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Konkurrenz belebt Deutschlands Musikschulen

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Wettlauf der Früherziehungskonzepte: Yamahas Kindermusikschulen und ihre Folgen
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1967 ging durch die Presse, die japanische Firma Yamaha beabsichtige, in der Bundesrepublik Deutschland innerhalb zwei Jahren 2000 Kindermusikschulen einzurichten. Ich war zu dieser Zeit Leiter der Musikschule Bochum, Vorsitzender des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen und als solcher Mitglied des Gesamtvorstandes. Das Kultusministerium von Nordrhein-Westfalen hatte mich beauftragt, Musikschulen und Städte bei der Einrichtung von Musikschulen zu beraten. Die damalige Referentin des Kultusministeriums für Musik, wozu auch die außerschulische Musikerziehung gehörte, Theater und Film, Marie-Therese Schmücker, eine für die Musikschulen sich sehr engagierende Frau, rief mich an und fragte, wie sich der VdM hierzu stellte, die Firma Yamaha suchte ein Gespräch mit ihr.

1967 ging durch die Presse, die japanische Firma Yamaha beabsichtige, in der Bundesrepublik Deutschland innerhalb zwei Jahren 2000 Kindermusikschulen einzurichten. Ich war zu dieser Zeit Leiter der Musikschule Bochum, Vorsitzender des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen und als solcher Mitglied des Gesamtvorstandes. Das Kultusministerium von Nordrhein-Westfalen hatte mich beauftragt, Musikschulen und Städte bei der Einrichtung von Musikschulen zu beraten. Die damalige Referentin des Kultusministeriums für Musik, wozu auch die außerschulische Musikerziehung gehörte, Theater und Film, Marie-Therese Schmücker, eine für die Musikschulen sich sehr engagierende Frau, rief mich an und fragte, wie sich der VdM hierzu stellte, die Firma Yamaha suchte ein Gespräch mit ihr. Der Vorstand, mit Wilhelm Twittenhoff als Vorsitzendem, Diethard Wucher als Geschäftsführer und die übrigen Vorstandsmitglieder waren sich sehr bald darüber im Klaren, dass hier, mit enormen finanziellen Mitteln bedacht, eine Gefahr für die auf kommunaler Basis beruhende Musikerziehung im elementaren Bereich bestehe. Innerhalb der Musikschulen war die Früherziehung bisher nur auf wenige Schulen beschränkt und in der Durchführung höchst uneinheitlich. Die Absicht der Firma Yamaha war, sich in Musikalienhandlungen anzusiedeln und für den Unterricht Musiklehrer in speziellen Kursen auszubilden.

Wir beschlossen, mit Vertretern der Firma in Kontakt zu treten und vereinbarten ein Gesprächstreffen in München, an dem von VdM-Seite Wilhelm Twittenhoff, Diethard Wucher, Eckart Rohlfs, Hans-Joachim Vetter, Fritz Büchtger (als Leiter der Singschule München) und ich teilnahmen. Es wurde uns ein Demonstrationsfilm vorgeführt und wir konnten uns das umfangreiche Unterrichtsmaterial ansehen. Wir hatten die – utopische – Absicht Yamaha anzubieten, ihr Programm an den Musikschulen mit ihrer „Hardware“ (den Begriff gab es allerdings noch nicht) einzuführen, das inhaltliche, methodische Konzept wollten wir entsprechend unseren Vorstellungen erstellen. Der Vorschlag stieß ins Leere. Nach drei Tagen trennten wir uns, ohne eine Einigung erzielt zu haben.

Wir beschlossen, ein eigenes Konzept in schnellst möglicher Zeit zu entwickeln und zwar – da wir eine Menge vom Konkurrenten gelernt hatten – wie dieser mit Lehrerband, Schülerheften, Hörbeispielen auf Tonband, mit einer Tasche für die Kinder, mit Elterninformationen und einem Tasteninstrument. Dem Trend der Zeit folgend, sollte die Unterrichtsabfolge als Programm festgelegt sein. Eine Autorengruppe unter der Leitung von Wilhelm Twittenhoff und Diethard Wucher mit Lucie Steiner, Irmgard Benzing und Rainer Mehlig entwickelte sukzessiv das Programm, das 1968 in die erste Erprobungsphase ging.

Es fehlte ein dem Yamahavorbild entsprechendes elektronisches Tasteninstrument und es fehlte der Ansprechpartner, Yamaha hatte das Monopol für elektronische Instrumente. In Verhandlungen mit der Klavierindustrie erklärte sich die Firma Schimmel bereit, ein Tasteninstrument zu entwickeln, bei dem die Tonerzeugung mit elektrischer (nicht elektronischer) Hilfe erfolgte. Entsprechend der Entwicklung der ersten Autos entstand ein Monster, gleichzeitig Arbeitstisch und Instrument, bei dem kleine Metallbolzen aus Spulen gegen Metallophonplatten geschleudert wurden, wenn man mit einer Taste den Stromkreis schloss. Die blau gestrichenen Instrumente wurden mit 220 Volt „betrieben“ und schwarze Kabel durchzogen den Klassenraum. Nach der Erprobungsphase wurde dieses Ungetüm durch ein handlicheres – rotes – Instrument ersetzt, bei dem die Tonerzeugung mechanisch auf direktem Wege von der Taste zur Metallophonplatte erfolgte und das heute noch in dieser Form zum „Curriculum Musikalische Früherziehung“ verwendet wird.

Die angekündigte Ausbreitung der Kindermusikschulen verlief im Sande. In der Zeit, in der das „Programm Musikalische Früherziehung“ an den Musikschulen boomte, wurden vier Yamaha-Kindermusikschulen eingerichtet.

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