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Ulrich Rademacher. Foto: privat (li.). Friedrich-Koh Dolge. Foto: VdM (re.)
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Mehr als systemrelevant!

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Ulrich Rademacher und Friedrich-Koh Dolge im Gespräch
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Wie fast alle gesellschaftlichen Bereiche steht auch die musikalische Bildung in diesem Jahr vor großen Herausforderungen. Der VdM hat seine Hauptarbeitstagung (HAT) in Koblenz vom Mai in den Oktober verschoben. Hier wird es schwerpunktmäßig um das Thema Digitalisierung gehen, sicher werden aber auch die Folgen der Pandemie eine Rolle spielen. Mit Ulrich Rademacher, Bundesvorsitzender, und Friedrich-Koh Dolge, stellvertretender Bundesvorsitzender des VdM sowie Direktor der Stuttgarter Musikschule, sprach Barbara Haack für die nmz im (Online-)Interview.

neue musikzeitung: Fast ein halbes Jahr Lockdown liegt hinter uns, der auch die Musikschulen stark betroffen hat. Ein kurzer Rückblick: Wie haben die Musikschulen reagiert? Welches sind die schwerwiegendsten Folgen?

Ulrich Rademacher: Zunächst einmal bin ich begeistert darüber, wie Musikschulen sofort hellwach und flexibel reagiert, das Problem erkannt, aber auch die Chance ergriffen haben, alles zu nutzen, was die Digitalisierung uns an Möglichkeiten bietet. Auch, wie die Kollegien zusammengewachsen sind in dem gemeinsamen Bemühen, mit allen Beteiligten in Verbindung zu bleiben, fand ich sehr beeindruckend, ebenso, wie Bundesverband und Landesverbände jeweils spezifische Situationen in den einzelnen Bundesländern erkannt und Chancen herausgearbeitet haben, wie wir unter Corona weiterhin tätig sein können. Das ist alles wunderbar. Aber der Schreck und die Sorge steckt uns in den Knochen, angesichts der Frage, was uns an Substanz verloren geht. Auch wenn Unterricht jetzt wieder stattfinden kann, so doch vor allem in den Bereichen, in denen Musikschulen schon vor 30 Jahren gut waren, nämlich im Einzelunterricht. Alles das, was heute genauso Seele von Musikschule ist, Ensemblearbeit zum Beispiel, Inklusion, Kooperation mit den allgemeinbildenden Schulen: Das leidet. Der Generation, die gerade jetzt in der musikalischen Früherziehung die ersten Kontakte mit Musik haben sollte, fehlt diese Orientierungsmöglichkeit. Ob die Kommunen, die in den nächsten Jahren knappe Kassen haben werden, ihre Musikschule weiterhin mit so viel Engagement und Begeisterung unterstützen, ist ungewiss. Da brauchen wir viel Hilfe. Die Kommunalen Spitzenverbände haben hier ja schon mit Recht Unterstützung der Kommunen seitens des Bundes auch für die Folgejahre angemahnt, da ansonsten deutliche Einschnitte bei den kommunalen Leistungen zu erwarten sind.

Stolz auf Engagement

Friedrich-Koh Dolge: Die Begeisterung möchte ich doppelt und dreifach unterstreichen. Der VdM kann stolz sein, wie schnell und toll die Mitgliedsschulen reagiert haben, vor allem auch stolz auf die äußerst engagierten Musikschullehrerinnen und -lehrer der VdM-Schulen, denn die mussten den Bärenanteil der Konsequenzen aus dem Lockdown tragen. Diese Lockdown-Phase hat aber auch Schwachstellen von Musikschulen aufgezeigt. Ich mache mir zum Beispiel um die Menschen Sorgen, die von sich aus den Weg in die Musikschule nicht finden. Es geht um die Menschen, die sich noch nicht auf die Suche nach musikalischer Bildung gemacht haben, weil sie die wunderbare Welt des aktiven Musizierens gar nicht kennen. Sie zu erreichen fällt uns in der Corona-Pandemiezeit äußerst schwer, und wir müssen uns Gedanken darüber machen, wo wir Weiterentwicklungsmaßnahmen und Prozesse initiieren müssen.

