Der Chordirigent Uwe Gronostay ist tot. Er starb am 29. November in Berlin, wo der Schwerpunkt seiner künstlerischen Tätigkeit lag. So war er von 1972 bis 1986 Direktor des RIAS-Kammerchors, den er zu einem führenden Ensemble im Bereich der Alten Musik formte, mit dem er aber auch zeitgenössisches Repertoire pflegte.
Uwe Gronostay wurde 1939 in Hildesheim geboren und wuchs in Braunschweig auf. Mit 15 Jahren versah er das Amt des Organisten an der Braunschweiger St. Jakobi-Kirche und gründete dort zwei Jahre später seinen ersten Chor. Nach dem Studium der Kirchenmusik in Bremen war er als Kantor, Dozent für virtuoses Orgelspiel und Freier Mitarbeiter für Radio Bremen an der Weser tätig. Dort gründete er den Norddeutschen Figuralchor, der rasch überregional von sich Reden machte und auch die Aufmerksamkeit von Nikolaus Harnoncourt auf sich zog. Mit dem Norddeutschen Figuralchor erarbeitete Harnoncourt 1973 seinen ersten Messiah.Zum Kirchenmusiker ausgebildet begann er seine künstlerische Laufbahn als Kantor in Bremen. Von 1972 bis 1986 war er Direktor des RIAS-Kammerchores in Berlin. Gleichzeitig übernahm er 1982 die Leitung des Philharmonischen Chores Berlin, die er zwanzig Jahre lang bis zum Jahre 2002 beibehielt. Von 1988 bis 1997 war er auch Artistic Director und Chefdirigent des Niederländischen Kammerchores in Amsterdam.
Mit seinen Ensembles spielte er über 50 Schallplatten und CDs ein, viele von ihnen wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Er leistete Pionierarbeit bei der Wiederentdeckung verschollenen Repertoires der Romantik und der Moderne (Hindemiths Messe, Ernst Kreneks Lamentatio Jeremiae Prophetae u.a.), unternahm zahlreiche Tourneen durch Europa und in die USA und gründete zur Heranbildung des Sängernachwuchses einen eigenen Studiengang Rundfunk-/Konzertchor an der Hochschule der Künste.
Neben seiner eigenen dirigentischen Arbeit war Uwe Gronostay ein begehrter Partner der großen Dirigenten unserer Zeit, wie von Karajan, Abbado, Ozawa, Mehta, Chailly, Muti oder Boulez, die ihm bevorzugt die Vorbereitung ihrer Chorkonzerte anvertrauten.
Seine Hochschullaufbahn als Professor für Chorleitung führte ihn über Berlin als Nachfolger von Helmuth Rilling zunächst nach Frankfurt am Main, seit 1989 wieder zurück nach Berlin an die Universität der Künste, von wo aus er seine immensen künstlerischen Erfahrungen weitergab. Seine Gesundheit zwang Uwe Gronostay in der letzten Zeit, sich weitgehend aus dem künstlerischen Leben zurückzuziehen.
Quellen: Rundfunkchor Berlin, Philharmonischer Chor Berlin