„Kultur:Kita für Brandenburg“ heißt ein neues Programm, initiiert vom Verband der Musik- und Kunstschulen Brandenburg (VdMK), das sich einreiht in schon existierende Projekte wie „Klasse:Musik“, „Klasse:Kunst“, „Inklusive:Musik“ und „Klingende:Kita“.
Kindern in brandenburgischen Kindertagesstätten soll zukünftig ein leichter Zugang zur musikalisch-künstlerischen Frühförderung ermöglicht werden. Die Idee einer Kooperation zwischen Musikschulen und Kitas ist nicht neu. Innovativ sind aber durchaus einige Komponenten des neuen Programms: Der Landesverband in Brandenburg versteht sich als Verband nicht nur für Musik-, sondern auch für Kunstschulen. Entsprechend beinhaltet die Kultur-Kita gleichberechtigt die Beschäftigung mit Musik und Kunst. Kooperationen im Musikbereich gibt es bereits zwischen Musikschulen und Kita. Der Bereich Kunst kommt jetzt ganz neu hinzu. Es geht also um die Intensivierung des Musikbereichs und Neuaufstellung des Kunstbereichs in den Kitas. Einen Unterschied macht das Programm bei den beteiligten Altersgruppen. Während musikalische Aktivitäten bereits ab dem Alter von einem Jahr realisiert werden, starten die Kunst-Lehrkräfte erst mit Kindern ab vier Jahren. Neu ist auch, dass die Aktivitäten genau zugeschnitten sind auf die Bedarfe der einzelnen Kita. Individuell werden diese im Vorfeld mit dem ganzen Kita-Team eruiert und dann umgesetzt. So gibt es bei den drei „Pilot-Kitas“ unterschiedliche Schwerpunkte: nur Musik, nur Kunst – oder eben auch Musik und Kunst in Kombination.
Ebenfalls neu ist die Intensität, mit der hier musikalisch-künstlerisch gearbeitet wird. Acht Stunden pro Woche begleitet eine Musik- oder Kunstschullehrkraft in enger Kooperation mit dem Team der Erzieher*innen die Kinder in ihrem Kita-Alltag. Das gemeinsame Ziel: Kinder mit Singen, Tanzen, Malen, Kneten und Drucken an ihre ersten künstlerischen und musikalischen Erfahrungen heranzuführen und sie so in ihrer Entwicklung zu fördern. Ziel ist es auch, „dass ein kulturelles Umfeld entsteht, dass Kinder ganz natürlich kreativ sein können und so musikalisch oder künstlerisch geprägt werden“, erklärt Sophie Leggio, Stellvertretende Geschäftsführerin des VdMK und verantwortlich für das Projekt Kultur-Kita.
Um auf die neuen Inhalte gut vorbereitet zu sein wurden die Erzieher*innen im Vorfeld geschult, zusammen mit Pädagog*innen der Musik- und Kunstschulen. Genutzt werden auch die in den Kitas üblichen Fortbildungstage für weitere Inhouse-Fortbildungen.
Drei Kitas – in Neukünkendorf, in Schwedt und in Brandenburg an der Havel – sind nach den Sommerferien als Kultur-Kita an den Start gegangen. Vorgeschlagen wurden sie von Mitgliedsschulen des VdMK. Wichtig war bei der Auswahl, so Sophie Leggio, dass das ganze Team der Kita hinter der Idee steht, damit das Projekt die erhofften Ziele erreicht. Der Wunsch des Verbandes wäre es, diese Kitas zu so genannten Konsultations-Kitas zu machen. In anderen Bereichen, zum Beispiel dem Sport, gibt es so etwas schon: Kitas, die als Referenz, als „role model“ fungieren, die anderen Erzieher*innen-Teams als Beispiel dienen, auch Hospitationen ermöglichen. Wenn dies klappt, wäre das Bildungsministerium mit im Spiel. Derzeit wird das Programm „Kultur-Kita“ vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur gefördert, zu 100 Prozent mit Landesmitteln. Neben dem Engagement der Lehrkräfte geht es dabei auch um die Ausstattung, zum Beispiel mit Orff-Instrumenten oder mit einem Kunst-Atelier. Weder für die Kitas noch für die Kinder oder deren Eltern entstehen bei dem Programm zusätzliche Kosten.
Eine erste Kostprobe gab es zum Start in der Kita „Wichtelhaus“ in Neukünkendorf, die mit der Uckermärkischen Musik- und Kunstschule „Friedrich Wilhelm von Redern“ kooperiert. „Das ist eine sehr kleine Kita mit einem sehr engagierten Team“, berichtet Leggio. „Hier ziehen wirklich alle an einem Strang: das Kita-Team, die Leiterin, die Lehrkräfte und Leiterin der Musikschule.“
Die Kinder präsentierten dort mit einstudierten Liedern und Tänzen die ersten Ergebnisse aus vier Wochen gemeinschaftlichen Arbeitens. Solche Aufführungen sind aber nicht eigentlich das Ziel des Programms. „Es geht darum, die Kinder zu prägen, ihnen die Möglichkeit zu geben, es als ganz normal zu empfinden, dass gesungen wird, dass mit Instrumenten musiziert wird, dass man mit Kreide malen, mit künstlerischen Techniken arbeiten kann“, so Leggio.
Zunächst werden nun die drei Pilot-Kitas ihre Erfahrungen machen. An eine Ausweitung in die Fläche ist noch nicht gedacht. Allerdings haben schon weitere Kitas im Land angefragt, was sie tun müssen, um auch zur Kultur-Kita zu werden. Interesse ist also auf jeden Fall vorhanden.