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Szene mit Tänzerinnen. Foto: Axel Buschmann
Szene mit Tänzerinnen. Foto: Axel Buschmann
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Haushoch über der Normalität

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Neujahrskonzert der Deutschen Streicherphilharmonie
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Es war einfach fabelhaft, was da beim Auftritt der Deutschen Streicherphilharmonie im Januar über die Bühne des Langenberger Bürgerhauses ging und dies nicht nur in musikalischer, sondern auch in tänzerischer Hinsicht.

Nach erfolgreichen Präsentationen 2009, 2011 und 2014 gestaltete das Orchester (Leitung Wolfgang Hentrich) auch jetzt wieder das Neujahrskonzert der Stadt Velbert, ergänzt durch die jungen Tänzerinnen der Choreografischen Werkstatt Velbert (Leitung Cornelia N’Jai, Gabriele Voigt). Voller Erstaunen gewann man einen Eindruck davon, zu welch hoher Qualität die Symbiose von Musik und Tanz gelingen kann, wird das Vorhaben von veritablen Professionalisten in die Hände genommen: hochwertige künstlerische Arbeit solchen Ranges sucht ihresgleichen.

Was die 12- bis 20-jährigen Mitglieder des Orchesters sowie die Tänzerinnen hier boten, stand haushoch über aller Normalität. Hentrich setzt als Chefdirigent hörbar auf Präzision. Selbst ein ausgewiesener Violinist, hat er seine Schützlinge bereits zu ausgefeilter Homogenität im Klangbild geführt, die derjenigen eines Berufsorchesters in nichts nachsteht. Hier wächst der Nachwuchs für die Orchesterlandschaft der Zukunft heran. Und ebenso gediegen setzten sich die jungen Damen der Choreografischen Werkstatt auf dem fantasievoll ausgeleuchteten Tableau inmitten des historischen Saals in Szene. Wer dachte dabei nicht an die Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker?

Mozarts „Divertimento KV 138“ machte mit Schwung den Anfang und blieb trotz der recht großen Besetzung ebenso duftig wie transparent, so dass der galante Stil und das Formprofil zum Tragen kamen. Ansprechend herausgearbeitet die Terrassendynamik im „Andante“. Josef Suks „Streicherserenade op. 6“ gelang mit Verve und Eleganz. Zum Poem von zartester Expression wurde sein „Adagio“, nicht zuletzt dank der klangbeseelten Partien des Solo-Cellos. Die jungen Musiker fühlten sich darin sichtlich wohl.

Über die Affinität von Musik und Tanz müsste eigentlich nichts mehr gesagt werden. Dennoch: eine Freude, wenn sich beide Künste so schön wie hier beobachtet ergänzen. Max Bruchs Melodien aus seiner „Serenade“ nahmen Gestalt in Bewegungen an, in Ges­ten, die dem Publikum feinste Nuancen der Musiksprache erläuterten.

„Vivid“, ein temperamentvolles Stück und eine Velberter Premiere zugleich schien den Tänzerinnen auf den Leib geschrieben. Die anwesende, israelische Komponistin Shir-Ran Yinon (geb. 1986) hatte es aus Begeisterung für die Streicherphilharmonie im Sommer 2016 geschrieben. Nicht fehlen durfte natürlich Saint-Saens „Der Schwan“, gespielt von einer 14-jährigen Solistin, zudem ein optischer Genuss, wegen der Ballettkostüme. Mit Johann Strauss’ „Pizzicato-Polka“ und dem in Tüll gehüllten Ballett war man den TV-Übertragungen der Wiener Neujahrskonzerte schon sehr nahe gekommen.

Eine außergewöhnliche Kulturveranstaltung, zumal sie nur von jungen Künstlern gestaltet wurde, die mit viel Beifall des ausverkauften Hauses belohnt wurden. Das Orchester bedankte sich mit Zugaben aus Vivaldis „Jahreszeiten“.

Konzertkritik aus der WAZ Velbert

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