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Schwierige Planungen – großartiger Erfolg

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Symphonisches Jugendblasorchester der Rheinischen Musikschule in der New Yorker Carnegie Hall mit Gold ausgezeichnet
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„Probieren kann man es ja mal“. So die zurückhaltende Reaktion auf die Anregung des Komponisten Johan de Meij, sich als Symphonisches Jugendblasorchester der Rheinischen Musikschule unter der Leitung von Michael Rosinus (SJBO) für das „New York Wind Band Festival 2022“ zu bewerben. Das jährliche Festival, dessen Höhepunkt ein Auftritt in der New Yorker Carnegie Hall ist, lädt jugendliche Blasorchester aus aller Welt ein sich zu bewerben. Aus den Bewerbungen werden unter Normalbedingungen sechs Blasorchester ausgewählt, um sich musikalisch und menschlich auszutauschen und in der Carnegie Hall zu messen.

Auch als während der Sommerferien die überraschende Nachricht eintraf, dass das Kölner SJBO ausgewählt wurde, hielt sich die Begeisterung immer noch in Grenzen. Schließlich war zu diesem Zeitpunkt eine Einreise in die USA aus dem Schengenraum nicht möglich. Mit „Schaun wir mal, dann sehen wir schon“ lässt sich die Stimmung während der gesamten Vorbereitung wohl am besten beschreiben. Denn auch als die Einreise in die USA ab November wieder möglich war, blieb angesichts des turbulenten Pandemiegeschehens ungewiss, ob die Reise tatsächlich angetreten werden konnte. Die Infektionsfälle in den eigenen Reihen machten deutlich, wie pandemieabhängig die Spielfähigkeit eines Orchesters ist. Die Absagen von Konzerten und der eingeschränkte Konzertbetrieb in allen Konzerthäusern weltweit bestätigte, wie unsicher eine Konzert- oder Reiseplanung in Pandemiezeiten ist. Ab Dezember kamen dann noch die stetig sich ändernden Hygienevorschriften der Carnegie Hall hinzu, bei denen nicht immer sicher war, ob sie problemlos eingehalten werden könnten.

Musikalisch tat das dem Ganzen keinen Abbruch. Die Jugendlichen übten und probten mit einer Ernsthaftigkeit und Hingabe, die alle Pandemie-Einschränkungen der vergangenen Jahre vergessen ließen. Allen Beteiligten war die Bedeutung des Auftritts in der vielleicht berühmtesten Konzerthalle der Welt bewusst. Vorbereitet wurde „Der Traum des Oenghus“ von Rolf Rudin. „Es ist verblüffend zu beobachten, wie viele Jugendliche allein durch die Ankündigung der Möglichkeit eines Auftritts in der Carnegie Hall einen Entwicklungssprung machten, der ohne die Aussicht auf einen solchen Höhepunkt nicht zu erwarten gewesen wäre“, schwärmt Michael Rosinus.

Die Reise selbst verlief nach den turbulenten Hochs und Tiefs der Vorbereitungen, während der die Verantwortlichen mehrmals kurz vor der Entscheidung einer Absage standen, überraschend reibungslos. Selbst der von allen gefürchtete PCR-Test der Carnegie Hall, der Voraussetzung für das Musizieren mit Blasinstrumenten ist, ergab ausschließlich negative Testergebnisse. Gefürchtet, da positive Ergebnisse ja Quarantäne in New York nach sich gezogen hätten. Auch für diese Fälle mussten Lösungen eingeplant  und vorbereitet werden.

Bereits der erste Tag war dicht gepackt mit Proben und musikalischem Austausch. Prof. Dr. James McRoy der Long Island University arbeitete musikalisch mit den Jugendlichen aus Köln und vermittelte einen Einblick in die amerikanische Blasorchesterkultur, die an High Schools und Colleges in den USA hohe Wertschätzung erfährt.

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen des Austauschs mit dem Lexington High School Wind Ensemble aus Lexington, Massachusetts, unter der Leitung von Jared Cassedy. Hochstimmung machte sich bei allen breit, zusätzlich befördert vom Besuch des ARD Studios New York, das einen Bericht über den Auftritt der Kölner Jugendlichen machte. Abends dann eine Schiffstour gemeinsam mit den anderen Orchestern vor der atemberaubenden Skyline von Manhattan und der Freiheitsstatue. Ideale Gelegenheit für Erinnerungsfotos und den Austausch von Adressen und Kontaktdaten. Der dritte Tag brachte die mit Spannung erwartete Begegnung mit der vielleicht berühmtesten Konzerthalle der Welt. Über den Bühneneingang in der 56th Street betraten die jungen Musizierenden sichtlich beeindruckt das geschichtsträchtige Haus. Aus jedem Winkel und jedem Möbelstück scheint da Musikgeschichte entgegenzuwehen. Bereits am Ankunftstag konnten die Jugendlichen auf ihrem ersten Spaziergang beobachten, wie die Reisekisten der Wiener Philharmoniker auf der 7th Avenue verladen wurden, die tags zuvor dort auftreten sollten.

Der frenetische  Applaus, mit dem das Konzert des SJBO der Rheinischen Musikschule in der Carnegie Hall gefeiert wurde, entschädigte alle für die Anstrengungen und Ungewissheiten im Vorfeld dieses Gastspiels. Nach dem Konzert wartete noch eine Überraschung auf die aus Köln angereisten jugendlichen Musiker/-innen, mit der niemand  gerechnet hatte: Die Jury des New York Wind Band Festivals zeichnete den Beitrag aus Köln mit Gold aus. Herzlichen Glückwunsch!

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