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Achtung ECHO im falschen Fahrwasser. Foto: Hufner
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ECHO: Nominierte zwischen Geschmacklosigkeit und Kunstfreiheit – Beirat stellt Persilschein aus

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Es ist längst über die Grenzen der Musikindustrie bekannt, dass der ECHO als der Preis des Bundesverbandes Musikindustrie eher in die Fassadenkulturlandschaft gehört – auch wenn er sich mit dem Namen der Deutschen Phono-Akademie schmückt. Das ändert nichts an seiner Popularität in den Medien und unter den Künstlerinnen, egal ob ECHO Klassik, Pop oder Jazz. Aktuell macht der ECHO wieder von sich reden. Nominiert wurden zwei sog. Battle-Rapper (Kollegah und Farid Bang), in deren aktuellem Produkt über die Grenzen weit hinausgehende geschmacklos-zynische Textzeilen verwendet werden. Der ECHO-Beirat als „Ethik-Kommission“ wurde eingeschaltet und hat entschieden, dass er nichts entscheidet und die Nominierung bestehen bleiben soll. In diesem Beirat sitzen Vertreterinnen von Deutschem Musik- und Deutschem Kulturrat. Das macht die Sache problematisch.

Wozu hat der ECHO der Musikindustrie eigentlich einen Beirat? Hier entscheidet er sich dafür, dort nicht einzugreifen, wo er könnte. Es geht dabei um eine Nominierung von KOLLEGAH und Farid Bang. Texte, die sie dabei verwenden, sind absolut mindestens geschmacklos. Aber eigentlich ist es schlimmer. Der Beirat, in dem neben Vertreterinnen des Kultur- und Musikrats auch Vertreterinnen von evangelischer und katholischer Kirche, ein Musikpädagoge, ein Designer und ein ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages sitzen, wirkt in der Angelegenheit hilflos, überfordert und reagiert zahnlos bis peinlich. Der Deutsche Kulturrat, als Institution, distanziert sich unterdessen in einer Erklärung „entschieden von Wortwahl und Inhalt des Albums ‚JBG3‘ von Kollegah & Farid Bang.“

Reicht das? Ist das nicht ein bisschen billig? Der Bundesverband Musikindustrie wird dabei nicht müde, wie der Vorstandsvorsitzende Geschäftsführer Florian Drücke es tut, zu betonen: „Es kann aber nicht Aufgabe eines Wirtschaftsverbandes sein, freiverkäufliche Produkte im Nachhinein zu be- oder entwerten.“ Für den Verband ist das alles nur eine Frage der Schulung der Wahrnehmung. "Wer in der Lage ist zu abstrahieren und zu verstehen, wo eine zugespitzte Darstellung Teil der Sprache, der Ikonographie eines bestimmten Genres ist, der kann das auch dechiffrieren." [Quelle] Und zieht sich damit aus der Affäre. Im Zweifel entscheidet darüber der Beirat. Ansonsten Gerichte. Doch nicht alles, was legal ist, ist deshalb auch legitim – auch nicht in der „Kunst". Das könnte man zwar wissen, will es aber offenbar nicht.

Im Bad Blog Of Musick geht Martin Hufner der Sache mit dem Beirat nach und befürchtet, dass Musik- und Kulturrat Schaden nehmen könnten, wenn sie sich als moralische Schutzschilde für kommerzielle Interessen hergeben.

Der Schaden ist zweifellos eingetreten. Für den ECHO freilich dürfte das die mediale Aufmerksamkeit erhöhen. Diesen Kollateralschaden wird man sicher gerne in Kauf nehmen.

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