„Musikalische Bildung von Anfang an – ein Leben lang!“ lautet das Credo des Verbandes deutscher Musikschulen. Und tatsächlich bewegt sich in ganz Deutschland eine Menge im Hinblick auf Musikalische Bildung. Angefangen bei den Jüngsten im Eltern-Kind-Kreis, in Kooperationen mit Kitas und Schulen, im qualitativen Ausbau des Instrumental- und Vokalunterrichts bis zur Spitzenförderung angehender junger Berufsmusiker und Musikpädagogen. Allein: Der Aspekt „…ein Leben lang“ zählt immer noch zum musikpädagogischen Neuland. In seinen Erläuterungen geht der Strukturplan des VdM auf die Gruppe der über 50- beziehungsweise über 60-Jährigen ein, wie Winfried Richter, Bundesvorsitzender des VdM, bei der Eröffnung des 1. Bundesfachtages Musikgeragogik im schleswig-holsteinischen Rendsburg feststellte: „Aber Musikschulen müssen es noch als einen Gewinn für ihre eigene Sache begreifen lernen, für alle Altersgruppen offen zu sein.“
Zu diesem Fachtag hatte die Deutsche Gesellschaft für Musikgeragogik (DGfMG) gemeinsam mit dem Landesverband der Musikschulen Schleswig-Holstein eingeladen. Die Teilhabe an Musik im Alter, insbesondere ihre Bildungsaspekte (Hans Hermann Wickel, Präsident der DGfMG), ihre physischen und neuronalen Auswirkung im Lebensverlauf (Eckart Altenmüller) und die gezielte Qualifikation von Lehrkräften (Theo Hartogh), waren neben praktischen Aspekten die zentralen Themen der Tagung, zu der über 80 Musikpädagogen aus der ganzen Bundesrepublik anreisten.
Dass die Musikschulen sich ihrer Verantwortung zunehmend bewusst werden, spezielle Angebote für ältere Mitbürger entwickeln und diese als unverzichtbaren Teil ihrer Arbeit werten, sollte für öffentliche Musikschulen selbstverständlich sein – und hoffentlich nicht nur wegen des Damoklesschwertes der Alterspyramide, so Richter. Keinesfalls dürfen erwachsene Nutzer, die mit ihren Steuern die Bildungsinstitution Musikschule ermöglichen, diskreditiert werden. Die „Leitlinien zur Musikschule“ der kommunalen Spitzenverbände machen denn auch die Erwartungshaltung der Kommunen an ihre Musikschulen deutlicher, als dies der Strukturplan des VdM tut: Musikschulen heute sind mehr als Ausbildungsstätten, die sich rein auf die „Kernkompetenz“ der individuellen Ausbildung an Stimme und Instrument junger Menschen zurückziehen dürfen. Als wichtiger Partner der kommunalen Bildungslandschaft sollten sie aktiv den demographischen Wandel der Bevölkerung durch entsprechende Angebote mitgestalten und eine umfassende kulturelle Teilhabe ermöglichen. „Musik wird nie kontextlos rezipiert“, so Wickel. „Im Kontext von Musik erlebte Ereignisse sind die Basis für Erinnerungen, die mit wiederbelebten und gegebenenfalls neu bewerteten Gefühlen im gesamten Lebensverlauf Identität stiften können.“
Ansatzpunkte, wo diese Arbeit zu verorten ist, welche Aspekte bei der Entwicklung von Angeboten nötig sind, wie ihre Einbeziehung in den musischen Alltag/Musikschulalltag sowie die Vernetzung mit anderen Akteuren geschehen könnte, dafür bot dieser erste Bundesfachtag zahlreiche Anregungen.
Eine Dokumentation des Fachtages kann beim Landesverband der Musikschulen Schleswig-Holstein unter Tel. 04331/14 86 48 oder kontakt [at] musikschulen-sh.de (kontakt[at]musikschulen-sh[dot]de) angefordert werden.