Zahlreiche Musikschulen engagieren sich auf unterschiedliche Weise für die Menschen in der Ukraine oder für diejenigen, die nach Deutschland geflüchtet sind. Hier eine kleine Auswahl – Fortsetzung folgt:
Musikschule Garmisch-Partenkirchen
Das Musikschulorchester „Sinfonietta Werdenfels“ hat die Spendeneinnahmen ihres Musicalabends, immerhin 2.500 Euro, dem Verein Lebenslust Garmisch-Partenkirchen e.V. weitergeleitet. Dieser Verein ist ein Zusammenschluss verschiedener Organisationen vor Ort: Gemeinsam unterstützen sie Flüchtlinge aus der Ukraine, die im Landkreis „gelandet“ sind. Jürgen Klier, Leiter der Musikschule Garmisch-Partenkirchen, freut sich darüber, dass die Spende genau dort ankommt, wo sie gebraucht wird. Darüber hinaus bietet die Musikschule derzeit zwei Kindern kostenlosen Instrumentalunterricht an. Ein Junge, der mit seiner Familie nun schon zum zweiten Mal fliehen musste, vor einigen Jahren aus Donezk, jetzt aus Kiew, erhält Violinunterricht. Ein zehnjähriger Pianist kam mit seinen Eltern aus Odessa nach Garmisch-Partenkirchen. In Odessa besuchte er eine Schule für musikalisch hochbegabte Kinder. Eigentlich war er nur auf der Suche nach einem Instrument zum Üben. Eine ukrainische Klavierlehrerin nahm sich seiner an, entdeckte schnell seine Begabung und dokumentierte diese per Video im Internet. Die Folge: Das Institut für Frühförderung der Musikhochschule Hannover bot ihm einen Platz an, die ganze Familie ist nach Hannover weitergezogen, wo der kleine Chen jetzt unterrichtet wird. Ein kleiner Lichtblick inmitten des Grauens!
Sing- und Musikschule Regensburg
Die Musikschule Regensburg veranstaltete mit ihrem Cantemus-Chor ein Offenes Singen: „Singen für den Frieden“ im Innenhof des Thon-Dittmer-Palais im Herzen der Stadt. Initiatoren waren zwei junge Studenten, „Buftis“, die für die Musikschule und den Chor arbeiten. Ungefähr 300 Menschen jeden Alters waren gekommen, um diverse Friedenslieder miteinander zu singen. Einige Lieder wurden vom Chor, andere von Solisten vorgetragen. Besonders berührend war der Vortrag eines ukrainischen Volkslieds durch eine junge Ukrainierin, die in Regensburg lebt und Mitglied des Chores ist. Die Emotionen, Machtlosigkeit auf der einen, Hilfsbereitschaft auf der anderen Seite, waren deutlich zu spüren. Insgesamt 2.005 Euro konnte Musikschulleiter Wolfgang Graef der Leiterin der Musikschule Odessa im Anschluss ankündigen. Odessa ist die Partnerstadt von Regensburg, es gibt auch einen herzlichen Austausch zwischen den Musikschulen. Ein für 2020 geplantes Konzert des Kammerorchesters der Musikschule in Odessa musste zunächst coronabedingt auf dieses Jahr verschoben, nun wegen des Kriegs abgesagt werden. Graef drückte den Partnern in Odessa sein Mitgefühl aus – und: „I hope that we can laugh together again and be happy!“
Musikschule Lahr
49 Lehrkräfte aus insgesamt 15 Nationen unterrichten an der Städtischen Musikschule Lahr. Um ein Zeichen für den gemeinsamen Wunsch nach einem friedlichen Miteinander zu setzen, initiierten Lehrkräfte der Musikschule mit Unterstützung des Rotary Clubs Lahr ein Benefizkonzert für humanitäre Hilfe in der Ukraine. Federführend: ein aus der Ukraine stammender Gitarrist und ein in Russland geborener Pianist.
Sie machten damit deutlich, dass Völkerverständigung möglich ist und dass Musik sich besonders gut eignet, um die Friedensbotschaft zu kommunizieren. Russische Komponisten waren – auch dies ein Zeichen – durchaus präsent im Programm des Abends. Insgesamt 18 Lehrkräfte beteiligten sich, auch Musikschulleiter Tobias Meinen war dabei. Eine Spendensumme von zirka 5.000 Euro kam bei diesem Konzert zusammen. Das vielseitige Programm bot Musik von Bach bis Piazzolla. Die Zugabe: John Lennons „Imagine“, eines der bekanntesten Friedenslieder der Popmusik, gespielt von allen Lehrkräften zusammen – das Publikum sang mit und spendete langanhaltenden Applaus.
Musikschule Friedberg
Sowohl dem Kollegium der Musikschule Friedberg als auch dem Vorstand des Theaters altes Hallenbad wurde es mit der schrecklichen Nachricht von Krieg auf europäischem Boden ein Anliegen, die Not leidenden Menschen der Ukraine zu unterstützen und ein Benefizkonzert zu organisieren. Das rein ehrenamtlich durchgeführte Konzert garantierte, dass die gesammelten Spenden komplett an die „Aktion Deutschland hilft“, ein Bündnis renommierter Hilfsorganisationen, weitergeleitet wurden und damit maximale Wirkung entfalten konnten.
Mitglieder des Kollegiums der Musikschule hatten sich spontan bereit erklärt mitzuwirken. Zwei aus der Ukraine stammende Kolleg/-innen bereicherten das Programm mit Musik aus ihrer Heimat. So konnte einerseits die Kultur der Ukraine hautnah erlebt werden, andererseits bekam der Hilferuf Gesichter vor Ort. Auch andere Mitwirkende aus verschiedenen Gegenden der Welt entschieden sich für Musikwerke, die sich inhaltlich auf die furchtbare Situation bezogen. Gespielt wurden neben ukrainischen Werken russische Werke, aber auch Stücke von John Lennon, den Beatles oder Sting.
Musikschulleiter Bert Jonas erklärte: „Man kann Musik auch missbrauchen, unser Ziel ist es aber, kulturelle, nationale und mentale Grenzen zu überwinden.“