Insgesamt sechs Konzerte in Bautzen, Blankensee, Wilsdruff, Eisenach, Ruhpolding und Berlin mit rund 2.500 Besuchern in gut besuchten, teilweise ausverkauften Spielstätten, dazu eine Live-Übertragung im Deutschlandfunk – die Bilanz der Sommertournee 2024 der Deutschen Streicherphilharmonie (DSP) vom 30. Juli bis 15. August kann sich sehen lassen. Das jüngste Bundesauswahlorchester in Trägerschaft des Verbands deutscher Musikschulen beeindruckte erneut durch seine Professionalität und strahlende Spielfreude. Bei der diesjährigen Young Euro Classic in Berlin zeigte sich, dass die DSP zu Recht zu den weltbesten Jugendorchestern zählt.
Krönender Abschluss bei Young Euro Classic in Berlin
Unter der Leitung ihres Chefdirigenten Wolfgang Hentrich startete die DSP am 30. Juli zu ihrer alljährlichen Sommertournee. Eine gute Woche lang probten die 12 bis 21 Jahre alten Streichertalente aus ganz Deutschland zunächst in der Europäischen Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar (EJBW). Der großzügige Tuttisaal im historischen Reithaus, das seit gründlicher Restaurierung Ende der 1990er-Jahre als Seminar- und Veranstaltungshaus genutzt wird, bot für die ausgiebige Probenarbeit ideale räumliche Bedingungen. Die inspirierende Umgebung im Park an der Ilm, in unmittelbarer Nähe zum Stadtschloss und zur Anna-Amalia-Bibliothek tat ihr Übriges.
Die ersten drei Konzerte der Tournee am 2. August im Dom St. Petri zu Bautzen, am 3. August im Kirchenzentrum Waldfrieden in Blankensee sowie am 4. August in der Kulturscheune Rittergut Limbach bildeten eine kleine Konzertreihe für sich. Auf dem Programm standen unter anderem Johann Sebastian Bachs Violinkonzert a-Moll, das die DSP zusammen mit dem erst 19-jährigen Jeremias Pestalozzi spielte. Der junge Virtuose, seit 2023 Student bei Julia Fischer an der HMTM München, hat in den vergangenen Jahren bereits mehrfach zusammen mit der DSP musiziert – entsprechend groß war die Freude über das Wiedersehen.
Als Ausgleich zur intensiven Probenarbeit gab es ein abwechslungsreiches Begleitprogramm mit ausgewählten Referenten. Der Dirigent Emmanuel Tjeknavorian, die Komponistin Shir-Ran Yinon, die Intendantin der Dresdner Philharmonie Frauke Roth sowie der frühere Stimmführer der zweiten Violinen im RSB und langjährige Dozent der DSP Bodo Przesdzing gewährten spannende Einblicke in ihren jeweiligen künstlerischen und beruflichen Werdegang und standen in ausgiebigen Diskussionsrunden Rede und Antwort. Bundesgeschäftsführer Matthias Pannes konnte Bodo Przesdzing zu diesem Anlass die vom VdM verliehene „Goldene Stimmgabel“ als Auszeichnung für seine besonderen Verdienste um die musizierende Jugend überreichen.
Zu einem besonders eindrücklichen und berührenden Erlebnis gestaltete sich der Besuch der Gedenkstätte Buchenwald. Nach einer informativen wie einfühlsamen Führung versammelte sich das Orchester vor dem Kinderblock in der Baracke 66. Dort, wo im letzten Kriegsjahr vor allem jüdische Jungen aus Ungarn und Polen untergebracht waren, trugen ausgewählte DSPler den langsamen Satz der Partita des in Auschwitz ermordeten Komponisten Gideon Klein vor. Dieses Werk, das in der zweiten Tourneehälfte auf dem Programm stand, erhielt dadurch noch einmal eine ganz besondere Bedeutung.
Die beiden letzten Tage in Weimar waren mit intensiven Registerproben gefüllt, um dem Orchester den letzten Feinschliff für die nun anstehenden Konzerte zu geben. Die Arbeit mit den Dozenten des RSB, dem Patenorchester der DSP, hat nicht nur Tradition, sondern trägt in besonderer Weise zu dem homogenen Klang bei, für den die DSP von der Fachwelt immer wieder gerühmt wird.
Im berühmten historischen Festsaal auf der Wartburg am 9. August stellte die DSP neben Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Gideon Klein und Peter Tschaikowsky neuere Werke der deutsch-israelischen Komponistin Shir-Ran Yinon vor, die sich als Komponistin, Arrangeurin und freischaffende Künstlerin in der Klassik- wie auch in der Metal-Szene einen Namen gemacht hat. Zu Beginn des zweiten Teils sorgte der eindringliche und vokal anmutende Choral der 2022 verstorbenen ukrainischen Komponistin Hanna Havrilets für einen Gänsehautmoment – im Saal und vor dem Radio. Denn in der Reihe der traditionsreichen Wartburg-Konzerte wurde der Abend von Deutschlandfunk Kultur live übertragen.
Am 10. August ging es von Weimar zunächst nach Bayern, wo die DSP am 11. August in der Pfarrkirche St. Georg in Ruhpolding aufspielte. Das anspruchsvolle Programm (eine Wiederholung des Konzerts auf der Wartburg), das beeindruckende Können der jungen Musikerinnen und Musiker und die sichtliche Spielfreude wurden mit frenetischem Applaus bedacht. Die DSP bedankte sich unter anderem mit einem bayerischen Heimatlied als Zugabe.
Mit dem Konzert am 14. August beim Festival der Young Euro Classic in Berlin fand die Tournee ihren traumhaften Abschluss. Im fast ausverkauften Konzerthaus am Gendarmenplatz bewies die DSP erneut ihre Klasse als eines der Spitzen-Jugendorchester der Welt. Als Höhepunkt des sehr abwechslungsreichen Abends spielte die DSP das einzigartige Saxophon-Konzert von Alexander Glasunow, meisterhaft interpretiert von der englischen Senkrechtstarterin Jess Gillam. Drei Werke von Shir-Ran Yinon, darunter die Uraufführung von „Brisk“ für Sopran-Saxophon und Streichorchester, setzten das Glasunow-Konzert in einen spannenden Rahmen.
Informationen zu den nächsten
Terminen der DSP unter
https://www.musikschulen.de/dsp
- Share by mail
Share on