Die am 23. Mai 2005 in der Deutschen Ensemble Akademie Frankfurt am Main stattfindende Ensemble- und Veranstalterkonferenz der GNM hatte als Schwerpunke die Vermittlung und die Finanzierung der Neuen Musik.
Zuerst präsentierte Anke Eberwein das Büro für Konzertpädagogik, das sie 1998 mit dem Komponisten Hans W. Koch und Bernhard König in Köln gegründet hat, an dessen Projekten aber auch viele freie Mitarbeiter beteiligt sind. An den Schnittstellen zwischen Schule, Weiterbildung und Konzert will das Büro für Konzertpädagogik maßgeschneiderte unkonventionelle Aktivitäten der Vor- und Nachbereitung wie der Teilnahme an Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene (besonders Lehrer und Eltern) gemeinsam mit Veranstaltern, Autoren und Interpreten anbieten. Das ermöglicht einerseits, neue Publikumsschichten zu gewinnen, andererseits junge Leute aktiv und spielerisch an Neue Musik heranzuführen, die nicht das Publikum von morgen, sondern von heute sind. Das Spektrum reicht dabei von moderierten und „Mitmach“-Konzerten über soziokulturelle und integrative Projekte bis hin zu Workshops für junge Komponisten, Ensembleleiter und Ensembles sowie Kompositionsaufträgen, Veranstaltungskonzeptionen und Projektberatung. Partner dafür sind viele Komponisten und Interpreten, Orchester, Ensembles, Festivals, aber auch Stadtverwaltungen, Ministerien und selbstverständlich Schulen.
Als Beispiele führte Eberwein das Video eines „Respons“-Projektes, die Aufführung eigener Stücke, vor sowie das Projekt „plug in“, das etwa Kinder als Radiomoderatoren bei der Arbeit an Mauricio Kagels „Stücke der Windrose“ zeigt. Wie die Selbsteinschätzung des Meisters mit den Befragungen von Passanten und Musikern kommentiert wurde, war auch für die Insider, die an der Ensemble- und Veranstaltungskonferenz teilnahmen, aufschlussreich und belebte auch die anschließende Diskussion.
Diskutiert wurde besonders über die Nachhaltigkeit solcher Aktivitäten und deren Messbarkeit, wobei es zu kurz gedacht ist, nur mehr Konzertbesucher erreichen zu wollen. Es geht, wie besonders Dorothée Hahne betonte, darum, Kultur als Grundbedürfnis sowohl im Grundgesetz als auch in der EU-Verfassung zu verankern, weil so Kreativität, soziale Kompetenz und der Umgang mit Fremdem spielerisch trainiert wird. Christine Fischer von „Musik der Jahrhunderte“ berichtete zum Beispiel von „Beginner-Konzerten“, die in Vorbereitung auf die Weltmusiktage in Stuttgart 2006 mit dem Thema „grenzenlos“ stattfinden, in denen Schüler für Schüler Konzerte gestalten und moderieren.
Die Hochschullehrer Wolfgang Rüdiger (Freiburg i. Br.) und Reinhard Flender (Hamburg) formulierten unter anderem, dass es oft schwieriger ist, Lehrer und Eltern zu ermutigen, sich neuen musikalischen Erfahrungen und Vorstellungsbildern zu öffnen.
GNM-Präsident Jens Cording fasste zusammen, dass die vielen guten Ansätze weiter ausgebaut und vernetzt werden sollten. Anschließend stellte Wolfgang Rüdiger das Modellprojekt des VdM Ensembleleitung Neue Kammermusik zur Förderung zeitgenössischer Musik an Musikschulen dar. Es fand in vier einwöchigen Phasen 2003/2004 in Kooperation mit der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf und der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung Trossingen, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung statt und qualifizierte Musikschullehrer und Ensembleleiter auf dem Gebiet neuer Kammermusik und Ensembleimprovisation. Die Werke stammten aus der VdM-Auswahlliste praxiserprobter Klassiker der Moderne und ganz neuer Stücke. Dazu kam die Erfindung eigener Klangwelten in der Improvisation und Grundlagenvermittlung wie Strukturanalyse, Reflexion, Notation, Spiel- und Probentechnik, Vermittlung. An der von Reinhard Flender vorgestellten Fragebogenaktion ist das Konzert des Deutschen Musikrates neben der GNM und den Hauptakteuren Musikinformationszentrum (miz in Bonn) und Institut für kulturelle Innovationsforschung (Hamburg) beteiligt. Knapp hundert der an Ensembles für neue Kammermusik versendeten Fragebögen sind bereits zurückgeschickt worden. Sie sollen einerseits Aufschluss über das Repertoire geben und die Datenbank des miz erweitern, andererseits will das Institut für kulturelle Innovationsforschung auf der Basis eines anonymen Fragebogens auch eine Publikation über die Lage der Ensembles insgesamt herausgeben. Solf Schaefer (Internationales Musikinstitut Darmstadt) konnte Genaueres über die Arbeit der Jury des Konzerts des Deutschen Musikrates berichten, die er als sehr ausgewogen, mit Mitgliedern aus allen Bereichen optimal zusammengesetzt, und sehr kompetent einschätzt.
Nach den Kriterien Qualität – Vermittlung – Experiment wurden 40 von 140 Bewerbungen ausgewählt, die sowohl aus dem zwischenmedialen Bereich stammten, als auch Stücke für Kammer- und Sinfonieorchester umfassten. Um den Ensembles die langfristige Planung zu ermöglichen, werden bei der nächsten Einreichung auch Projekte für die Jahre bis 2007 bewertet.
Ganz konkret waren die Hilfestellungen und Erklärungen von Agnes Degen (Deutscher Musikrat) zu den Projektanträgen. Die Mittel dienen grundsätzlich zur Inlandstrukturförderung. Das heißt, dass Veranstaltungen in Deutschland und Werke aus Deutschland (beziehungsweise dauernd in Deutschland lebender und arbeitender Autoren) nach 1980 gefördert werden. Abschließend stellte Roland Diry vom Ensemble Modern mit der Internationalen Ensemble Modern Akademie (IEMA) ein Format vor, das aus der Leuchtturmförderung der Bundeskulturstiftung Stipendien für ausgewählte bis 30-jährige Künstler ausreicht. Es läuft immer von September bis August, nun schon zum vierten Mal und mit wachsendem – inzwischen auch internationalem – Erfolg für Komponisten, Musikwissenschaftler, Dirigenten und Interpreten, denen Projekte ermöglicht werden sowie die intensive Zusammenarbeit mit den Ensemble Modern-Mitgliedern. Abschließend konnten die Teilnehmer an der Ensemble- und Veranstalterkonferenz die IEMA auch praktisch in einem Konzert erleben.