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KLANGRADAR in München. Foto: Mark Bollhorst
KLANGRADAR in München. Foto: Mark Bollhorst
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Experimentelle Klänge beim Abschlusskonzert von KLANGRADAR in München

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KLANGRADAR ist 2014 als Musikvermittlungsprojekt des Netzwerks Junge Ohren unter der künstlerischen Leitung von Burkhard Friedrich an Berliner Grundschulen gestartet und ermöglichte dort seither vielen Schulklassen die kreative Arbeit mit professionellen Komponistinnen und Komponisten. Die Kinder und Jugendlichen sollen dabei Klänge erforschen, selbst entwickeln und gemeinsam zeitgenössische Musik komponieren. Luisa Mergel berichtet vom und reflektiert über das Abschlusskonzert in der WhiteBOX im Münchener Werksviertel.

Ab diesem Jahr ist das Projekt dank einer Kooperation mit der PwC-Stiftung auch in Leipzig, Oberursel und Schwerin vertreten. In München wird KLANGRADAR vom Rotary Club München-Schwabing ermöglicht.

Sechstklässler aus drei Münchner Schulen haben in den letzten Monaten intensiv Klänge erforscht und gemeinsam beeindruckende experimentelle Kompositionen geschaffen – immer mit der Projektfrage „Das Fremde=Das Eigene?“ im Hinterkopf. Denn die „Instrumente“ der Klangerzeugung waren keine Musikinstrumente, sondern wohlbekannte Alltagsgegenstände. Im musikalischen Kontext sind Federmäppchen, Bälle und Schirme aber eben doch fremd. Unterstützt von den Münchner Komponisten Ataç Sezer und Johannes X. Schachtner und der Pianistin und Komponistin Laura Konjetzky setzten sie ihre klanglichen Entdeckungen in gemeinsame Performances um, die sie am 27. Juni in der Münchner WhiteBOX.art präsentierten.

Seit März arbeiteten die Münchner Schülerinnen und Schüler nun an ihren Projekten, die sie dann gemeinsam mit Regisseurin Caitlin van der Maas auch raumwirksam in Szene setzten. In der Mitte des schlichten Saals – eben der WhiteBOX – ohne Bühne saßen die Zuschauer auf Hockern, so dass sie das Geschehen überall um sich herum verfolgen konnten. Die verschiedenen Gruppen bespielten dann den gesamten Raum und hatten auch Auf- und Abgänge genauestens geplant und sehr konzentriert ausgeführt.

Die erste Komposition „Mac’n Norton“ stammte von der Klasse 6a der Mittelschule in der Toni-Pfülf-Straße. Gemeinsam mit Ataç Sezer und ihrer Musiklehrerin Öznur Öz erarbeiteten die Jugendlichen eine beeindruckende Klangwelt. Sie brachten Weingläser zum Schwingen, später kamen zu diesen mysteriösen Klängen perkussive Elemente mit Wasserflaschen und Body Percussion, aber auch mit einem großen Stück raschelnder Alufolie hinzu. Langsam steigerte sich das feingliedrige Stück in seiner Intensität und von vorwiegend rhythmischen zu auch harmonischen Patterns mit Xylophonen und Keyboard.

Die Schüler der Mittelschule in der Fernpaßstraße, die mit Johannes X. Schachtner zusammengearbeitet hatte, begannen ihre Performance „KLANG_G_A_E_N_G_E“ mit einem beeindruckenden vokalen Cluster, während das vorherige Ensemble den Raum verließ. Auf der anderen Seite des Raums erzeugten die Schülerinnen und Schüler dann ein spannendes Klangwirrwarr mit Body Percussion, Handtrommeln, Triangel, einem Geschirrständer, verschiedenen Klängen mit Münzen und Glockenspiel-Glissandi. Das scheinbare Chaos war aber genau kalkuliert und wurde von einer jungen Dirigentin an einer Tafel mit verschiedenen Dynamik-Bezeichnungen und anderen Anweisungen angezeigt. Nach und nach traten dann einige Klänge einzeln aus dem Cluster hervor. Im dritten Teil der Komposition bewegte sich die Gruppe dann durch den Raum, um ihn schließlich – immer noch ihre „Instrumente“ spielend – zu verlassen. Entstanden war die Komposition nach einer „Klangwanderung“ durch das Schulgebäude, auf der die Jugendlichen die Geräusche ihrer täglichen Umgebung erkundet und daraus einen Klangvorrat angelegt hatten.

Den Abschluss des Konzerts bildete die Klasse 6a der Mittelschule in der Wittelsbacherstraße. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Laura Kaiser und der Münchner Komponistin Laura Konjetzky hatten die Jugendlichen eine mehrteilige Komposition („Ohne Titel“) ausschließlich mit Alltagsgegenständen erarbeitet. Mit dem Öffnen und Schließen eines Schirms und eines Federmäppchens, mit klappernden Schlüsseln und einem auf den Boden geworfenen Ball als Bassdrum erschuf die Gruppe einen treibenden Rhythmus – ihre eigene „Dancemusic“, wie sie es selbst im Programmheft beschreibt. Im nächsten Teil kamen weitere Geräuschquellen wie eine geschüttelte Jacke, aneinander geriebenes Papier oder ein geschütteltes Mäppchen hinzu. Zum Abschluss ihrer Performance kam die ganze Klasse zusammen und Schirm und Ball aus dem ersten Teil wurden wieder eingesetzt. Überhaupt waren Wiederholungen der rhythmischen Muster und Klänge und bewusst gesetzte Pausen wichtige Elemente der Komposition.

Laura Konjetzky, die der Gruppe zu Beginn erst einmal freien Lauf in der Erforschung potenzieller Klangquellen ließ, beschreibt das Projekt als „Schule des Hörens“. Nachdem sich die Gruppe intensiv damit auseinandergesetzt hatte, wie jeder selbst Klänge gestalten kann, führte Konjetzky sie mit Improvisationsübungen langsam an den Schaffensprozess einer gemeinsamen Komposition heran. Auf Karten konnten die Kinder dann den Klang des eigenen Instruments optisch – schriftlich oder auf andere Weise – festhalten. Danach begann eine Art „Puzzle-Spiel“, bei dem jeder genau auf den eigenen Klang und die Klänge der anderen achtete. Gemeinsam fügte die Gruppe schließlich die einzelnen Bausteine aneinander. Die Musiklehrerin der Klasse, Laura Kaiser, war vor allem von der konstruktiven Gruppenarbeit ihrer Schülerinnen und Schüler begeistert. Zum Abschluss des eindrucksvoll inszenierten Konzerts kamen alle Klassen noch einmal in den Raum und umrahmten die Zuschauer mit anschwellenden Zisch-Lauten, dann: Dunkelheit.

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