Auf seiner Bundesversammlung am 4. Mai 2018 in Hamburg verabschiedete der VdM ein „Hamburger Memorandum“, in dem politische und finanzielle Unterstützung auf dem Weg in die digitale Zukunft gefordert wird. Den Wortlaut des Memorandums drucken wir im Folgenden ab.
Öffentliche Musikschulen sind die Schlüsselorte für musikalische Bildung in der Kommune, im ländlichen Raum wie in urbanen Zentren. Sie dienen im öffentlichen Auftrag allen Menschen, die Erfahrungen in Musikwelten gewinnen wollen. Sie sind Erlebnisräume für ein gelingendes Aufwachsen junger Menschen in musikalisch-kulturellen Bezügen, sie sind Orte des Lehrens und lebenslangen Lernens, Orte der Kunst, und sie sind Begegnungsorte für ein aktives Leben mit Musik. Dies gilt auch in Zeiten des digitalen Wandels und der damit verbundenen grundlegenden Veränderung von Gestaltungsformen, Ausdrucksmöglichkeiten und Kommunikation.
Musikschulen im VdM stehen für eine Erfolgsgeschichte. Sie erreichen heute mit ihren differenzierten und qualitätsvollen Angeboten rund 1,5 Millionen Menschen – Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Musikschulen geben Menschen eine künstlerisch-ästhetische Orientierung und bilden mit ihrem öffentlichen Auftrag das Fundament für fast alle Musikbereiche, die auf der Bildungsarbeit von Musikschulen aufbauen können, so zum Beispiel Orchester, Theater, Konzerthäuser, Hochschulen, Festivals, allgemeinbildende Schulen, Bands, Musikvereine und freie Initiativen.
In diesen Zeiten des dynamischen digitalen Wandels sind Musikschulen ebenfalls auf dem Weg in eine vieldimensionale digitale Welt: in der Produktion, Wiedergabe und Verbreitung von Musik ebenso, wie im gesamten pädagogischen Umfeld – in den Strukturen von Leitung und Verwaltung wie auch in der Kommunikation mit Schüler/-innen und Eltern sowie in Öffentlichkeitsarbeit und Dokumentation. Apps, Messengerdienste und E-Learning sind keine Seltenheit und Pionierleistung mehr, sondern haben vielfach Einzug in den pädagogischen Alltag von Musikschulen gehalten. Die direkte Begegnung von Mensch zu Mensch, von Schüler/-innen zu Lehrkräften und die Bedeutung des Hörens und der inneren musikalischen Vorstellung werden natürlich auch in der zukünftigen Musikschularbeit stets im Zentrum des pädagogischen Kontextes bleiben. Die Wege, Mittel und Methoden dieser Begegnungsformen werden sich aber durch die digitalen Möglichkeiten verändern und erweitern.
Der Ausbau der digitalen Strukturen in öffentlichen Musikschulen muss schneller und umfassender voranschreiten. Dazu bedürfen die Musikschulen politischer Unterstützung durch alle verantwortlichen Stellen in Bund, Ländern und Kommunen. Hierbei dürfen die Kommunen in ihrer Verantwortung für Musikschulen nicht allein gelassen werden. Bund und Länder widmen sich ihrem jeweiligen Verfassungsauftrag gemäß vorwiegend der digitalen Entwicklung in Schule und Berufsbildung. Öffentliche Musikschulen sind hinsichtlich der Investitionen in Digitalisierung aber in der Gefahr, im Schnittfeld von Bildungs-, Jugend-, Sozial- und Kulturpolitik durch das Raster der Verantwortlichkeiten zu fallen.
Digitalpakte von Bund und Ländern und die entsprechenden Förderprogramme müssen jedoch auch dem Ausbau digitaler Strukturen, Prozesse und Ressourcen in Musikschulen zugutekommen. Dazu sind politische Entscheidungen notwendig, die gleichermaßen unmittelbar kommunal getragenen Musikschulen wie auch öffentlichen Musikschulen in anderer Rechtsform Wege in den digitalen Ausbau öffnen und ebnen.
Die Trägerversammlung des VdM in Hamburg fordert daher von Bund, Ländern und Kommunen eine bedarfsgerechte und abgestimmte Unterstützung für die digitale Entwicklung von Musikschulen und eine Bereitstellung von Ressourcen dazu in angemessenem Umfang.