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Eine Sitzung mit vielen Menschen gehobenen mittleren Alters im Publikum.

Kulturministerin Katharina Binz bei ihrer Rede beim Parlamentarischen Abend der Musikverbände in Rheinland-Pfalz 2024. Foto: Stefan F. Sämmer

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Gemeinsam musizieren und Demokratie (er)leben

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Parlamentarischer Abend der Musikverbände in Rheinland-Pfalz 2024 zu „Teilhabe und Zugehörigkeit“
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Unter Federführung von Landesmusikrat (LMR) und Landesverband der Musikschulen (LVdM) hatten die Musikverbände in Rheinland-Pfalz am 6. März 2024 zum Parlamentarischen Abend geladen.

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Das Thema des Abends „Teilhabe und Zugehörigkeit – Die Bedeutung des aktiven Musizierens für die Demokratie“ stieß bei den Parlamentariern auf große Resonanz. Sie waren der Einladung trotz des sitzungsfreien Tages zahlreich gefolgt, um ins Gespräch darüber zu kommen, wie sehr wir beim gemeinsamen aktiven Musizieren die demokratischen Werte auf allen Alters- und Gesellschaftsebenen direkt (er)leben, vermitteln, etablieren und stärken können. Und warum dies ein unschätzbarer Wert ist, dessen Pflege und Erhalt eine lohnende Investition in unsere Zukunft darstellt. Selbstverständlich war dieses direkte musikalisch-demokratische (Er)Leben auch Teil des Programms, mit dem die Instrumental- und Gesangsensembles der gastgebenden Verbände den thematischen Funken aktiv auf ihr Publikum überspringen ließen.

Von diesem Funken ließ auch Landtagspräsident Hendrik Hering sich mitreißen und betonte, dass die „Musik schafft, was wir nicht nur in unseren polarisierten Zeiten, sondern grundsätzlich als Menschen brauchen: Musik schafft Verbindung. (…) Sie lehrt uns das respektvolle Zuhören, das genaue Hinhören, das Aushalten von Meinungsverschiedenheiten, den Willen zu Kooperation und Konfliktlösung, die Freude am Zusammenspiel. All das sind Schlüsselkompetenzen, die wir auch als Demokratinnen und Demokraten immer wieder trainieren müssen.“ Musik brauche daher die tatkräftige Unterstützung von politischer Seite. Umso wichtiger sei es daher, „die bestehenden Strukturen zu stärken und auszubauen. Musikerziehung und Musikförderung müssen gesellschaftliche Notwendigkeit und politische Pflichtaufgabe sein.“

Daran anschließend dankte Kulturministerin Katharina Binz allen, die sich ehrenamtlich oder hauptamtlich für die Musik im Land einsetzen. Sie lobte das Schwerpunktthema des Abends als passend für das aktuelle Zeitgeschehen: „Zehntausende von Menschen sind in den letzten Wochen in Rheinland-Pfalz für unsere Demokratie auf die Straße gegangen und haben ein kraftvolles Zeichen gesetzt. Das zeigt, dass wir mutige, engagierte Menschen brauchen, um unsere vielfältige und freie Gesellschaft zu bewahren. Hier kann das aktive Musizieren ganz stark dabei helfen, unsere Demokratiefähigkeit zu stärken, indem es Menschen unterschiedlicher Hintergründe und Meinungen zusammenbringt.“

Dass hierfür die Förderung der musikalischen Bildung auf allen Ebenen unabdingbar ist, hob Landesmusikratspräsident Peter Stieber hervor und ergänzte durchaus kritisch den von der Regierung nach wie vor geleugneten Lehrkräftemangel im Fach Musik, der eine ausreichende Musikalisierung der Kinder und Jugendlichen in Rheinland-Pfalz in Frage stellt.
Christoph Utz, Vorsitzender des Landesverbands der Musikschulen betonte, dass gerade in Zeiten steigender Digitalisierung die Tendenzen zu gesellschaftlicher Fragmentierung, Vereinsamung und der Umgang mit Social Media sowie ihrem meinungsbildenden Einfluss mögliche Gefahren bergen, denen inklusive Strukturen zur Stärkung des Miteinanders und des Zusammengehörigkeitsgefühls entgegengesetzt werden müssen.

All diesen Aspekten trug auch Robert Wagner (Vorsitzender des Fachausschuss Inklusion im VdM) als Hauptredner des Abends Rechnung und stellte sehr eindrücklich die ausgesprochene gesellschaftliche Wirkmächtigkeit des gemeinsamen Musizierens dar. Dessen Grundlage – das Erlernen und Erkennen der individuellen, eigenen Selbstwirksamkeit und die daraus resultierende Übernahme von individueller, eigener Verantwortung für die Gemeinschaft – in ihrer Relevanz für die individuelle Ausbildung, Anwendung und Pflege demokratischer Werte gar nicht hoch genug geschätzt werden. Kinder, Jugendliche, Menschen unterschiedlichster gesellschaftlicher Herkunft erarbeiten sich ihr individuelles musikalisches Können. Doch erst im gemeinsamen Musizieren werde erfahrbar, wie wertvoll dieses persönliche Können für das Klingen und Gelingen eines guten, größeren Ganzen ist. Dabei appellierte Wagner auch direkt an die Politik, im Sinne einer politisch gewollten und wirksamen inklusiven gesellschaftlichen Entwicklung Verantwortung für eine verlässliche Finanzierung, sinnvoll ausgestattete Räumlichkeiten und gut ausgebildetes Personal in den Bildungs- und Kultureinrichtungen zu übernehmen.

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