Mit dem Programm Musikschule.digital.NRW beginnt für die Digitalisierung an öffentlichen Musikschulen in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2022 eine neue Phase. Gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft setzt das Fortbildungsprogramm des Landesverbands der Musikschulen in NRW (LVdM) auf eine nachhaltige, sich verstetigende Kultur des Wandels im Umgang mit digitalen Technologien.
Über die mit 6,2 Millionen Euro geförderte Digitalisierungsoffensive des Landes NRW werden die teilnehmenden Musikschulen zunächst mit der nötigen Technik, unter anderem Smartboards und Tablets für den Unterricht, ausgestattet. Daraufhin folgt die Qualifizierung der Lehrenden über das Fortbildungskonzept Musikschule.digital.NRW. Diese nimmt neben rein technischen Herausforderungen auch die sich wandelnden Anforderungen an das Mindset der Kolleg*innen in den Blick und fokussiert auf eine ganzheitliche Entwicklung von Musikschulen im Umgang mit digitalen Technologien.
Konzeptionsphase – Musikschulen in der Digitalisierung unterstützen
Für die Konzeption des Fortbildungsprogramms holt Thomas Hanz, Referent für Digitalisierung beim LVdM, einen ausgewiesenen Experten für technologievermitteltes Musizieren und Musiklernen sowie pädagogische Fort- und Weiterbildung ins Boot: Gemeinsam mit Matthias Krebs, dem Leiter der Forschungsstelle App-
musik der Berliner Universität der Künste, entwickelt er ein dezidiertes Fortbildungskonzept, das den Aufbau eines Kernnetzwerks aus sogenannten Digitalagent*innen in den Mittelpunkt stellt. Diese sollen an den teilnehmenden Musikschulen als Ansprechpartner*innen für die Musikschulleitungen und Kollegien zu Fragen der Digitalität agieren und den nachhaltigen Wandel vor Ort mitgestalten.
Qualifizierungskurse für Digitalagent*innen – Bildung des Kernnetzwerks
Im April 2022 startet Musikschule.digital.NRW in die Praxis. Ab sofort bilden sich interessierte Lehrende aus den beteiligten Musikschulen in mehreren, aufeinanderfolgenden Qualifizierungskursen zu Digitalagent*innen weiter und bilden gemeinsam das im Konzept avisierte Kernnetzwerk des Programms. Die Themen, von professionellen Dozent*innen eingeführt und vertieft, sind unter anderem Mobile Device Management (MDM), Change-management, Kommunikation, Digitale Bildung und Lernbiografien, Ziele und Maßnahmen des Projektes sowie die Arbeit an einer Vision der (post-) digitalen Musikschule. Zu diesem Zeitpunkt wird auch das „Kumpelinen“-Prinzip eingeführt, bei dem sich Tandems aus Digitalagent*innen benachbarter Musikschulen bilden, um sich im weiteren Programmverlauf gegenseitig zu unterstützen.
Begleitend zum Start des ersten Qualifizierungskurses beginnt auch die Netzwerkbildung auf der Plattform Slack. Sie wird betreut von Bastian Tenholter, der seit Anfang März 2022 Teil des LVdM-Teams ist, und seine Expertise in den Bereichen Kommunikation und Organisation einbringt. Redaktionell unterstützt durch die Kolleg*innen im Landesverband der Musikschulen entsteht auf der Plattform Slack ein reger Austausch der Digitalagent*innen: Im Schnitt beteiligen sich täglich rund 100 Netzwerkmitglieder aktiv. Regelmäßig werden konkrete (Anwendungs-)Fragen erörtert, Erfahrungen, Dokumente und Links geteilt; gemeinsam wird an Planungen gearbeitet. Alle zwei Wochen begleitet ein so genannter Slack-Day den Austausch redaktionell. Hier werden die wichtigsten Informationen zusammengefasst, Hinweise zu Veranstaltungen zum Thema Digitalität gegeben oder zum Beispiel auch Umfrageergebnisse zu Veranstaltungen veröffentlicht und die Aktivitäten gebündelt.
