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CD Cover Wergo Death Be Not Proud
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Vom Stolz untoter Klangsensationen: Melvin Poore spielt Kompositionen für Tuba und Elektronik

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„Death Be Not Proud“ – der Titel der neuen CD-Produktion von WERGO ist ebenso programmatisch wie bedeutungsschwanger: Ist es ein Appell an den Stolz der zeitgenössischen Komponisten gegenüber den alten, toten Meistern? Oder eher eine Antwort an all jene, die der Neuen Musik die Lebensgeister absprechen?

In jedem Fall ist der Titel ein Verweis auf den Shakespeare-Zeitgenossen John Donne, dessen gleichnamiges Sonnet sich durch die Aufnahme zieht. Elektroakustisches Rauschen - mal bedrohlich, dann sphärisch und stets überraschend - liegt Melvin Poores einleitender, teils klanglicher, teils wörtlicher Rezitation von John Donnes Sonett zugrunde.

Dagegen beschließt Valerio Sannicandros „Sonnet X“ die Aufnahme mit eher funktionalen Anklängen an  Donnes Gedicht. Dicht und virtuos, wurde das Werk in genauer Kenntnis von Melvin Poores Spielkunst komponiert. Was die hohe Qualität dieser Produktion durchweg ausmacht, ist der enge Austausch des Tubisten mit den Komponisten, denen Poores virtuose Spiel- und Experimentierfreude mit instrumentalen wie live-elektronischen Klängen ihrerseits neue kompositorische Wege eröffnen.

Das gilt auch für Cort Lippes „Music for Tuba and Computer“, das - umflirrt von elektronischen Kristallen - Register zwischen Akkordeon, Didgeridoo und Alphorn auslotet. Ist Lippe am Pariser IRCAM sozialisiert, tat sich Georg Katzer als Pionier der elektronischen Musik in der DDR hervor. Sein „Dialog imaginär 9 für Tuba mit Hegel“ lässt das Instrument mit seinen eigenen, vom Computer live aufgenommen, verfremdeten und zurückgeworfenen Klängen duellieren: Der Solist spielt im Duett mit sich selbst.

Anspruch und Reiz der Produktion ist die virtuose Interaktion der tieflagig-wummernden Tuba mit den rauschenden Schwingungen live-elektronischer Computermusik. Das Blasinstrument wird so erweitert und die körperlose Stimme der Synthetik an den Naturklang angeschlossen. Das Ergebnis ist eine vielgliedrige und ungemein reizvoll klingende Tonschöpfung.

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