Rademacher: Es gibt ja den Begriff des „aufsuchenden Unterrichts“: Wie gehen wir auf die Menschen zu, die gar nicht wollen können, weil sie nicht die Idee haben, was musikalische Bildung für sie bedeuten könnte? Auf die müssen wir zugehen, weil wir nur so unseren öffentlichen Auftrag erfüllen.

nmz: Ganz konkret: Wie ging und geht es der Stuttgarter Musikschule?

Dolge: Die Lockdown-Phase wurde am 14. März angekündigt, am 16. März mussten wir schließen. Am 17. März haben bereits die ersten Kolleginnen und Kollegen mit viel Kreativität angefangen, den Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen zu halten und den Präsenzunterricht digital zu überbrücken. Im Instrumental- und Vokalbereich ging das einfacher. In den Großgruppenangeboten war schon äußerst viel Kreativität gefragt. Einige Lehrkräfte haben sich auch in der Elementaren Musikpädagogik (EMP) oder der Orchesterarbeit Gedanken gemacht, wie sie die digitalen Möglichkeiten nutzen konnten. Unser Programm „Musik für alle“ sollte ab Februar eigentlich in die zweite Phase gehen, in die Phase des Instrumental- und Vokalunterrichts. Wir haben über 150 Instrumente bereitgestellt, aber die Kinder konnten damit leider nicht beginnen.

nmz: Wie oder wo kann Musikschulunterricht stattfinden, wenn die Räume, die die Musikschulen in allgemeinbildenden Schulen nutzen, aufgrund von Hygienekonzepten von diesen selbst gebraucht werden?

Rademacher: Das ist eine Frage enger Kooperation und Koordination. Wir müssen uns öffnen für neue Partnerschaften, zum Beispiel mit Kirchen, Gemeindehäusern, Stadtteilzentren oder Bürgerhäusern, mit denen wir bisher noch nicht zusammenarbeiten. Da steckt vielleicht auch eine Chance für zukünftige Kooperationen drin. Wir müssen aber auch sehen, wie wir online Menschen erreichen, für die wir – noch – keine Räume haben.

Dolge: Es sind natürlich vor allem die Musikschulen betroffen, die wenig oder gar keine eigenen Räumlichkeiten haben, Kreismusikschulen, aber auch Musikschulen im ländlichen Raum. Letzten Endes gibt es aber auch Musikschulen in urbanen Räumen, die auf Räumlichkeiten der allgemeinbildenden Schulen angewiesen sind. Diese unterliegen derzeit sehr strengen Restriktionen. Sie haben einen enormen Raummehrbedarf, worunter wir Musikschulen leiden, weil wir als Drittanbieter nicht die schulischen Räumlichkeiten mitnutzen dürfen. Hier sind die Landesverbände derzeit unterwegs, gemeinsam mit den Kommunalen Spitzenverbänden an die Schulministerien heranzutreten, um Räumlichkeiten außerhalb der regulären Unterrichtszeiten für die Musikschulen nutzbar zu machen. Das betrifft insbesondere auch die EMP. Wenn es so weitergehen sollte, dass Drittpersonen aufgrund der Infektionsgefahr nicht in die Räumlichkeiten der Kindertagesstätten dürfen, dann fällt uns die wichtigste Basis für unsere Musikschularbeit weg. Allein durch digitale Angebote werden wir das Problem nicht lösen, das kann höchstens eine Überbrückung sein.

nmz: Musikschulen werden in erster Linie von den Kommunen getragen und finanziert. Der VdM wendet sich in dieser Situation aber auch gerade an die Länder und an den Bund. Was fordert der Verband?

