Zum sechsten Mal veranstaltete die Städtische Sing- und Musikschule die Erlanger Blockflötentage, die nicht nur für den einheimischen Blockflötennachwuchs interessant sind, sondern inzwischen auch zahlreiche Fans aus entfernteren Gegenden anziehen. Wie gewohnt wurden dazu junge und ältere Flötenspieler in die verschiedenen Aktivitäten eingebunden. Als Gast zeigte diesmal das professionelle, international gefragte Blockflöten-Quartett QNG in einem Workshop und zwei Konzerten, was auf diesem Instrument möglich ist.
Für die jüngsten Teilnehmer gab es ein „Schnupper-Orchester“, die etwas Fortgeschritteneren konnten im „Junior-Orchester“ das mehrstimmige Spielen ausprobieren, und bei der abschließenden Präsentation im Redoutensaal vereinigten sich beide zu einem beeindruckenden Klangkörper aus über 140 Kindern und Jugendlichen. Für Nicht-Flötenspieler wurde der Workshop „Object- und Bodypercussion“ angeboten. Wer seine Block-flöte(n) reparieren lassen wollte, fand in Elmar Hofmann aus der Flötenwerkstatt Nürnberg einen kompetenten Ansprechpartner. Eine Tradition der Blockflötentage ist seit elf Jahren das „Banchetto musicale“, ein Festessen mit Tanz und Livemusik, mit dem die Veranstaltung stimmungsvoll eingeläutet wir. Diesmal standen im Laufe des Abends 16 Blockflötenensembles auf der Bühne, eine rekordverdächtige Zahl, wenn man bedenkt, wie wenig Freizeit die Schule den Jugendlichen lässt und dass viele der Ensembleproben zusätzlich zum normalen Unterricht besucht werden. Jedes einzelne Ensemble wird monatelang von der jeweiligen Lehrkraft auf dieses Event vorbereitet. Das Blockflötenorchester der Musikschule, das im letzten Jahr auch in der russischen Partnerstadt Wladimir sein Können unter Beweis stellen durfte, spielte ebenfalls beim Banchetto.
Das Highlight des Wochenendes waren die beiden gut besuchten Konzerte des Quartet New Generation, QNG. Die vier jungen Damen, die teilweise Lehraufträge an renommierten Musikhochschulen innehaben und längst im internationalen Musik-Business etabliert sind, verstanden es auf meisterliche Weise, die Zuhörer für moderne Blockflötenklänge zu begeistern, die man selten derart überzeugend gehört hat. In ihrem Programm „Kreuz und Quer“ unternahmen sie einen spannenden Streifzug durch die Jahrhunderte, mischten Alte Musik mit hochmodernen Spieltechniken, präsentierten dabei auf höchstem Niveau auch einige Klassiker wie Johann Sebastian Bach und Dmitrij Schostakowitsch, um gleich darauf wieder einige der hochkomplexen Stücke zu interpretieren, die zeitgenössische Komponisten eigens für QNG geschrieben haben. Besonders spannend wurde es, wenn beispielsweise mit Hilfe einzelner Flötenteile unendlich differenzierte Geräuscheffekte und vielfarbige Klangwelten erzeugt wurden, wenn die Grenzen dessen, was technisch machbar ist, ausgelotet wurden, um bei „Airlines“ die Illusion einer Flughafenatmosphäre zu erzeugen. Die „Sechs Bagatellen“ von György Ligeti hat man schon in vielerlei Gestalt gehört, sei es für Klavier, sei es in Bearbeitungen für Bläserquintett oder Saxophonquartett; nun hat sich QNG ihrer angenommen und eine eigene Version für Blockflötenquartett geschaffen, die die Zuhörer so in den Bann zogen, dass die Musikerinnen nicht ohne zwei Zugaben entlassen wurden.
Beim Familienkonzert konnte QNG dann auch die zahlreich auf Sitzkissen versammelten Kinder für sich gewinnen. Gut gelaunt moderierten die Flötistinnen ihr durchaus anspruchsvolles Programm „Die Reise durch den Blockflötenwald“ und zeigten dabei auf einer Leinwand, wie ein moderner Komponist die zahllosen Geräuscheffekte aufschreibt oder aufmalt. Manch eine Stelle sah dabei einer Wiese mit Pusteblumen ähnlicher als einer Partitur mit Noten. Interessiert verfolgten die Kinder auch die Demonstration der unterschiedlichen Blockflötengrößen. Vom nur 17 cm kurzen Garkleinflötlein für die höchsten Lagen bis hin zum mächtigen 2,10 m langen Subbass war alles dabei. Die lautstark geforderte Zugabe demonstrierte dann noch einmal eindrucksvoll, wie man die Vielfalt der unterschiedlichen Blockflöten nutzen kann, um eine fünf Minuten dauernde Klanggeschichte zu erzählen. Perfektion und Hochspannung bis zuletzt.
Wer die Erlanger Blockflötentage verpasst hat, muss sich bis zur Neuauflage im Jahr 2016 gedulden; man darf jetzt schon gespannt sein, welche Seiten dieses facettenreichen Instrumentes dann beleuchtet werden.