. Durch die Auswirkungen des Bundessozialgerichtsurteils von 2022, des so genannten „Herrenberg-Urteils“, und die daraufhin verschärften Prüfungsmaßstäbe der Sozialversicherungsträger erfährt das noch einmal eine ganz neue Dynamik. Aus unserer fachlichen Sicht ist das aber nichts Neues. Der VdM hat immer gesagt und auch in seinen Mitgliedschaftsrichtlinien verankert, dass die Beschäftigungsverhältnisse an Musikschulen sozialversicherungspflichtig angelegt sein müssen. Aber natürlich muss man als Trägerverband auch wissen, dass die Kommunalfinanzen endlich sind und dass es bestimmte Umstände gab, die auch Honorarvertragsverhältnisse in Kauf nehmen mussten. Fachlich gesehen geht das Herrenberg-Urteil aber bei allen Unschärfen der Auslegung der Musikschulwirklichkeit in die richtige Richtung.
Haack: Aber es macht die Sache nicht unbedingt leichter für die Musikschulen.
Pannes: Nein, es macht die Sache nicht leichter. Man kann das nur im Dialog mit den Trägern angehen. Wir als Fachverband sind ja Teil dieser Trägerlandschaft. Eine Musikschule kann nicht etwas anderes sein als ihr Träger, und es kann kein Gegeneinander sein. Es bedarf des gemeinsamen Nachdenkens über Maßnahmen bis hin zu Stufenplänen der Stellenumwandlung, auch über die Frage, wie man ein enges Kommunalbudget so flexibilisieren kann, dass ein vitales und entwicklungsfähiges Weiterleben der Musikschule auch unter diesen Umständen erhalten bleiben kann. Auch in Bezug auf den Fachkräftemangel gibt es in diesem Zusammenhang Herausforderungen. Das Berufsbild muss so attraktiv sein, dass diese faszinierende pädagogische Arbeit für Kinder und Jugendliche und auch Erwachsene weiter von motivierten Lehrkräften gemacht wird, die damit auch ihren Lebensunterhalt sichern können. Im Moment besteht für den Verband die wichtigste Herausforderung darin, Wege zu finden oder aufzuzeigen, wie man diesem Fachkräftemangel entgegenwirken kann.
Digitalisierungsschub
Natürlich gab es in den vergangenen Jahren immer wieder virulente Themen. In der Coronazeit haben wir einen großen Digitalisierungsschub erlebt – was Kommunikationsebenen betraf, aber auch, was den Unterricht betraf. Die Musikschulen waren da die ersten Einrichtungen, die Kindern und Jugendlichen weiterhin Struktur in ihrem Zeitablauf ermöglicht haben. Sie haben sehr schnell Online-Angebote gemacht. Die konnten natürlich den Präsenzunterricht nicht ersetzen, aber für Schülerinnen und Schüler bedeutete es das Beibehalten der Bindung zum Unterrichtsgeschehen und zu den Lehrkräften. Es war wirklich bewundernswert, was die Lehrkräfte und die Musikschulen in dieser Zeit auf die Beine gestellt haben.
Haack: Das war dann auch eine Zeit, in der sich gezeigt hat, dass das Netzwerken zwischen Land und Bund, von dem du am Anfang gesprochen hast, wirklich gut funktioniert.
Pannes: Auf jeden Fall. Wir hatten in dieser Zeit einen sehr, sehr engen Austausch auf den Verbandsebenen, aber auch mit den Mitgliedern. Da hat der eine dem anderen geholfen, Best Practice Beispiele wurden ausgetauscht oder auch Hilfestellung gegeben, so dass viele ein Angebot gestalten und konfigurieren konnten.
Haack: Dieser Schub an Digitalisierung wirkt bis heute. Wo stehen die Musikschulen aktuell?
Pannes: Immer noch unterschiedlich in der Landschaft. Natürlich ist vielfach die notwendige Rückkehr zum Präsenzunterricht erfolgt. Der ist nicht ersetzbar. Das hat dazu geführt, dass die Digitalisierung nicht mehr den gleichen Stellenwert hat wie zu Coronazeiten. Aber es haben sich viele Elemente und viele Prozesse und Abläufe erhalten, im Bereich der Kommunikation in einem Kollegium, aber auch im Unterrichtsgeschehen. Und es sind neue hinzugekommen. Es gibt nach wie vor ein Surplus von hybriden Unterrichtsformen, wo Präsenzunterricht und Online-Coaching gut miteinander harmonierend eingesetzt werden, wo auch zusätzliche Werte aus dem Digitalisierungskontext dem Unterricht zu einem Mehrwert verhelfen. Da gibt es viele Elemente, die nicht nur erhalten geblieben sind, sondern sich auch weiterentwickelt haben.
Haack: Spielt das Thema KI schon eine Rolle, im Verband oder auch in den Musikschulen?
Pannes: Im Verband spielt es schon eine Rolle. Und es spielt natürlich eine Rolle, wenn man Musik selber schaffen will. Wir sind sehr vorsichtig, wenn es darum geht, herauszufinden, wo intelligente und verantwortliche Verwendung von KI im pädagogischen Kontext möglich ist. Da spielen auch Rechtsfragen, Urheberrecht, Leistungsschutzrecht und so fort eine Rolle.