Rademacher: Wir kommen jetzt auf eine Uraltforderung zurück. Wir fordern von den Ländern und Kommunen eine Drittelfinanzierung, eine Teilung der Verantwortung für die musikalische Bildung: Ein Drittel tragen die Eltern, das Land trägt ein Drittel und die Kommunen ein Drittel. Das wäre eine zukunftsfähige, gerechte Aufteilung, die jeweils die anderen Partner ermutigt, auch ihren Beitrag zu geben. Wir fordern auch, dass die Länder in den Jahren von 2021 bis 2023 Strukturfonds für die Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie auflegen und sich an den Betriebskosten der Musikschulen beteiligen, denn die Kommunen werden an die Grenzen ihrer Möglichkeiten geraten. Wenn wir das nicht schaffen, müssen wir mit Insolvenz von Musikschulen rechnen.

nmz: In Baden-Württemberg wurde der Landeszuschuss erst kürzlich erhöht. Ist diese Drittel-Lösung hier – oder auch anderswo – realistisch?

Dolge: Grundsätzlich müssen wir als Verband der öffentlichen Musikschulen einfach noch mutiger werden und überlegen, wo wir welche Forderung ansiedeln. Wir richten sie sowohl an den Bund, an die Länder und an die Kommunen. Auf kommunaler Ebene müssen wir deutlich machen, dass wir aus der Erfahrung dieser Pandemie heraus die positive Entwicklung der Umwandlung von Honorarbeschäftigungsverhältnissen hin zu Anstellungsverhältnissen gemeinsam weiterverfolgen. Zur Länderebene: In Baden-Württemberg haben wir sehr hart kämpfen müssen, um vom Land 2,5 Prozent mehr zu bekommen. Wir wollen natürlich an der Forderung einer Drittelfinanzierung festhalten. Wir wollen versuchen, gemeinsam mit den kommunalen Spitzenverbänden, aber auch gemeinsam mit den Ländern, einen Schritt nach dem anderen zu gehen.

Rademacher: Die Bundesebene wird angesprochen mit der Forderung, einen „Digitalpakt 2“ zu unterstützen und dahingehend zu öffnen, dass wir mit unserer digitalen Ausstattung auf den gleichen Stand kommen wie die allgemeinbildenden Schulen.

Existenzbedrohung

nmz: Inwiefern können Musikschulen oder auch der Verband von den Förder­angeboten profitieren, die jetzt von verschiedenen Ministerien aufgelegt werden?

Rademacher: Wir fallen derzeit fast überall durch. Es gibt den Kulturinfrastrukturfonds der BKM, Staatsminis­terin Grütters, der aber am Bildungs­angebot öffentlicher Musikschulen vorbeigeht. Es gibt vom Bundesminis­terium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend einen Fonds, der für Akademien und Fortbildungseinrichtungen vorgesehen ist. Da sind die Musikschulen auch außen vor. In diesem Zusammenhang ist es aus meiner Sicht – bei aller besonders in Zeiten der Pandemie gebotenen Solidarität aller Einrichtungen der kulturellen Bildung untereinander – nicht nachvollziehbar, dass das Bundesfamilienministerium einerseits Jugendherbergen und Schullandheimen als „wertvollen Orten der Bildung und Begegnung“ kurzfristig 100 Millionen Euro zur Verfügung stellen will, um sie angesichts erheblicher Einnahmeausfälle vor der Schließung zu bewahren, aber andererseits Musikschulen, die mit ihrer Arbeit erst die Voraussetzungen breiter Bevölkerungsschichten zur aktiven Teilhabe am Musikleben schaffen, in der Bedrohung ihrer Existenz alleine lässt. Wir haben die große Sorge – und damit haben wir uns auch in einem Brief an Staatsministerin Grütters gerichtet –, dass wir bei allen sinnvollen und wegweisenden Maßnahmen, die jetzt getroffen wurden, durch den Rost fallen. Leider steht eine Resonanz darauf immer noch aus.

nmz: Ein zentrales Thema der Hauptarbeitstagung des VdM in Koblenz ist die Digitalisierung. Wie sind die Musikschulen digital aufgestellt – und wie effektiv und gut kann Online-Musikunterricht überhaupt sein?

