Der Deutsche Kulturrat veröffentlichte vor wenigen Wochen die Studie ,,Kulturelle Bildung in der Bildungsreformdiskussion – Konzeption kulturelle Bildung“. Die Erarbeitung der Studie wurde unterstützt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn leitete die Präsentation der Studie ein, deren Ziel es ist, zukunftsweisende Richtlinien zu erkennen, zu benennen und deren Durchsetzung auf den Weg zu bringen. ,,Die kulturelle Bildung ist ein starker Motor für die Reform des Bildungswesens.“ In Zukunft muss sie vor allem bei Kindern und Jugendlichen stärker gefördert werden. Die Studie belegt ein besonders großes Bildungsgefälle bei den 14- bis 24-Jährigen. Hier finden sich auf der einen Seite junge Menschen, die durch ihre Elternhäuser umfassend mit Kultur vertraut gemacht werden, denen sie selbstverständlicher Bestandteil des Lebens wird. Auf der anderen Seite wächst ein großer Teil der Jugendlichen ohne ausreichende kulturelle Anregung durch das familiäre Umfeld heran.
Als tragende Säule der Bildungsreform sieht Bulmahn die Ganztagsschule, deren Ausbau der Bund durch ein Vier-Milliarden-Euro-Programm finanziert. Die Ministerin wies darauf hin, dass mit dem Programm des Bundes in diesem Schuljahr bereits 5.000 Schulen für ganztägige Angebote ausgebaut werden. Sie arbeiten dabei mit außerschulischen Organisationen, darunter auch Musik- und Kunstschulen in der Region zusammen.
Der Vorsitzende des Deutschen Kulturrates, Max Fuchs, gab der neu erarbeiteten Studie noch ein paar erläuternde Worte mit auf den Weg. Sie sei ein recht dickleibiges und umfangreiches Werk geworden, ein nicht unbedingt leicht lesbares Kompendium. Dies ergäbe sich durch den weitgesteckten Rahmen: alle Lebensalter, alle Künste, alle Institutionen, die zur Bildung beitragen, werden hierin angesprochen. Fuchs unterstrich, dass der Bund eine besondere Verantwortung für die Gestaltung der Rahmenbedingungen kultureller Bildung habe. Neben der Förderung von Modellvorhaben unterstützt der Bund die kulturelle Bildung besonders durch geeignete Regelungen im Steuer-, Arbeits- und Sozialrecht. Weiter trägt der Bund die vornehmliche Verantwortung dafür, dass die kulturelle Bildung auch in einem zunehmend liberalisierten europäischen und internationalen Markt ihren Stellenwert behält und nicht dem Diktat der Ökonomie unterstellt wird. ,,Die Modellvorhaben des Bundes haben in der Vergangenheit viele Innovationen in der kulturellen Bildung bewirkt.“
Effizienz wird der neuen Bildungsstudie nur so weit beschieden sein, wie die Transmission zur Basis gelingt. Es ist also nicht damit getan, jede Schule mit dem Reformwerk zu versorgen. Erfahrungsgemäß wird es dort zur Ansicht aus- und bald danach wenig beachtet im Regal für Fachliteratur abgelegt. Da die Menge der schriftlichen Informationen mit der Umwandlung der Halbtags- in Ganztagsschulen geradezu sintflutartig anschwillt, ist es den Lehrern nicht übel zu nehmen, wenn sie dieses so wichtige Reformwerk ob seines Umfangs eher beiläufig durchblättern. Daher sollte die neue Bildungsstudie in eigens dafür angesetzten Gesamtkonferenzen an allen Schulen Grundlage einer Diskussion mit daraus erwachsenden Beschlüssen werden.
Viele Bildungseinrichtungen betrauen ihre Lehrkräfte mit spezialisierten Ämtern, wie das des Medienwarts, des Sport- oder Sicherheitsobmannes. Es ist an der Zeit, verantwortliche Beauftragte für die kulturelle Bildung an den Schulen zu benennen. Von deren Nervenstärke, Überzeugungskraft, Diplomatie und Durchsetzungsvermögen im Dialog mit den Schulämtern, Rektoren und den Kollegen wird es abhängen, in wie weit die guten Konzepte auf fruchtbaren Boden fallen.