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Kiesel-Mildner-Schuth: Wanderer heißt mich die Welt – Auf Richard Wagners Spuren durch Europa. 276 S., über 800 Farb-Abb., ConBrio Verlag Regensburg 2019, € 54,–
Kiesel-Mildner-Schuth: Wanderer heißt mich die Welt – Auf Richard Wagners Spuren durch Europa. 276 S., über 800 Farb-Abb., ConBrio Verlag Regensburg 2019, € 54,–
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Ruhelos vor Bayreuth – mit einem animierenden Buch auf Richard Wagners Spuren durch Europa

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Ob ihm wohl auch eine Bratwurst auf den Austern serviert wurde – wie das in Bordeaux üblich ist? Doch 1850 war Wagner zweimal nicht kulinarisch, sondern wegen Liebesturbulenzen in der Weinmetropole. Wer - wieder einmal – keine Festspielkarten bekommen hat: hier kommt Trost durch ein fabelhaft breit ausgreifendes Buch. Es macht das Leben Richard Wagners aus einem ganz anderen Blickwinkel nachvollziehbar – eine lohnende, weil horizonterweiternde Ergänzung zu allen Werkanalysen findet unser Kritiker Wolf-Dieter Peter, der die Festspielpremiere auch (nur) im Kino erlebt.

Zurück nach Bordeaux: Das kleine Hotel „de 4 Soeurs“ erinnert noch heute an Wagners zweimaligen Besuch. Es liegt direkt neben der imposanten Säulenfassade des „Grand Théâtre“, wo Wagner aber kein Modell für seine Theaterpläne fand: eine kleine Bühne in Relation zum Äußeren. Doch Bordeaux-Weine hat er sich noch 1882 nach Venedig liefern lassen. 

All das belegt der üppige Band, dessen Titel-Zitat „Wanderer heißt mich die Welt“ hinzuzufügen ist: „durchwanderte viel…“, denn dieses „Auch“-alter-ego Richard Wagners als Wotan-Wanderer erinnert ein bisschen an den Holthusen-Titel „Der unbehauste Mensch“. Bis an sein Lebensende 1883 im venezianischen Palazzo Vendramin hat Wagner 213 Orte in Europa besucht oder mitunter dort gewohnt: von Bordeaux bis Moskau, vom norwegischen Sandwike bis Sizilien. Zu jedem Ort zeigt der Band einige überlegt ausgewählte Fotos oder historische Reproduktionen und erzählt detailfreudig Biographisches oder Künstlerisches – etwa von den Konzerten in St.Petersburg und Moskau im Februar-März 1853, aus deren erhofftem Erlös Wagner sich in Wiesbaden-Biebrich ein Häuschen bauen wollte – was sich finanziell nicht erfüllte; oder von der Flucht aus Riga, wo ein wüster Sturm das kleine Schiff nach Sandwike und Tromøysund zwingt – und viel, bis zum Frauen-bestimmten 2.Akt, in den von Wagner deshalb aus Schottland nach Norwegen transponierten „Fliegenden Holländer“ einfließt.

Der großformatige, durch gutes Repro-Papier gewichtige Band ist gut benutzbar: eine Europa-Karte mit Städte-Punkten, ein nach Ländern und alphabetisch nach Orten aufgebautes Register auf den ersten Seiten – man kann gut suchen und finden – und liest sich prompt fest, denn die Verfasser haben nicht nur zum gesuchten Ort, sondern auch schon zum anschließenden auf den folgenden Seiten so viel reizvolle private oder kulturhistorische Details aufgeführt, dass: der Band zu einem alternativen Reiseführer wird; der Band sich auch wie eine Wagner-Biographie der anderen Art liest. Selbst nach einer kleinen Ortsauswahl wird das unruhige Leben, der von Daphne Wagner im Vorwort zitierte Vortragstitel „Wagner und der Fluch des Reisens“ fast ein wenig erschreckend offensichtlich – und es wächst viel Verständnis für das finale Wahnfried-Motto „Hier, wo mein Wähnen Frieden fand…“: Bayreuth, aus dem um 16 Uhr die ersten „Tannhäuser“-Takte weltweit übertragen werden, wurde zum Ruhepunkt eines lange unsteten Lebens.

  • Kiesel-Mildner-Schuth: Wanderer heißt mich die Welt – Auf Richard Wagners Spuren durch Europa. 276 S., über 800 Farb-Abb., ConBrio Verlag Regensburg 2019, € 54,– [Link]

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