In der föderal verfassten Bundesrepublik ist Kultur weitgehend Ländersache. Kunstförderung und Kulturpolitik auf Landesebene vermitteln zudem auch zwischen Feldern kommunaler Praxis und den bundesweiten sowie internationalen Entwicklungen und Vorgaben.
Kunst und Kultur in aller Vielfalt und regionaler Differenz sind im Horizont europäischer Entwicklungen und gesellschaftlicher Veränderungen ein besonderes Gut und von hohem Wert. Entsprechend der wachsenden Bedeutung von Kunst und Kultur für die Menschen gilt es, innovative Strukturen und angemessene Artikulationsmöglichkeiten für Künstler, Kultursparten und Kulturlandschaften zu schaffen. In der föderal verfassten Bundesrepublik ist Kultur weitgehend Ländersache. Kunstförderung und Kulturpolitik auf Landesebene vermitteln zudem auch zwischen Feldern kommunaler Praxis und den bundesweiten sowie internationalen Entwicklungen und Vorgaben. In Bayern fehlte hier allerdings bisher eine angemessene und demokratisch legitimierte Stimme zur gemeinsamen Interessenvertretung und ausgleichend-informativen Moderation. Aus diesem Grund will der Bayerische Kulturrat ein sparten- und bereichsübergreifendes Sprachrohr sein.Für das nächste Jahrzehnt und Jahrhundert stehen gerade für Kunst und Kultur bedeutsame Herausforderungen und Entwicklungen an. Dabei geht es zum Beispiel um neue Rahmenbedingungen der Kulturfinanzierung und Kunstförderung, um die verteilten Rollen der öffentlichen Hand und der privaten Wirtschaft in diesem Prozess. Im Horizont „2000 plus“ geht es zudem und verstärkt um die Chancen und Folgen von Multimediadynamik und „digitaler Revolution“. Es geht weiterhin um die Bewahrung und Vermittlung des reichen sowohl regionalen wie europäischen kulturellen Erbes sowie um kulturelle Bildung als unverzichtbarem Teil allgemeiner Bildung für alle Bürger und als „Zukunftsinves-tition“.
Nicht zu vergessen ist der Bedarf an angemessener und professioneller künstlerischer Ausbildung auf dem jeweiligen Niveau der Zeit und für die jeweils kommende Generation.
Das gemeinsame Ziel der Landesorganisationen, Einrichtungen und Personen, die sich 1998 im Bayerischen Kulturrat zusammengefunden haben, ist es, den aktuellen Modernisierungsbedarf zu artikulieren und zu qualifizieren. Die Verbände und Interessengruppen wollen, sollen und müssen sich effizient und lebensnah organisieren und mit Ideen und Praxisentwürfen konstruktiv in der bayerischen Kulturpolitik mitwirken – gemeinsam und nicht jeder für sich.
Der Bayerische Kulturrat e.V. bezieht sein Engagement und seine Arbeit auf folgende Themenbereiche:
- Kultur – Wissenschaft und Wirtschaft
- Kultur – Politik und Technik
- Kultur – Stiftungen und Förderungen
- Kultur – Märkte und Medien
- Kultur – Aus- und Weiterbildung
- Kultur – Entwicklungpläne
- Kultur – Kooperationen Stadt, Land, Bund und international
- Kultur – Kunst, Bildung und Soziales vernetzt
- Kultur – als nachhaltige und zukunftsfähige Investition
- Kultur – als humanes Kapital und qualifizierende Ressource
- Kultur – unverzichtbares Bildungsgut, Bildungswert für die nachkommende Generation
- Kultur- und Kunsteinrichtungen – Modernisierungs- und Professionalisierungsbedarf
- Kulturverwaltung und Kulturpartnerschaft – neue Wege und erweiterte Perspektiven
- Kulturarbeit im Horizont von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
- Kunst, Kultur, Ästhetik – geistiger und experimenteller Innovationsmotor.
