Hauptbild
Vier Flügel und ein Jubiläumsorchester in Bietigheim-Bissingen. Foto: Helfried Strauß
Vier Flügel und ein Jubiläumsorchester in Bietigheim-Bissingen. Foto: Helfried Strauß
Banner Full-Size

Seit 40 Jahren springt der Funke über

Untertitel
Städtische Musikschule Bietigheim-Bissingen feierte Jubiläum
Publikationsdatum
Body

Im Schwabenland, so heißt es, wird der Mensch mit vierzig „gscheit“. Das ist Anlass genug, gerade dieses Jubiläum gebührend zu feiern, auch für eine Institution wie die Städtische Musikschule Bietigheim-Bissingen. In ihrem Fall ist die sprichwörtliche Klugheit keine neue Errungenschaft, sondern prägte die Geschichte von Beginn an – im Sinne einer umsichtigen Musikschulleitung und Kommunalpolitik.

Beim Festakt am 10. Oktober bekannte sich Bietigheim-Bissingens Oberbürgermeister Kessing klar zur Kulturförderung als einer wichtigen kommunalen Aufgabe und erweiterte Friedrich Nietzsches bekannten Ausspruch „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“ um die treffende Aussage: „Ohne Musikschule wäre eine Stadt unvollkommen.“ In der Tat prägt die Musikschule wie keine zweite Einrichtung die Bildungs- und Kulturlandschaft der 42.000-Einwohner-Stadt und ihrer fünf Partnerkommunen Freudental, Ingersheim, Löchgau, Sachsenheim und Tamm. Aktuell besuchen mehr als 2.750 Musikschüler im Alter von 1 bis 25 Jahren die zweitgrößte Musikschule des Regierungsbezirks Stuttgart, die gleichzeitig die sechstgrößte in ganz Baden-Württemberg ist.

Schon sehr früh habe man in Bietigheim-Bissingen die Bedeutung der Kooperation mit den allgemeinbildenen Schulen erkannt, betonte die Präsidentin des VdM Baden-Württemberg, Christa Vossschulte, in ihrer Festrede. Was im Schuljahr 2006/07 mit der ers-ten Bläserklasse begann, umfasst inzwischen eine Vielzahl von Angeboten an Grund- und weiterführenden Schulen. Einzigartig ist das von der Kommune unterstützte kostenfreie Rhythmikangebot in allen Kindergärten, das seit 2008 mehr als 2.500 Kindern zugute kam. „Die Städtische Musikschule Bietigheim-Bissingen zählt heute nicht nur zu den Leuchttürmen der musikalischen Begabtenförderung in Baden-Württemberg, sondern zeichnet sich auch durch einen Grad der Kooperation und Vernetzung mit anderen Bildungs- und Kultureinrichtungen in der Stadt und im Umland aus, die nur als vorbildlich zu bezeichnen ist“, so Vossschulte. Stolz darf die Musikschule auch darauf sein, dass aus einem der von ihr geknüpften internationalen Kontakte eine Städtepartnerschaft entstanden ist: Nur fünf Jahre nach Gründung der Institution wurde ein Austauschprogramm ins Leben gerufen, das die zahlreichen Ensembles und Orchester in viele europäische Nachbarländer und weiter bis nach Japan und in die Vereinigten Staaten führte. „Der Austausch mit den USA war im Jahr 1999 der Grundstein für die offizielle Städtepartnerschaft mit Overland Park in Kansas. Alleine an diesem Austauschprogramm haben in den vergangenen 35 Jahren mehr als 3.500 deutsche und amerikanische Jugendliche teilgenommen“, betonte Musikschulleiter Reimund Schiffer in seiner Ansprache.

Die große musikalische Bandbreite der Musikschule wurde beim Festakt auf eindrucksvolle Weise deutlich. Von der feierlichen Eröffnung durch das Blockflötenorchester unter der Leitung von Annette Bachmann über die Vorführung der Rhythmikkinder zu den swingenden Blechbläserklängen von „Mr. Jums“ bis hin zum Auftritt des großen Jubiläumsorchesters war die unbändige Musizierfreude aller Beteiligten zu spüren. Johann Sebas-tian Bachs selten zu hörendes Konzert für vier Klaviere wurde unter Federführung von Bernd Gehlen zum pianistischen Feuerwerk der Generationen: An den vier Flügeln nahmen neben den Klavierlehrerinnen Eva Janßen und Ulrike Walz auch der langjährige Musikschulleiter Franz Backhaus und Marina Weigel, eine ehemaligen Schülerin und angehende Konzertpianistin, Platz. Wahre Begeisterungsstürme lös-ten schließlich die drei sinfonischen Orchesterwerke im vollbesetzten Saal aus: Eva Janßen, Reimund Schiffer und Sandra Kaltenbrunn am Dirigentenpult und 85 Lehrer, fortgeschrittene Schüler und Ehemalige sorgten dafür, dass bei Sibelius, Marquéz und Schostakowitsch der Funke restlos übersprang. Konzerte wie dieses zeigen einmal mehr, wie gut Gelder und Engagement im Musikschulbereich investiert sind – auch in den nächsten vierzig Jahren!
 

Print-Rubriken
Unterrubrik