Vom 22. bis 23. November 2024 fand das Herbstsymposium des Verbandes deutscher Musikschulen (VdM) in der Bundesakademie Trossingen statt. Die Veranstaltung widmete sich dem Thema „Künstliche Intelligenz (KI)“. Teilnehmende waren Mitglieder des Erweiterten Bundesvorstands, Geschäftsstellenleitungen aus den Bundesländern, Ehrenmitglieder und Ehrenvorsitzende des VdM sowie ausgewählte Experten aus dem Bereich der Digitalisierung und Musikpädagogik. Moderiert und gestaltet wurde das Symposium von Holger Denckmann und Chiara Siewert, Referentin für Digitalität am Servicezentrum Musikschulen in Berlin.

Kleingruppenarbeit bei der AG „KI und Ethik“ beim Herbstsymposium des VdM. Foto: Dirk Mühlenhaus/VdM
Den digitalen Wandel aktiv mitgestalten
Ausrichtung der Tagung
Friedrich-Koh Dolge, Bundesvorsitzender des VdM, der die Tagung eröffnete, beleuchtete in seinem Vortrag die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz in allen Lebensbereichen. Dabei betonte er, dass KI kein vorübergehendes Phänomen sei, sondern eine Technologie, die langfristig tiefgreifende Veränderungen bewirken werde. Dieser Auftakt legte den Grundstein für intensive Diskussionen und praxisorientierte Beiträge.
Vielfältige Einblicke in KI-Anwendungen
Im weiteren Verlauf der Tagung präsentierten die Gastreferenten Sebastian Bürg und Fabian Bade konkrete Anwendungsbereiche der KI im musikpädagogischen Kontext. Sebastian Bürg zeigte, wie KI Audioaufnahmen in verschiedene Spuren aufteilen, virtuelle Begleitungen anpassen und sogar reines Audiosignal automatisch in Notenschrift übertragen kann. Besonders beeindruckte der Einsatz virtueller Gesangsstimmen und die kreativen Möglichkeiten, die dies eröffnen kann.
Fabian Bade widmete sich der generativen KI und demonstrierte unter anderem auch, wie KI reinen Notentext interpretieren könne, ihm also, im Beispiel durch die Interpretation eines Bildes, von dem die Komposition inspiriert sei, Dynamik und Agogik hinzufügte. Das Ergebnis wurde dann musikwissenschaftlich analysiert und erwies sich als überzeugend. Ein weiterer Fokus lag auf der Herkunft der Trainingsdaten, die in generativen Songwriting-Anwendungen erkennbar wurde. So erinnerte etwa deutschsprachige Independent-Musik, die durch KI erzeugt wurde, stark an die Band „Wir sind Helden“ – ein Beleg dafür, dass die KI sehr von den verwendeten Daten abhängt.
Diskussionen und praktische Erfahrungen
Die Teilnehmenden teilten sich danach in Kleingruppen auf, um KI-Anwendungen „hands on“ auszuprobieren und spezifische Themen zu vertiefen. Dabei wurden auch humorvolle Fragen behandelt, wie die, ob ChatGPT Plattdeutsch beherrscht – was eindeutig bejaht wurde. Im Fokus standen jedoch praktische Aspekte, wie die Ermittlung des Fortbildungsbedarfs der Musikschulen und die Anwendung von KI in der Verwaltung. Konsens war, dass KI den Forschergeist anregt und in der Lage ist, Verwaltungsaufgaben effizienter zu gestalten, insbesondere durch niederschwellige Zugänglichkeit von Angeboten und Musikschulverwaltungen.
Wert des gemeinsamen Musizierens
Im Plenum und in Kleingruppen wurde intensiv über die Haltung des Verbandes zur KI diskutiert. Die Teilnehmenden stellten klar, dass das gemeinsame Musizieren als zentraler Wert der Musikschularbeit erhalten bleiben müsse. Ein verantwortungsvoller Umgang mit KI sei essenziell, ebenso wie die Beachtung von Themen wie Datenautonomie. Angst oder Ablehnung gegenüber KI-Anwendungen wurde jedoch als nicht zielführend angesehen.
Kreativer Blick in die Zukunft
Ein Highlight des zweiten Tages war das von Chiara Siewert gestaltete Quiz über KI und Musik, das für Heiterkeit sorgte und von Thomas Hanz, Digitalreferent des Landesverbandes der Musikschulen in NRW, mit der Höchstpunktzahl gewonnen wurde. Im Anschluss wurde in einer angeregten Diskussion über die Bedeutung von Musikschulen im ländlichen Raum gesprochen. Musikschulen seien oft die einzigen Kulturangebote in ländlichen Regionen und trügen wesentlich zur Stärkung der Gemeinschaft bei. KI könne dabei helfen, Distanzen zu überbrücken und Phasen zwischen Unterrichtseinheiten und Ensembleproben sinnvoll zu gestalten. Der Hauptmotivator, egal ob Stadt oder Land, bleibe immer das gemeinsame Musizieren.
Zum Abschluss der Tagung nahm Chiara Siewert die Teilnehmenden mit auf eine Reise in die Zukunft einer „MusKI-Schule“ im Jahr 2035. Mit viel Kreativität wurden Szenarien vorgestellt, wie KI den Alltag an Musikschulen prägen könnte, ohne den Kern der Musikschularbeit zu verdrängen.
Fazit und Ausblick
Friedrich-Koh Dolge beendete die Veranstaltung mit einem Dank an die Organisatoren und betonte die Notwendigkeit, eine Haltung des Verbandes zum Thema KI zu entwickeln und weiter auszubauen. Ein wichtiger Aspekt war die Ermittlung des Fortbildungsbedarfs der Musikschulen. Hierbei wurden Leitfragen wie „Welche Strukturen und pädagogischen Prozesse sind notwendig?“ diskutiert. Es wurde klar, dass niedrigschwellige Fortbildungsangebote, die Ängste nehmen und praktische Kompetenzen vermitteln, entscheidend sind.
Auch Themen wie Datenschutz, Datensicherheit und der gezielte Einsatz von digitalen Tools spielen eine Schlüsselrolle. Ziel ist es, sowohl Lehrkräfte als auch Verwaltungspersonal für die neuen Herausforderungen zu befähigen und ein starkes Netzwerk von Fachleuten aufzubauen. Das Herbstsymposium 2024 machte deutlich, dass der VdM den digitalen Wandel aktiv mitgestalten will und die Musikschulen in Deutschland nachhaltig stärken möchte.
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