„Die musikalische Teilhabegerechtigkeit für Kinder und Jugendliche läuft in Deutschland Gefahr, in eine Schieflage zu geraten! Ihre musikalische Bildung hängt immer stärker vom Zufall des Geburtsortes ab.“, sagte der Bundesvorsitzender des VdM, Friedrich-Koh Dolge, zur Eröffnung der diesjährigen Bundesversammlung am 26. April 2024 in der Historischen Stadthalle Wuppertal.
Länderverantwortung für Bildungsgerechtigkeit
Dabei tragen die Kommunen gemeinsam mit den Eltern als Gebührenzahler nach wie vor den größten Anteil an der Finanzierung der musikalischen Bildung. Angesichts der Dynamik der Kostenentwicklungen benötigen öffentliche Musikschulen dringend eine stärkere und verlässlichere ordnungspolitische und finanzpolitische Verantwortungsübernahme durch die Bundesländer, um die musikalische Bildungsgerechtigkeit zu stabilisieren“, forderte Dolge und betonte: „Unsere öffentlichen Musikschulen begleiten und gestalten Gesellschaft! Neben der Ermöglichung bezahlbarer Gebühren, brauchen wir vor allem im Hinblick auf den Fachkräftemangel eine bessere finanzpolitische Ausstattung unserer Musikschulen“. Dazu Dolge: „Das ‚Herrenberg-Urteil‘ des Bundessozialgerichts, das die Träger der Musikschulen zwingend dazu anhält, Musikschullehrkräfte nur noch im Anstellungsverhältnis zu beschäftigen, wird zusätzlich Musikschulen in finanzielle Bedrängnis bringen. Eine finanzielle Bedrängnis, die die musikalische Bildung von Kindern zusätzlich und unmittelbar gefährdet. Es ist höchste Zeit, dass musikalische Bildung nicht zum Luxusgut wird, sondern als integraler Bestandteil ganzheitlicher Bildung ernsthaft unterstützt wird.“
Die musikalische Arbeit der Musikschulen sei eine der ganz wichtigen Formen von Demokratieförderung, sagte Uwe Schneidewind, Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal, in seinem Grußwort zur Eröffnung der Bundesversammlung. Die Arbeit der Musikschulen lebe von dem gewaltigen Engagement der Einzelnen auch, oft bis an die Grenzen der Selbstausbeutung und sogar darüber hinaus. Gerade in diesen Zeiten sei die weit über die musikalische Erziehung hinausgehende Arbeit der Musikschulen so wichtig und werde auch noch wichtiger. Es sei daher „ganz zentral, dies in die politische Diskussion hineinzutragen und dafür zu arbeiten, dass die Arbeit der Musikpädagoginnen und Musikpädagogen in ihren Musikschulen auch finanziell eine andere Wertschätzung erfahren, damit dies ein attraktives Berufsfeld bleibt.“ Auch Wuppertal habe sich trotz der sehr angespannten Finanzsituation auf den Weg gemacht, einen Großteil der Honorarkräfte in Anstellungsverhältnisse zu überführen. „Gerade in Städten wie unseren sind diese Investitionen die wertvollsten und produktivsten Investitionen in die Weiterentwicklung in die Stadtentwicklung“, so Schneidewind.
Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, sprach sich ihrerseits in ihrer Grußbotschaft für die Bedeutung der Musikschulen aus: „Ein Leben ohne Musik ist sinnlos“, sagte sie und weiter: „Musikschulen sind die Institutionen für musikalische Bildung in den Regionen. Kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche ist vor allem in diesen Zeiten unverzichtbar.“ Deshalb sei es ihr so wichtig, die kulturelle Bildung in den Mittelpunkt ihrer Kulturpolitik zu stellen. Sie sicherte zu, die Förderprogramme „Musikschuloffensive des Landes NRW“ und das Bildungsprogramm „JeKits – Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen“ auch in Zukunft intensiv zu fördern, sowie sich für eine anständige Bezahlung der Musikschulpädagogen einzusetzen und sich intensiv um den pädagogischen Nachwuchs an den Musikhochschulen zu kümmern.
Goldene Stimmgabel
In der Bundesversammlung wurde dem Ende September 2024 scheidenden Bundesgeschäftsführer des VdM, Matthias Pannes, die Goldene Stimmgabel des VdM für besondere Verdineste um die Musikschulen verliehen. Ulrich Rademacher, Ehrenvorsitzender des VdM, sagte in seiner Laudatio, Matthias Pannes, der leidenschaftlich für die Marke Musikschule kämpfe, habe sich „um die vier Grundpfeiler des Musikschulgebäudes verdient gemacht: unseren Strukturplan, die Leitlinien und Hinweise der kommunalen Spitzenverbände, das KGSt-Gutachten und schließlich unser Leitbild. Darauf können wir Musikschulen bauen, daran orientieren wir uns, daraus zitieren wir, wenn uns der Wind ins Gesicht bläst.“ Dabei hob er Pannes’ große Verdienste um die Stärkung der Zusammenarbeit des VdM mit den Ländern, mit den Verbänden, mit Politik und Verwaltung auf Länderebene, mit den kommunalen Arbeitgebern, den kommunalen Spitzenverbänden und ver.di hervor ebenso wie die Rolle des VdM „als tragende Säule von ‚Jugend musiziert‘“.
- Share by mail
Share on