„Here we are“ nannte die Gruppe „jane“ aus Hannover ihr zweites 1972 veröffentlichtes Album. „Here we are“ hätte auch das Motto des „1. Hannoverschen Integrativen Soundfestivals – His“ sein können.
Das integrative Soundfestival, in Fürth/Bayern („Fis“) geboren, in Dortmund/NRW („Dis“) groß geworden, kam in Hannover/Niedersachsen („His“) zu höchsten politische Ehren. Die Idee des Festivals und das große Engagement der Organisatorin und Festivalleiterin Christiane Joost-Plate überzeugten sofort: Bundesministerin Ursula von der Leyen übernahm die Schirmherrschaft des Festivals. In ihrem Grußwort bedankte sich die Bundesministerin bei den Veranstaltern des Down Syndrom Vereins Hannover für deren Arbeit: „... wenn es normal ist, verschieden zu sein, müssen wir möglichst viele der Hindernisse aus dem Weg räumen, die sich vor Menschen auftürmen, die ‚anders‘ sind und doch am gesellschaftlichen Leben teilhaben wollen. (...) Jedes Kind in unserer Gesellschaft ist einzigartig, und alle verdienen die gleichen Chancen. (...) Alle Kinder gehören dazu. Es ist normal, verschieden zu sein.“
Zehn Bands mit Musikern aus der Profiszene („jane“, „Artossa“), aus Musikschulen, aus Förderschulen und Werkstätten trafen vom 23. bis 25. Oktober 2009 zusammen, um gemeinsam Musik zu machen: „Just Fun“ (Musikschule Bochum), „Die Macher von der Basis“ (Förderschule Wunstorf), „Takketina“ (Werkstätten Osnabrück), „Plan B“ (Musikschule Hannover), „Project Nine“ (ev. Jugendclub Hannover), „Combo 2“ (Musikschule Hannover), „Soul in mind“ (Sehbehindertenschule Hannover) und „Die Eisbrecher“ (Hannoversche Werkstätten). Jenseits der Tatsache ihrer vollkommenen Verschiedenheit, jenseits von Alter, Herkunft, musikalischer Erfahrung, Behinderung oder Nicht-Behinderung verbindet die Musiker vor allem eines: ihre unbedingte Liebe zur Musik, ihr Wille, sich musikalisch auszudrücken, sich anregen zu lassen und sich menschlich auf Augenhöhe zu begegnen.
Höhepunkte gab es viele an diesem Wochenende. Menschlich bewegende und musikalische. Herausgegriffen sei die Begegnung der deutschen Rocklegende „jane“ und der integrativen Band „Just Fun“. Christiane Joost-Plate: „Im vorurteilsfreien, offenen Erleben von Menschen, die einfach nur ‚anders‘ sind als Andere, können sich Welten begegnen, die einander ergänzen, bereichern ...“. Und es begegneten sich Welten: So etwa der Bassist der Gruppe „jane“, Charley Maucher, der seine Karriere 1965 mit der Formation Limelights startete und mit „jane“ über eine Million Tonträger allein in Deutschland verkaufte, und Anna Schmidt, die Tänzerin der Band „Just Fun“, die mit ihrer bewegten Kunst bereits Bundespräsident Johannes Rau und Peter Maffay verzauberte.
Im Capitol Hannover standen sie gemeinsam auf der Bühne, im Zentrum des Geschehens: „Here we are!“. Ihr künstlerischer Ausdruck hinterließ nachhaltig Eindruck und bestätigte das Motto des Soundfestivals „... aufregend anders – gemeinsam genial ...!“ Hier die Legende, der Mann, der Sänger und Bassist, und daneben die Frau, jung, Tänzerin. Jenseits der Frage „behindert oder nichtbehindert“ machten sie Lust auf Leben, indem sie künstlerisch Lust an ihrem Leben zelebrierten. „All my friends“ hieß der Opener des „jane“-Konzertes, „... alle Menschen werden Brüder“ (Freude schöner Götterfunken) rapten „jane“ und „Just Fun“ gemeinsam am Ende des Konzertes in einem mitreißenden Arrangement der „Just Fun“-Leiterin Claudia Schmidt („Jane & Just Fun live His-Festival Hannover“ unter www.youtube.com).
Drei Workshops für Musikschullehrer („Popmusik selbst gespielt“ – Claudia Schmidt, „Jeder Mensch kann Musik machen“ – Robert Wagner und „Vom Sound zum großen Trommelwirbel“ – Gaby Grest), weitere Multiplikatoren und Musiker mit und ohne Behinderung und zahlreiche Konzerte machten neugierig auf „Dis 2“ am 1. und 2. Oktober 2010 und „Fis 3“ am 27. und 28. Mai 2011.
Christiane Joost-Plate kann sich viele Städte vorstellen, denen ein Soundfestival gut zu Gesicht stünde. Bei der Kürzelfindung und der Veranstaltungsplanung sind sie und ihr Team behilflich. Wie wär’s mit „B“ – „Integratives Soundfestival Berlin“ oder „integratives soun-D-festival Dresden“?