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Foto: © Klara Beck.
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Fehlende Schneisen durchs Handlungsgestrüpp: Schrekers „Der Schatzgräber“ in Strasbourg

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Es gibt einen Wundertand und einen Hort. Man singt von fernen Gestaden und trunkenem Schauen. Es wird gekiest und geheischt. Franz Schrekers Oper „Der Schatzgräber“, die am 21. Januar 1920 am Opernhaus Frankfurt uraufgeführt wurde und bis 1932 in mehr als fünfzig deutschen Städten gespielt wurde, lehnt sich textlich an Richard Wagners Prosa an. Die bis an die Grenzen der Tonalität erweiterte Harmonik, die orchestrale Farbenpracht und die Fülle im Detail erinnern an die musikalische Sprache von Richard Strauss. Nun feierte Schrekers Oper an der elsässischen Rheinoper in Straßburg ihre französische Erstaufführung, nachdem sie im Mai schon an der koproduzierenden Deutschen Oper Berlin über die Bühne ging.

Großer, lange anhaltender Applaus für einen musikalisch opulenten, zum Teil aber mit zu grobem Pinselstrich gezeichneten Abend, der die märchenhafte, im Mittelalter angesiedelte Geschichte als komplexes Beziehungsdrama erzählt, ohne echte Schneisen ins Handlungsgestrüpp schlagen zu können.

Regisseur Christof Loy verlegt die Handlung in die Entstehungszeit der Oper kurz nach dem Ersten Weltkrieg (Bühne: Johannes Leiacker). Im gediegenen, schwarzen Marmorsaal des Königs (mit markantem Bassbariton: Derek Welton) tragen die Soldaten Ausgehuniform (Kostüme: Barbara Drosihn) und schlürfen entspannt ihre Cocktails. Seine depressive Gattin (die Tänzerin Doke Pauwels), der der Schmuck gestohlen wurde, hat ihr Brautkleid noch an. Nun sollen die Kronjuwelen wieder gefunden werden, damit sie wieder lachen kann. Der Narr (mit Schellenkappe und hellem, beweglichem Tenor: Paul Schweinester) begibt sich auf die Suche nach dem wundersamen Sänger Elis, der aber schon ohne königlichen Auftrag im Wald, von seiner Wunderlaute geführt, auf einen Teil des Schatzes stößt. Dass das nicht nur von ihm vergötterte Bauernmädchen Els den Schmuck der Königin äußerst blutrünstig zusammenklauen ließ, erfährt er erst im Laufe der verquasten Geschichte.

In Christof Loys Inszenierung ist Els keine klassische Femme fatale, sondern eine einfache Kellnerin, der die Männer wie der ihr hörige Albi (schön verdruckst: Tobias Hächler) oder der Vogt (präsent als Einspringer aus Berlin: Thomas Johannes Mayer) zu Füßen liegen. Helena Juntunen entwickelt im Lyrischen wie auch im Dramatischen Kantabilität und Strahlkraft. Nur Thomas Blondelle als Elis muss in der Höhe zu stark forcieren, so dass sein warmer Tenor hier leider an Qualität einbüßt.

Dirigent Marko Letonja entwickelt mit dem Orchestre philharmonique de Strasbourg einen farbigen, vielschichtigen Klang, der die spätromantische Überladenheit zelebriert. Manches Mal hört sich Schrekers Partitur an wie Filmmusik, wenn die hohen Streicher in eisiger Lage ein echtes Psycho-Tremolo entstehen lassen oder die Kontrabässe mehr Geräusch als Klang von sich geben. Schade nur, dass Letonja das Orchester gerade in der Gesangsbegleitung immer wieder zu sehr aufdreht, so dass die Balance in Schieflage gerät. Zur hinter der Bühne stattfindenden Liebesnacht von Els und Elis inszeniert Regisseur Christof Loy auf der Bühne einen orgiastischen Sommernachtstraum. Einen besonderen Spot richtet er auf den Narren, der nach und nach zur eigentlichen Hauptfigur wird. Ganz am Ende ist er es auch, in dessen Armen Els stirbt – und nicht Elis, wie es im Libretto steht. Der Narr als Außenseiter, der nur ein wenig privates Glück erleben möchte. Er steht uns näher als die beiden Hauptfiguren.

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