Dolge: Die Musikschulen sind sehr unterschiedlich aufgestellt. Viele haben sich auf den Weg der Digitalisierung gemacht. Bei der Hauptarbeitstagung Anfang Oktober wollen wir drei Themenfelder in den Fokus nehmen. Das ist zum einen die digitale Entwicklung in der Musikpädagogik: Was lässt sich überhaupt musikpädagogisch sinnvoll umsetzen? Können wir den Unterricht durch digitale Angebote ersetzen? Ich bin der Meinung: Nein, das können wir nicht, aber es können Aspekte der digitalen Entwicklung sinnvoll zum Unterrichtsgeschehen hinzukommen und dieses bereichern. Da wollen wir in einen Diskurs mit den Kolleginnen und Kollegen gehen. Das zweite Themenfeld betrifft „Führung im digitalen Zeitalter“: Was bedeutet Digitalisierung für uns Führende in Musikschulen? Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Digitalisierung? Und das dritte Themenfeld, das wir auf der HAT bearbeiten wollen, ist die Frage nach der Musikschulstruktur. Was ist eigentlich in Corona-Zeiten mit unserem Ziel, „Musikschule für alle“ zu sein? Was macht Digitalisierung mit diesem großen Ziel?

Rademacher: Die Digitalisierungsdiskussion ist ja für viele eine sehr emotionale Wertediskussion. Es gibt Musikpädagoginnen und -pädagogen, die mit ihrer ganzen Erfahrung absolut dagegen eingestellt sind. Und es gibt andere, die darauf brennen, möglichst viele der neuen Möglichkeiten in ihre Pädagogik zu integrieren, und die über die Corona-Erfahrungen hinaus Musikschule radikal umbauen wollen. Ich glaube: Wir können die digitalen Möglichkeiten sinnvoll nutzen, wenn Kinder genügend Räume für unmittelbare sinnliche Erfahrung und Wahrnehmung bekommen, wenn das ihr Grunderlebnis ist in der Begegnung mit Musik, wenn sie erst einmal direkt erreicht werden durch Singen, Tanzen, Trommeln, Hören, Fühlen und Sehen – und wenn sie den Zauber des Augenblicks kennenlernen. Wenn Kinder das lernen und praktizieren, dann sind alle Werkzeuge, die die Digitalisierung bietet, willkommen. Man kann das Teilen von Musik unterstützen durch Digitalisierung, man kann Entfernungen überbrücken, man kann Zeiten ökonomisch nutzen. Man kann Zugänge eröffnen, Kreativität unterstützen, und man kann Kindern den spielerischen Spaß am Umgang mit Musik durch so ein Werkzeug schmackhaft machen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir allen den Zugang ermöglichen, dass ein Tablet genauso selbstverständlich ist wie das kostenlose Mathematik- oder Französischbuch.

Dolge: Wenn wir fordern, dass die Schülerinnen und Schüler digital ausgestattet werden, müssen wir natürlich unser eigenes Personal auf den technischen Stand bringen, unsere technische Infrastruktur so weit bekommen, dass wir solche Verbindungen aufbauen können. Ich finde: Digitale Angebote können nur unterstützend wirken. Ich bin der festen Überzeugung, dass gerade Musikschule – unabhängig von Corona – bewusst einen Kontrapunkt setzen kann zu dem, was in der nahen Zukunft folgen wird, dass wir uns nämlich immer mehr ausschließlich online begegnen werden. Der Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen spricht hier von Online-Coaching und nicht von Online-Unterricht. Das ist eine sehr kluge Unterscheidung. Wir müssen natürlich trotzdem alle sinnvollen digitalen Chancen nutzen.

nmz: Ein Thema der Bundesversammlung in Koblenz wird Personalentwicklung und Nachwuchsgewinnung sein. Sie konstatieren einen Mangel von Nachwuchskräften, vor allem in der EMP, aber auch schon in manchen Instrumentalfächern. Wo liegen die Ursachen?

Rademacher: Das ist eine Frage der Anerkennung und Wertigkeit, und da muss man auch über Geld reden. Wir brauchen Angestelltenverhältnisse für Musikpädagogen. Wir freuen uns darüber, dass sich hier seit dem „Stuttgarter Appell“ schon vieles in die richtige Richtung bewegt hat. Aber es müsste sich auch in der Eingruppierung im TVöD etwas tun, um diesen Beruf attraktiv zu machen. Die Musikhochschulen haben bereits wertvolle Beiträge geliefert: Die Ausbildung ist besser, praxisgerechter geworden. Das nutzt aber alles nichts, wenn sich kaum jemand zur Aufnahmeprüfung anmeldet, weil die berufliche Perspektive fehlt.