Jeweils vor und nach der Sommerpause folgen weitere praktische Teile, und der Qualifizierungskurs wird in Präsenz in den fünf Regierungsbezirken Arnsberg, Detmold, Düsseldorf, Köln und Münster fortgeführt. An intensiven Arbeitswochenenden bereiten sich die Digitalagent*innen nicht nur auf ihre Rolle vor, sondern gestalten diese aktiv mit. Das in den Präsenzveranstaltungen entstehende Gemeinschaftsgefühl fördert die Identifikation mit dem Wissensnetzwerk und erhöht die Qualität des Austauschs weiter.
Digitaltage, Onlinewochen und Fachgruppentreffen
Die Digitaltage, die im August und Oktober landesweit an allen 144 teilnehmenden Musikschulen stattfinden, sind individuell zugeschnitten auf die Musikschulen und auf die Kollegien vor Ort.
Die Termine werden von den Schulen einzeln ausgewählt, damit die im Rahmen der Digitalisierungsoffensive angeschafften Geräte bereits praktisch in den Einstiegworkshops genutzt werden können. Durchgeführt werden die Tage von den Digitalagent*innen und ihren „Kumpelinen“ mit dem Ziel, die Erkenntnisse und das Wissen in die Fläche zu tragen, und so möglichst alle Lehrkräfte in NRW zu erreichen. Zu diesem Zweck erhalten die Digitalgent*innen einen Planungsleitfaden und beschäftigen sich in Rollenspielen mit erwartbaren Situationen zum Thema Digitalität an Musikschulen. Acht eigens entwickelte „Best-Practice“ Beispiele zu Methoden für digital unterstützten Musikschulunterricht dienen als Grundlage für Workshops an den Digitaltagen und in der daran anschließenden Online-Woche.
Die vertiefende Online-Woche wird landesweit für alle Lehrkräfte aller teilnehmenden Musikschulen angeboten. Sie wird intensiv über Wochen vom Team des LVDM NRW vorbereitet und begleitet durch Expert*innen aus dem Kreis der Digitalagent*innen. Insgesamt finden im Rahmen der Woche acht Zoom-Konferenzen als landesweite Austauschtreffen statt. Die Veranstaltung kommt auf 70 Stunden lebendigen Austauschs zu digitalen Themen in der Musikschulpraxis mit über 700 Teilnehmer*innen, bei einer beeindruckenden Frauenquote von 70 Prozent. Landesweit zeigt sich in der Online-Woche ein reges Interesse an digitalen Themen und eine große Aufbruchstimmung.
Im Dezember 2022 schließlich öffnen sich die Fachbereichsgruppen des nun etablierten Wissensnetzwerks für alle interessierten Lehrkräfte an Musikschulen in NRW. Deren Aufgabe ist es nun, den begonnenen Austausch landesweit zu erhalten und weiter zu verstärken. Die aufgebaute Plattform für digitale Themen in der Musikschulpraxis soll fest verankert werden, indem alle neuen Interessierten an das bestehende Netzwerk der Digitalagent*innen angebunden werden.
Über den Jahresverlauf wird mit dem Programm Musikschule.digital.NRW eine hochlebendige Wissensgemeinschaft geschaffen, die dank der Expertise einzelner Digitalagent*innen wie ein landesweiter Multiplikator agiert und dabei hilft, den Wandel, der durch die Digitalisierung an den Musikschulen entsteht, aktiv und nachhaltig zu gestalten. Mit ihrer Unterstützung können landesweit unterschiedliche Digitalisierungsgrade angepasst und ein einheitlicher Wissenstand geschaffen werden, von dem alle Musikschulen profitieren können. Der Austausch unterstützt nicht digital-affine Lehrkräfte auf ihrem Weg und stützt, dank landesweiter Vernetzung, auch kleinere Fachbereiche bei digitalen Entwicklungen.
Für das Jahr 2023 sind unter anderem der Aufbau einer Netzwerkplattform, die Entwicklung einer Wikipedia zu digital-didaktischen Themen, die Weiterentwicklung des Wissensnetzwerks und die Fortführung des Online-Formats „up:load | Der LVdM NRW Digital-Talk“ sowie vielfältige Weiterbildungen geplant.