Haack: Musikalische Bildung bedeutet ja nicht nur, dass man Kindern das Geigespielen beibringt. Es steckt mehr dahinter an zu vermittelnden Werten, Entwicklungspotenzialen. Wenn wir uns heute umschauen, was in der Welt passiert: Haben die Musikschulen auch eine Verantwortung in der Erziehung von Kindern und Jugendlichen, zum Beispiel hin zu einem demokratischen Bewusstsein, zu einem achtsamen Umgang miteinander, gegen Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus?
Pannes: Zunächst gilt für mich nach wie vor der Kernsatz: Eine gelingende Pädagogik kann nicht ohne didaktisch angepasste Augenhöhe, Partizipation, Vermittlung von Selbstwirksamkeitserfahrungen und ein dialogisches Miteinander im Unterricht auskommen. Dazu gehören Aspekte von Achtsamkeit und ein respektvoller Umgang miteinander. Für Kinder und Jugendliche ist das faszinierend, nicht nur die Auseinandersetzung mit Musik, sondern auch in einem Umfeld zu sein, das nicht wie die Schule selektiert und das die Persönlichkeitsentwicklung in besonderer Weise unterstützt.
Haack: Ein besonderer Aspekt ist auch die Inklusion.
Pannes: Mit der Potsdamer Erklärung 2014 haben wir ja ein sehr weites Inklusionsverständnis deutlich gemacht: Jeder und jede gehört dazu, einfach, weil er oder sie da ist. Wir intensivieren diese Arbeit seit zehn Jahren – Robert Wagner steht da an der Spitze eines Kreises von unglaublich engagierten Menschen. Wir haben ein Bundesnetzwerk Inklusion daraus aufgebaut und haben versucht, das auch strukturell mit Inklusionsbeauftragten in den Musikschulen zu verankern.
Geschützter Raum
Musikschule ist natürlich auch ein Ort besonderer Verantwortung für Kinder und Jugendliche in ihrem Aufwachsen, weil sie ein geschützter Raum sein muss. Der Besuch der Musikschule muss so gestaltet sein, dass Kinderrechte er- und ausgelebt werden können. Damit sind auch Schutzaspekte verbunden. Das Thema Prävention und Kindeswohl hat uns in den letzten Jahren sehr bewegt. Die Arbeitshilfe dazu, die Schutzkonzepte bis hin zu Notfallplänen beleuchtet, ist Ausdruck des Bewusstseins dafür, dass Musikschule ein Raum ist, in dem Entfaltung stattfinden kann und gleichzeitig auch Sicherheit vermittelt werden soll.
Und natürlich sind sich Musikschulen in der Vielfalt ihres Adressaten- und Besucherkreises und Schülerinnen- und Schülerkreises bewusst, dass Diskriminierung in keiner Weise eine Rolle spielen darf. Das Zusammenwirken im Ensemble erlaubt so etwas gar nicht. Natürlich muss man sich fragen, ob nicht doch unterschwellig oder unbewusst bestimmte Verhaltensweisen Diskriminierungsansätze verbergen. Aber sicher ist, dass Diskriminierung und insbesondere rassistische oder antisemitische Ansätze in der Musikschule keinen Platz haben.
Haack: Was liegt dir besonders am Herzen, wenn du an die Zukunft der Musikschulen und des Verbandes denkst?
Pannes: Es sind zwei Dinge: Ich wünsche mir, dass sich die Träger weiter mit Freude und Engagement der Verantwortung stellen, Musikschulen in ihrer kommunalen Landschaft zu sichern und vital zu halten.
Das zweite ist nach wie vor der Wunsch, dass sich Hochschulen in ihrer Ausbildung stärker den Bedarfen von Unterricht an Musikschulen öffnen und dass sie eine stärkere Wertigkeit für die Studiengänge in der Instrumental- und Vokalpädagogik und Elementaren Musikpädagogik etablieren. Wenn wir das Fundament der musikalischen Bildung nicht erhalten, dann wird es letztendlich auch für die künstlerische Ausbildung an den Musikhochschulen irgendwann enger oder bedeutungsärmer.
Haack: Was gibst du deinem Nachfolger mit auf den Weg?
Pannes: Holger Denckmann muss in einem Generationswechsel neu gestalten; das habe ich damals auch gemusst. Die wichtigen Werte von Musikschularbeit zu erhalten und vor dem Hintergrund der aktuellen Anforderungen unserer Zeit neu zu justieren, neu auszurichten und Erbe und Auftrag in Balance zu halten, ist bei jedem Generationenwechsel nötig. Es geht darum, die musikalischen Bildungsziele immer wieder in eine zeitgemäße Form zu bringen, die eine Gesellschaft mit ihren Anforderungen an Musikschule mit sich bringt.
Es gibt möglicherweise ein anderes Lernverhalten, ein anderes Elternbindungsverhalten als früher. Digitale Formen entwickeln sich. Trotzdem ist das Grundbedürfnis von Kindern und Jugendlichen nach musikalischer Bildung weiter präsent. Es gilt, Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, sich auf ihrem Weg zu entwickeln. Dafür muss man die richtigen und zeitgemäßen Instrumente finden.
Haack: Du bist bekannt für dein phänomenales Gedächtnis. Gibt es einen Weg, vieles von dem, was du weißt und an das du dich erinnerst, zu vermitteln oder zu archivieren?
Pannes: Ich bin ja nicht weg. Ich werde bei den Lehrgängen und bei den Lehrplänen weiter mitarbeiten. Irgendwann dräut vielleicht auch eine Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum des VdM. Da ließe sich zum Beispiel das eine oder andere verorten. Man kann mich jederzeit fragen, aber ich werde von mir aus keine Antworten zu geben versuchen, zu denen ich nicht gefragt werde.
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