Dolge: Wir haben diese Fragestellung in einem großen partizipativen Prozess, den wir 2018 in Königswinter begonnen haben, bearbeitet: Wie sieht es aus mit der Nachwuchskräftegewinnung, wie sieht es aus in der Fortbildung und mit der Personalentwicklung in den öffentlichen Musikschulen? Viele Fragen haben wir bereits gemeinsam beantwortet. Wir werden das daraus folgende Positionspapier auf der HAT vorstellen.

Ursachenforschung

Zu der Frage nach den Ursachen: Das ist auch ein gesellschaftliches Problem. Wenn wir in dieser Corona-Pandemie die Diskussion der Systemrelevanz verfolgen, dann sehen wir, dass niemand auf die Idee kommt, musikalische, kulturelle Bildung sei systemrelevant. Ich möchte deutlich machen: Wir sind sogar mehr als systemrelevant! Wir sind eine der Quellen des humanistischen Menschenbildes. Erst durch die Bildung, erst durch Kunst, Kultur und Musik wird der Mensch zum Menschen. Wenn wir es nicht schaffen, in der Gesellschaft dieses Bewusstsein zu etablieren und zu verstetigen, dann werden wir es auch schwer haben, das Berufsbild zu verändern. Ich bin aber überzeugt, dass wir das schaffen werden. 

Rademacher: Wir haben bisher nicht ausreichend probiert, in unserer eigenen Nachwuchsförderung, in der Studienvorbereitung der Musikschulen oder in den PreColleges an den Hochschulen die musikpädagogischen Berufe attraktiv darzustellen. Da müsste das gesamte Spektrum der musikpädagogischen Berufe aufgezeigt werden, nicht nur der rein künstlerische Bereich. Das gleiche gilt für Landes- oder Bundesjugendorchester oder für „Jugend musiziert“ mit den Beratungsgesprächen und den Anschlussmaßnahmen. Da dürfen nicht nur die erfolgreichen Hochschuldozenten unterwegs sein, sondern auch leidenschaftliche Musikpädagogen, die zeigen, wie schön der Beruf ist.

nmz: Die Frage ist, ob es nicht auch junge Menschen gibt, die im Moment noch aus dem Raster fallen, weil sie auf ihrem Instrument gar keine Extrembegabung haben, dafür aber eine große pädagogische Begabung und die sich vielleicht gar nicht trauen oder die Aufnahmeprüfung nicht bestehen.

Rademacher: Darüber gibt es auch schon teilweise erfolgreiche Kontakte mit den Musikhochschulen, die Aufnahmeprüfungen dahingehend zu verändern, dass nicht mehr ausschließlich exzellentes instrumentales oder vokales Können gefragt ist, sondern dass man zukünftige Musikpädagogen in ganz anderen Bereichen prüft.

Dolge: Darum haben wir in unserem Positionspapier formuliert, dass wir sowohl künstlerische als auch pädagogische Fortbildungen anbieten wollen. Beides auf Augenhöhe. Selbst bei uns in den Musikschulen fallen ja schon junge Menschen durchs Raster, die diese bestimmte Begabung haben. Darum haben wir unlängst die Handreichungen für die Studienvorbereitende Ausbildung dahingehend verändert, dass wir bereits dort die verschiedenen Facetten des Musikerberufs aufzeigen.

Rademacher: Wenn wir in den Musikschulen mehr Partizipation wagen, wenn wir Kindern und Jugendlichen schon während ihrer Musikschulkarriere Gelegenheit geben, ihr musikalisches Umfeld zu gestalten, dann wächst vielleicht auch die Lust, das später einmal beruflich zu verwirklichen. Pädagogisch tätig zu sein, kann man bisher in der Musikschule nicht genügend ausprobieren. Das müssten partizipative Formen ermöglichen, dann würde man auch mit mehr positiven Erfahrungen in die Berufswahl gehen. 

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