Neue Anstöße versucht der Bayerische Kulturrat e.V. zum Beispiel und als Anregung in den folgenden Bereichen: Ein neues „Kulturfestival“ soll kulturelle Vielfalt im Sinne einer multikulturellen Gesellschaft fördern. Ein solches, nicht spartenspezifisch definiertes Kulturfestival bedeutet eine Verdichtung von Kunstangeboten in einem begrenzten zeitlichen und räumlichen Rahmen und wird somit zu einem Ereignis.
Zugleich möchte der Bayerische Kulturrat die Rolle und Funktion der Kunst und Kultur weiterentwickeln und neu bestimmen. Es geht hier um den Einfluss der neuen Medien, von Multimedia und Netzkultur zwischen „Sinnenreich und Cyberspace“. Dabei gilt es, Balancen und Korrespondenzen zwischen dem tradierten Reichtum, den lebensweltlichen und experimentellen künstlerischen Gestaltungen und Ausdrucksweisen neu zu beachten und zu gewichten. Es ist Aufgabe von Kunst und Kultur, die „digitale Revolution“ und ihre multimediale, derzeit alles durchdringende Dynamik aktiv mitzugestalten und Interessen ausgleichend zu moderieren im humanen Prinzip: „Im Mittelpunkt der Mensch“.
- Der Bayerische Kulturrat will sich besonders einsetzen für mehr Transparenz in der Kulturförderung auf Landesebene durch eine gleichmäßige regionale Verteilung und den Ausgleich des Stadt-Land und Nord-Süd-Gefälles in Bayern, sowie auch zwischen den Kunst- und Kultursparten; Auf Bundesebene ist dies beispielsweise durch die Förderung von Existenzgründung, auf Europaebene durch die Zusammenarbeit mit dem Cultural Contact Point Germany möglich.
- Der Bayerische Kulturrat setzt sich für eine bessere Koordination im Bayerischen Kulturfonds ein sowie für die verstärkte künstlerisch-kulturelle Präsenz und Mitbestimmung in den Medien und neuen digitalen Netzen. Ein mögliches Fernziel ist eine Kunst-Kulturbörse auch im Internet, sowohl für die „alten“ wie für die „neuen Künste“ in der Spannweite von real-sinnlich bis immateriell-virtuell.
- Der Bayerische Kulturrat e.V. sucht die Verständigung zwischen Kulturpolitikern und Künstlern sowie den Künsten zu verbessern. Hierbei sollte keine bestimmte Sparte hervorgehoben werden. Wichtige Erziehungsleitbilder und Bildungsziele sind hier „aktive Wahrnehmung und soziale Kreativität“ in und durch Kunst, Kultur und Ästhetik.
Fazit: Der Bayerische Kulturrat orientiert seine Aktivitäten in zwei zueinander komplementären Richtungen:
- Nach außen hin arbeitet er an der Interessenvertretung, an der Sammlung und Artikulation von Ideen und der Moderation gegenüber Politik und Verwaltung sowie an der Präsenz in Gremien, in den Medien und der demokratischen Öffentlichkeit.
- Nach innen arbeitet der Bayerische Kulturrat an der Qualifizierung und Förderung der Infrastrukturen bayerischer Kunst und Kultur, vor allem im Politikbereich, an der Information und Professionalisierung der Künstler und der in Kulturorganisationen und Kultureinrichtungen aktiv Tätigen, bei der Verbesserung von Ausbildungschancen und Existenzsicherungen.
Der Bayerische Kulturrat gibt Diskurs- und Kooperationsimpulse zwischen den einzelnen Künsten und Kultursparten, zwischen Tradition und Avantgarde, zwischen den Generationen und altersbedingten ästhetischen Stilen, zwischen eigenen und fremden Kulturen. Er vermittelt zwischen den unterschiedlichen Interessen und Vertretungen bayerischer Kunst- und Kulturorganisationen. Die nötige Voraussetzung dazu: konsensfähige und demokratische Organisationsformen unter Beteiligung möglichst aller, die an einer allgemeinen, synergetischen und solidarischen, ideellen wie materiellen Aufwertung von Kunst und Kultur interessiert sind und aktiv daran arbeiten wollen.
Dazu lädt der Bayerische Kulturrat herzlich ein.