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Ohne Musikschulen geht es nicht

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Eindrücke und Zitate vom Parlamentarischen Abend des VdM
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Bereits in der letzten Ausgabe der nmz haben wir über den Parlamentarischen Abend des VdM in der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin berichtet und aus der Rede des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert zitiert. Anlässlich der Veranstaltung sprachen außerdem der VdM-Vorsitzende Winfried Richter sowie sein Stellvertreter Ulrich Rademacher zu den Geladenen. Im Lauf des Abends wurden darüber hinaus Interviews mit einigen Gästen geführt. Im Folgenden drucken wir Auszüge aus den Interviews sowie den Reden ab.

 

Auszüge aus dem Interview mit Wolfgang Börnsen, MdB, kultur- und medienpolitischer Sprecher der CDU-/CSU-Fraktion: 

Ich plädiere für ein Konzept, das die Musikschulen einbindet in den Ganztagsunterricht und in die neuen Schulformen, die je nach Bundesland ja ganz unterschiedlich ausfallen. Musikschulen sind sehr kreativ, sie sind ideenreich. Das ist eine Bereicherung auch für die Schulen. Mein Plädoyer: Kooperation der freien Träger mit den Schulen. Für die Schüler in Deutschland wäre das die beste Lösung…

Wir orientieren uns derzeit sehr an Schülern und Jugendlichen. Das muss sein, das hat Vorrang. Deutschland wird aber immer älter, und immer mehr Senioren fragen sich, wie sie einen erfüllten Lebensabend gestalten. Immer mehr Musikschulen beginnen ein neues Programm für Senioren. Ich glaube, die Musikschulen würden unserer Gesellschaft einen großen Dienst erweisen, wenn sie sich mit den Senioren noch stärker auseinandersetzten. Das ist eine weitere Klientel der Zukunft. 

Auszüge aus dem Interview mit Thomas Feist, MdB (CDU/CSU-Fraktion):

Öffentliche Musikschulen erfüllen für unsere Gesellschaft einen wichtigen Beitrag für die kulturelle Bildung und vermitteln jungen Menschen wesentliche Kompetenzen im zwischenmenschlichen Miteinander. Musikschulen sind verlässliche und seriöse Partner, deren Arbeit immer am Kriterium der Qualität ausgerichtet ist. 

In der Abwägung zwischen Ganztagsschulangeboten und Angeboten im außerschulischen Bereich muss eine gesunde Balance gefunden werden. Dabei bietet der außerschulische Bereich Kindern und Jugendlichen die Freiheit, sich jenseits von Leistungs- und Notendruck selbst auszuprobieren. Wir dürfen in der Wissensgesellschaft, in der wir leben, nicht nur die sofort abrechenbaren Ergebnisse sehen. Zu einer ganzheitlichen Bildung gehört Musik genauso dazu wie Sport oder Religion: die Dinge, die unser Leben reich machen. Und deshalb: Ohne Musikschulen geht es nicht.

Auszüge aus dem Interview mit Martin Neumann, MdB (FDP-Fraktion):

Musikschulen spielen eine wesentliche Rolle, weil sie jungen Menschen eine Qualifikation ermöglichen und diese die Möglichkeit bekommen, lebenslang Musik zu machen. Musikalische Bildung sollte so früh wie möglich beginnen, damit diese Freude frühzeitig entwickelt werden kann. Wichtig ist, dass die Kinder selbstbestimmt sagen: Musik ist mein Thema, ich mache das gerne …

Wir brauchen die Musikschulen auch, um die Menschen zu fördern, die dann später in den Vereinen mit Liebe und Lust Musik machen. 

Auszüge aus dem Interview mit Angela Faber, Hauptreferentin des Deutschen Städtetages:

Die öffentlichen Musikschulen habe eine ganz große Bedeutung in der heutigen Bildungslandschaft. Sie zählen zu denjenigen Einrichtungen, die mit Strukturplänen und sehr professionellem und qualifiziertem Personal an der kulturellen Bildung, an der musikalischen Bildung unserer Kinder mitarbeiten. Je weniger die Schulen diesen Auftrag wahrnehmen können, umso größer ist die Bedeutung der kommunalen Musikschulen … 

Die musikalische Bildung hat gerade bei den sehr jungen Kindern eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Es ist allerdings ein großes Problem, dass viele Erzieherinnen nicht hinreichend professionalisiert sind und musikalische Bildung deshalb nicht vermitteln können. Von daher ist die Rolle der Musikschulen gerade in diesem Feld der frühen musikalischen Bildung in den Kitas eine nicht zu unterschätzende. 

Es muss gelingen, für öffentliche Musikschulen neue Räume und auch Zeiten im Rahmen dieser Ganztagsschulentwicklung zu finden, damit die musikalische Bildung nicht wegbricht. Das heißt, sie muss ein integraler Bestandteil der schulischen Bildung werden. Musikschulen müssen als außerschulischer Partner zunehmend auch in den schulischen Alltag integriert werden. Wie das im Einzelnen erfolgt, hängt von Kooperationsvereinbarungen zwischen Ländern und den kommunalen Musikschulen ab. Es bedarf der verbindlichen Kooperation, damit dieses Ziel gelingen kann. 

Auszüge aus dem Interview mit Jörg Freese, Beigeordneter des Deutschen Landkreistages:

Die Rolle der Musikschulen ist sicher wichtiger geworden, auch wenn das in den Finanzierungsgrundlagen nicht immer den Widerhall findet, den man sich gerne vorstellt. Ich denke, die öffentliche Diskussion hat gezeigt, dass wir heute über die Frage gerade der musikalischen Bildung viel häufiger sprechen müssen … Das muss sich dann natürlich noch ummünzen in eine Verbesserung der finanziellen und strukturellen Grundlagen der Musikschulen in den Kommunen …

Auch die Musikschulen müssen ihren Platz in den allgemeinbildenden Schulen finden. Das gilt aber für fast alle Träger von Jugendarbeit im weitesten Sinne, die Schwierigkeiten haben, ihren Platz zu finden, sich gegen die Übermacht von Schule als Institution zu wehren. Ihre Aussage muss lauten: Wir haben unsere Rolle in der Ganztagsschule, wir sind nicht einfach für die Bespaßung verantwortlich oder ein Zusatz zum Unterricht, sondern wir sind ein wichtiger Bestandteil von Ganztagsschule. Ich bin zuversichtlich, dass dies gelingen wird, aber das ist ein längerer Prozess.

Auszüge aus dem Interview mit Tobias Funk, Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der BRD:

Die kulturelle musische Bildung spielt im Kanon der Schulfächer eine große Rolle. Da hat sich in der Bedeutung der Fächer in den letzten Jahrzehnten nichts verändert. Auch nicht in der Grundschule, wenngleich alle Schulverwaltungen Schwierigkeiten haben, Lehrer zu finden. Die Ministerien bemühen sich sehr intensiv, dieses Problem zu lösen. Die Zusammenarbeit mit den Musikschulen ist über den Ganztag, über die Öffnung von Schulen in vielen Ländern immer wichtiger geworden. Insofern bleibt der Kontakt zwischen lokalen und Länder-Schulverwaltungen zu den Musikschulen ein ganz wichtiger, dies besonders auch in der Frage, wie Schüler aus bildungsfernen Schichten über die Zusammenarbeit von Schulen und Musikschulen für musische und künstlerische Bildung gewonnen werden können.

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