Instrumentalunterricht für Erwachsene ist an vielen Mitgliedsschulen des VdM längst eine Selbstverständlichkeit. Aber was bieten die Schulen für Möglichkeiten, gemeinsam zu musizieren? Und wie sieht es mit speziell auf die Zielgruppe der über 50-Jährigen zugeschnittenen oder generationsübergreifenden Angeboten aus?
Im Rahmen seiner Initiative „Musik im dritten Lebensabschnitt“ befragte der Verband deutscher Musikschulen (VdM) seine Mitgliedsschulen nach bereits bestehenden Aktivitäten; Anfang 2009 wird er zu diesem thematischen Schwerpunkt die Arbeitshilfe „Musik – ein Leben lang!“ mit Grundlagentexten und Praxisbeispielen herausgeben. Vorgestellt wird darin auch ein Ensemble der Musikschule Fürth – ein Beispiel dafür, wie selbstverständlich Miteinandermusizieren ohne Altersbeschränkung sein kann.
Acht Saxophonistinnen, vier Rhythmikerinnen, eine Sängerin und kein Blech – das sind „Die Schicken Swingschnitten“ aus Fürth. Die 13-köpfige Frauenband besteht aus Lehrerinnen und Schülerinnen der Musikschule, die alle das Gleiche im Sinn haben: mit viel Spaß gemeinsam zu musizieren …
Fünf der Damen haben das 50. Lebensjahr bereits passiert, fünf sind knapp darunter und die drei Nesthäkchen sind zwischen 30 und 39 Jahren alt.
Die Idee zur Gründung des Ensembles hatten 1999 die ehemalige „Gitarrenschnitte“ Jutta Götz und die „Saxschnitte“ Annette Wigger. Beide hatten bereits seit mehreren Jahren Unterricht an der Musikschule und suchten eine Gelegenheit, mit Gleichaltrigen gemeinsam in einer Band zu spielen. Ein solches Ensemble fand sich damals nicht, deshalb machten sich die beiden kurzerhand auf die Suche nach Gleichgesinnten und einer geeigneten Ensembleleitung. Mit Gaby Altmann war die denn auch bald gefunden. Eins war schnell sicher: Es sollte eine reine Damenkapelle werden. Und um allen Mitgliedern musikalisch die gleichen Chancen zu gewähren, wurde den professionellen Musikerinnen auferlegt, keinesfalls das Instrument spielen zu dürfen, das sie studiert hatten.
Die heutige Besetzung besteht aus Stephanie Franke (Gesang), Jutta Götz (Alt-/Sopransaxophon), Annette Wigger (Alt-/Sopransaxophon), Christiane Zwick (Altsaxophon), Dorothee Pfann (Altsaxophon), Johanna Reinhold (Tenorsaxophon), Ingrid Werblinski (Tenorsaxophon), Elke Kraus (Baritonsaxophon), Ute El-Gayar (Piano), Joan Croker (Gitarre), Regina Diedring (Kontrabass), Andrea Bieber (Schlagzeug) und der Leiterin (seit 2002) Uschi Dittus (Alt- /Sopransaxophon).
Wie der Name schon sagt, ist Swing Programm der „Schnitten“, aber auch den einen oder anderen Pop- oder Rocktitel und „alte Schnulzen“ haben sie im Repertoire. Sie spielen Konzerte und auf Festen und Feiern, auch Firmenveranstaltungen bereichern sie mit ihrem Auftritt. Die Damen proben regelmäßig alle zwei Wochen – jede von ihnen ist berufstätig, so dass die Proben durchweg abends stattfinden. Zweimal jährlich fahren sie gemeinsam auf Probenwochenenden.
Jede Gage, die „Die Schicken Swingschnitten“ einspielen, geht auf das Ensemblekonto bei der Musikschule Fürth, die für jedes Ensemble ein solches Konto führt. Von dem Geld werden Auftrittskleidung, Tontechnik, Studioaufnahmen, Werbematerialien oder Probenwochenenden finanziert.
„Die Schicken Swingschnitten“ sind sich einig: Es ist ein großer Spaß, in dieser Zusammensetzung zu spielen. Keine von ihnen möchte diese Zugehörigkeit missen. Für Annette Wigger ist eine Probe wie ein Heilmittel gegen Stress und Ärger. „Man würde vielleicht vermuten, dass in einer reinen Damenband hin und wieder Gift versprüht wird. Aber das Gegenteil ist der Fall. Wir haben die ideale Schnittenmischung: die Ruhigen, die Vorlauten, die Musikalischen, die Cleveren, die Schnellen, die Langsamen. Und alle sind verlässlich und liebenswert.“ „Wummerschnitte“ Andrea Bieber sieht das so: „Mit Frauen Musik zu machen ist schon schön, aber mit diesen Frauen ist es unvergleichlich, ehrlich!“ Und Elke Kraus würde ohne die Swingschnitten etwas Elementares in ihrem Leben fehlen. „Nie möchte ich das Gefühl missen, das ich habe, wenn etwas Neues entsteht, ein Stück auf einmal klingt und swingt – das ist bei mir Gänsehaut pur. Und nie, nie, nie möchte ich darauf verzichten müssen, mit diesen zwölf Damen auf den Bühnen dieser Welt zu stehen und festzustellen, dass meine Nervosität sich im Gruppen-Feeling auf einmal einfach verflüchtigt.“
Und was sagt die „Oberschnitte“ Uschi Dittus dazu? Für sie macht es keinen großen Unterschied, ob sie Kinder, Erwachsene oder ältere Erwachsene unterrichtet. Die Altersdifferenz zwischen der jüngsten und der ältesten Swingschnitte beträgt über dreißig Jahre – auch das ist kein Problem. „Es geht vielleicht deshalb so gut, weil das Alter primär keine Rolle spielt, sondern der Mensch zählt. Natürlich muss man in seiner Wortwahl und der Art der Erklärungen unterscheiden, aber meine Pädagogik bleibt die gleiche. Ab und zu muss man vielleicht an der Methodik etwas ändern, je nachdem, welche Zielgruppe man vor sich hat, aber das Wesentliche für mich ist, auf den Menschen einzugehen, den ich vor mir habe.“ Und zu ihrer Motivation, genau diese Band zu leiten, ergänzt sie: „Diese Band ist etwas Besonderes. Sie ist zusammengewachsen und motiviert. Alle wollen lernen und spielen, und sie akzeptieren einander so, wie sie sind. Das alles verbindet uns. Und darum möchte ich diese Band niemals missen.“
Das Kompliment geben die übrigen Swingschnitten prompt zurück: „Die Uschi ist einfach das Beste für uns. Unvergleichlich, die geben wir nicht mehr her.“
Hinweis: „Die Schicken Swingschnitten“ sind am 15. Mai 2009 live auf dem Musikschulkongress in Berlin zu erleben. Dort treten sie im Internationalen Congress Centrum im Rahmen der Kongresseröffnung gemeinsam mit „Just Fun“, der 30-köpfigen integrativen Band der Musikschule Bochum, auf.