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Isabel Sévers das Stück „Mein Herz brach nur einmal“. Foto: Wilfried Hösl
Isabel Sévers das Stück „Mein Herz brach nur einmal“. Foto: Wilfried Hösl
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Kunstvoll, facettenreich: das Bayerische Staatsballett feiert seinen 20. Geburtstag

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Zwanzig Jahre Bayerisches Staatsballett sind ein Jubiläum der besonderen Art. Denn eine Compagnie wie die von München findet einer, der körpersprachlich interessiert ist, selbst bei einer Umrundung des Rotationsellipsoids, das wir bevölkern, nur hier.

Da ist keine große Ausnahmepersönlichkeit, die der Truppe Marketingglanz gibt und der Programmatik verkaufsfördernde Dauererkennbarkeit. Aber da ist eine Truppe, die modern kann und historisch und zeitlos, immer wieder Begeisterungsstürme auslösend. Weltweit. Trotz (andauernder) Lästereien derer, die von sich behaupten, den Fortschritt und die Modernität und die Spitze ins Zukünftige hinein allein zu repräsentieren. Da gibt es einfach Besessene, die sich durch kein Alltagsgeschwätz vom Kurs abbringen lassen, da holen sie diesen und dann auch jenen als Gast – von Petipas Archiven bis Neumeier, von Béjart bis Kylian bis van Manen, Neumeier und Forsythe.

Von der Heinz-Bosl-Stiftung geförderter Weltklasse-Nachwuchs der in die Welt hinaus wächst bis zu Weltklassesolisten im alltäglichen Bühnengeschehen, Fred Hoffmann(+), Konstanze Vernon, August Everding(+), Bettina Wagner-Bergelt waren antreibende Vorkämpfer von Anfang an, vernetzten, entwickelten, ermöglichten. Sind im Zusammenwirken mit einzelnen Repräsentanten der politischen Klasse ursächlich dafür, dass das Bayerische Staatsballett ein Bayerisches Staatsballett ist und nicht länger – wie nahezu ewig – das Ballett der Bayerischen Staatsoper im outfit der Verschiebemasse. Ohne authentische Relevanz.

Das ist jetzt anders. Seit zwei Jahrzehnten. Das galt es zu feiern. Glorios, kunstvoll, facettenreich, virtuos, aufregend, betroffen machend, intellektuell durchdringend, bis ins Innerste bewegend. Der Pianist Simon Murray lässt musikalisch bedeutende Heldinnen und Helden, Bösewichte und gute Feen der Ballettgeschichte Revue passieren – fulminant! Größen und Gruppen der zu feiernden zwanzig Jahre tanzen via Projektion über klassizistische Wände. Norbert Graf, Solist und Isabel Sévers, Gruppentänzerin erzählen tanzend zutiefst berührend aus dem eigenen individuellen Tänzerleben, die große Münchner Ballerina Judith Turos und der Ballettdirektor Ivan Liska, moderiert von Wolfgang Oberender, geben Einblicke.

Ein Fest voller Glückseligkeiten zwischen Capriccio-Saal und Königssaal, auf Treppenstufen und bei der Abschieds-Suppe für diesen Abend von der Direktion. Ein Abend voll der Erkenntnis, dass Aufklärung auch auf dem Weg der Schönheit gewonnen werden kann. Durchaus gestählt vom Pfad der Leiden. Doch voll erlösender Befreiung. Begeisternder Dank. Voller Vorfreude auf den dreißigsten Geburtstag.

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