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Schutzimpfung durch Musik

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Der Musikschulkongress des Verbandes deutscher Musikschulen in Mannheim
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Der hervorragende Ruf der Musikschulkongresse des Verbandes deutscher Musikschulen (VdM), die als größte Kulturkongresse Deutschlands stets mit neuen Impulsen für den Musikunterricht und die Musikschule einhergehen, hatte sich wieder bestätigt, als am 13. Mai 2007 nach drei Tagen der 19. Musikschulkongress zu Ende ging. Über 1.500 Teilnehmer hatten sich unter dem Motto „Musik zeigt Wirkung! Musikschule für Morgen“ zum intensiven Lernen und Austausch im Congress Center Rosengarten Mannheim und der Pop-akademie Mannheim getroffen.

Feierlich startete am Vormittag des 11. Mai 2007 der Musikschulkongress mit der Eröffnung, für die die Deutsche Streicherphilharmonie – das junge Spitzenensemble der Musikschulen (DSP) – unter der musikalischen Leitung ihres Dirigenten Michael Sanderling den festlichen musikalischen Rahmen bot. Ein besseres Argument für „Musik zeigt Wirkung!“ gebe es nicht, bemerkte der VdM-Vorsitzende Winfried Richter in seiner Begrüßung zu Recht, als die DSP die Kongressteilnehmer mit Johannes Brahms erstem Ungarischen Tanz, dem Jazz Pizzicato von Leroy Anderson und der Suite von Rodion K. Schtscherdrin nach Bizets Oper „Carmen“ unter Mitwirkung des Jungen Schlagzeugensembles Hannover auf das Kongressmotto einstimmte und stehenden Applaus erntete.

„ Musikschulen eröffnen den Zugang zur Musik in umfassender und auf nachhaltig wirkende Weise. Beim Musizieren steht das Miteinander im Mittelpunkt“, sagte Richter. „Dabei wird erfahrbar, was unsere Gemeinsamkeit und gleichzeitig unsere kulturelle Identität ausmacht.“ Musikschulen leisten damit auch einen Beitrag zum interkulturellen Dialog. „Musikschule für Morgen“ heiße, dass Musikschulen die kommenden Herausforderungen erkennen und darauf vorbereiten.

Der Musikschulkongress in Mannheim bot dafür in zahlreichen Arbeitsgruppen und Foren aktuelle und innovative Unterrichtskonzepte für musikpädagogische Angebote ab dem frühen Lebensalter, für Klassenmusizieren an den allgemein bildenden Schulen, für Instrumental- und Vokalunterricht, Ensemblespiel, Musikunterricht für Menschen mit Migrationshintergrund bis hin zu Angeboten für den Dritten Lebensabschnitt.

Auch seitens des Bundesjugendministeriums wurden die Leistung der Musikschulen und ihrer Wirkung betont. „Rund eine Million Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden Woche für Woche an den öffentlichen Musikschulen unterrichtet. Sie besuchen damit die Bildungsinstitution, die die weitestgehende musikalische Breiten- und Spitzenförderung in ganz Deutschland im Sinne einer ‚musikalischen Grundversorgung‘ bewirkt“, sagte Ingrid-Barbara Simon aus dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die zur Eröffnung des Musikschulkongresses das Grußwort von Bundesministerin Ursula von der Leyen verlas, die ihr Kommen wegen anderer Verpflichtungen leider absagen musste. Für Kindertagesstätten und Ganztagsschule seien die öffentlichen Musikschulen daher ideale Partner. „Als Bestandteil einer umfassenden Bildung ist musikalische Bildung auch Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. ,Jedem Kind muss Gelegenheit geboten werden zu musizieren‘ ist daher ein Wunsch, für dessen Erfüllung sich die Musikschulen in großem Umfang engagieren“, so die Bundesjugendministerin in ihrem Grußwort.

„ Pfeiler und Leuchttürme, Maßstäbe für Qualität“ der musikalischen Bildung nannte Georg Wacker, Staatssekretär im Baden-Württembergischen Kultusministerium die öffentlichen Musikschulen bei der Kongresseröffnung. Ebenso hob Peter Kurz, Bürgermeister für Bildung, Kultur und Sport in Mannheim, die große Bedeutung der Musik und der Musikschule für die Gastgeberstadt Mannheim hervor.

Großen Beifall erhielt Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen für seinen Eröffnungsvortrag, bei dem er auf den Zusammenhang zwischen hohem Medienkonsum und schlechten schulischen Leistungen bis hin zur Kriminalität einging. „Wir müssen die Nachmittage unserer Kinder retten und bei ihnen Lust auf Leben wecken – durch Musik und weitere kulturelle Angebote“, so Pfeiffer.

Ein Instrument zu beherrschen sei nur von Vorteil für Kinder und Jugendliche, unterstrich Pfeiffer. Anders als bei Mädchen zeige sich bei Jungen aufgrund ihres überproportional gestiegenen Medienkonsums ein drastischer Rückgang in allen Bereichen außerschulischer Aktivitäten – nur nicht bei den Musikschulen. Die sozial verbindende Kraft der Musik, die Lust an der Musik und am gemeinsamen Musizieren stelle eine „Schutzimpfung durch Musik“ dar. „Wir Kriminologen stehen hinter Ihnen und glauben an den Satz, den Herr Schily geprägt hat: ,Wer Musikschulen schließt, gefährdet die innere Sicherheit‘“, so die Botschaft von Christian Pfeiffer an die Kongressteilnehmer. Begeisterung löste bei den Kongressteilnehmern am 11. Mai 2007 abends auch das gemeinsame Konzert der Söhne Mannheims und des Landesjugendorchesters Baden-Württemberg (LJO-BW) aus. Nachdem das Orchester unter der musikalischen Leitung von Christoph Wyneken das Publikum mit der Suite Nr. 2 „Daphnis und Chloé“ von Maurice Ravel in seinen Bann gezogen hatte und gleich darauf die Söhne Mannheims mit ihrem „Solo-Auftritt“, traten die Söhne Mannheims und das LJO-BW gemeinsam mit speziell ausgearbeiteten Arrangements (u.a. zu „Meine Stadt“ und „Volle Kraft voraus“) auf. Zum Abschluss des Kongresses war am 13. Mai 2007 in dem Konzert „Mannheim macht Musik“ die große Bandbreite der Ensembles der Musikschule Mannheim wie dem Sinfonischen Blasorchester, dem DOREMI Kinder- und Jugendchor, dem Jazzorchester „Jazz4Fun“, dem Jugendsinfonieorchester und dem Henry-Purcell-Chor mit Musik von Klassik über zeitgenössische Musik bis hin zu Jazz zu hören.

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