Viele Radiohörer kennen seine Songs, wenige kennen seinen Namen: Mit der Band Ace landete Paul Carrack bereits 1975 den ersten Hit. „How Long“ steht bis heute auf den Playlisten vieler Pop-Sender. Seine nächsten Stationen waren die Kapelle von Schotten-Röhre Frankie Miller und Roxy Music, um dann mit Squeeze erneut einen Treffer zu landen.
Für „Tempted“ stand Carrack ebenfalls am Mikrophon. In den Achtzigern zählte er zur A-Liste gefragter Session-Musiker, so ging er mit Pretenders und The Smiths ins Studio. Ferner war er Mitglied von Mike + The Mechanics, seine Stimme erklingt etwa in den Super-Hits „Silent Running“ und „The Living Years“.
Als Roger Waters 1990 „The Wall“ auf dem früheren Mauerstreifen in Berlin aufführte, war Paul Carrack Teil der Besetzung, er sang den Pink-Floyd-Klassiker „Hey You“. Außerdem spielte der Multi-Instrumentalist aus der Stahlstadt Sheffield mit Elton John, B.B. King, Eric Clapton, Diana Ross, Tom Jones, Bryan Ferry und Ringo Starr, um nur eine Auswahl zu nennen.
Prompt taufte ihn das englische Musikmagazin Mojo zum „Mann der tausend Gastauftritte“. In diesen Tagen erscheint sein neues Album „I Know That Name“. Es trägt einen Titel, der wohl gewählt ist. „Meinem Freund und Co-Produzenten Dave Robinson ist aufgefallen, wenn der Name Paul Carrack fällt, sagen die Leute: Oh, ich kenne den Namen. Das ist typisch für mich, die Leute kennen meine Lieder und meine Stimme, aber sie kennen meinen Namen nicht“, sagt der zurückhaltende Brite augenzwinkernd. „Die aktuelle Platte hat zwölf Aufnahmen, davon zehn neue Songs, die ich allein oder mit anderen verfasst habe“, berichtet er. „Es ist kein Rock-Album, sondern hat viele Soul-Einflüsse aus den Sechzigern und Siebzigern. Mit dieser Musik bin ich groß geworden, als Sänger habe ich stets diesen Stil gesungen.“ Unter seinen Gästen begrüßt Carrack Don Henley und Timothy B. Schmit von den Eagles. „Sie singen Background-Gesang auf „I Don´t Want To Hear Any More“. Das Lied hatte ich für das letzte Album der Eagles „Long Road Out Of Eden“ geschrieben. Sie zahlten mir den Gefallen zurück.“ Ein weiterer Gast ist der 73jährige Soul-Veteran Sam Moore vom legendären Duo Sam & Dave. Für „Love´s Thicker Than Water“ zelebrieren Moore und Carrack ein feinfühliges Duett in klassischer Soul-Tradition. Das Gros der Musik wurde übrigens nahezu im Alleingang vom vielseitigen Engländer eingespielt, Carrack beherrscht Schlagzeug, Tasten, Bass und Gitarre. „Seit ich vor zehn Jahren meine eigene Band gründete, greife ich auch auf der Bühne zur Gitarre. Ich bin zwar kein Virtuose, aber ein solider Musiker.“ Sein Bruder war es, der ihn inspirierte, zum populären Saiteninstrument zu greifen. „Er kaufte sich eine Gibson J-45. Diese Gitarre lag in unserem Haus stets griffbereit. Meine Lieblingsgitarre ist die Everly Brothers Gibson von 1963. Dieses Instrument wollte ich immer haben, denn ich finde, das ist die Rock´n´Roll-Gitarre mit dem coolsten Look.“ Neben diesem Stück besitzt Carrack eine Gibson J-200 von 1960, deren Seriennummer nur sieben Ziffern von der gleichen Gitarre entfernt ist, die Elvis Presley in seinem berühmten „Christmas Special“ von 1968 effektvoll in Szene setzte. Es war die Lieblingsgitarre des „King Of Rock´n´Roll“.
Carrack schätzt den Wert seines Instruments auf zwölf- bis fünfzehntausend englische Pfund. Paul Carrack fällt es leicht, nicht zur zweifelhaften Kategorie „Promi“ zu gehören. „Für mich wäre es ein Alptraum, auf der Straße erkannt zu werden. Ich hatte viele Hits und bin dankbar, dass ich so eine lange Karriere habe, die immer noch andauert. Anfangs besaß ich nichts. Mit etwas Talent und viel harter Arbeit habe ich viel erreicht und auch noch eine Familie mit vier Kindern ernähren können. Ich finde, ich bin ein glücklicher Mensch.“
Paul Carrack auf Tour: 15.12. Hamburg / Fabrik 16.12. Berlin / Columbiahalle Club ? 17.12. Köln / Kulturkirche