Die 6. Biennale chiffren kieler tage für neue musik hat im Mai 2016 mit großem Erfolg stattgefunden. Dennoch werden dem Projekt chiffren ab 2017 die Landesmittel entzogen. Das auch überregional bekannte chiffren Ensemble (LandesJugendEnsemble Neue Musik Schleswig-Holstein) wird auf Betreiben der Kulturabteilung des Schleswig-Holsteinischen Ministeriums für Justiz, Kultur und Europa an den Landesmusikrat übergeben. Damit wird dem Projekt chiffren die finanzielle und inhaltliche Basis entzogen.
Der Projektleiter Friedrich Wedell: „Die Biennale und das chiffren Ensemble sind die beiden Säulen des Projektes chiffren. Die Pläne der Kulturabteilung im Ministerium zielen ganz offensichtlich auf die Einstellung des Projektes.“
2006 fand in Kiel das erste Festival für zeitgenössische Musik unter dem Namen chiffren. kieler tage für neue musik statt. Bei einem überraschend zahlreichen Publikum fand es eine derartig positive Aufnahme, dass eine regelmäßige Fortsetzung des Festivals in Form einer Biennale geplant wurde. Von Anfang an war das Festival mit originellen Vermittlungsaktivitäten verbunden.
2008 übernahm der Verein Forum für zeitgenössische Musik e.V. die Trägerschaft des Projektes chiffren, das als eines von 15 Projekten bundesweit in das Netzwerk Neue Musik 2008 bis 2011aufgenommen worden war. Mit den umfangreichen finanziellen Mittel versehen, konnten die Biennalen 2010 auf hohem Niveau und mit bedeutenden Künstlern und Ensembles ausgerichtet werden.
Nicht zuletzt weil die Organisatoren chiffren als eines der besten Projekte im Rahmen des Netzwerk Neue Musik entwickeln konnten, wurde nach Abschluss des Förderzeitraum die 4. Biennale 2012 noch einmal großzügig von der Kulturstiftung des Bundes gefördert. Mit dieser Biennale wurde das Festival durch den besonderen Fokus „Neue Musik im Norden“ eingeführt.
Dem blieben auch die Biennalen 2014 und 2016 verpflichtet. Ensembles und Komponisten aus Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland konnten sich mit Ur- bzw. Erstaufführungen in Deutschland vorstellen und für viele von ihnen war dies eine Eintrittskarte in die deutsche Neue Musik-Szene.
Charakteristisch für die chiffren-Biennalen war aber auch das Abschlusskonzert „Junge Musik“, das dem Nachwuchs aus der Musikhochschule Lübeck oder dem LandesJugendEnsemble Neue Musik Schleswig-Holstein eine Bühne bot. Das letztere wurde von chiffren im Jahr 2009 gegründet. Unter der Leitung von Johannes Harneit (seit 2011) machte das Ensemble eine glänzende Karriere. Seit 2014 präsentierte es unter dem Namen chiffren Ensemble bemerkenswerte Auftritte im Rahmen von professionellen Veranstaltungen wie den Darmstädter Ferienkursen 2014 sowie bei den Festivals „John Cage 99“ (Das Neue Werk Hamburg), „Upgrade“ (Donaueschingen), „Klang!“ (Kopenhagen) und „Greatest Hits“ „Elbphilharmonie Hamburg“. Eine Einladung zum „11.11. Delmenhorst“ 2017 mit einem für das chiffren Ensemble geschriebenen Werk von Hans-Joachim Hespos liegt vor. 2012 wurde das Ensemble mit dem Förderpreis des Kunstpreises des Landes Schleswig-Holstein ausgezeichnet.
Das Projekt chiffren ist in Kiel und Schleswig-Holstein gut vernetzt. Allein und mit Partnern hat es seit 2008 außer den Biennalen in Kiel und landesweit mehr als 70 Konzerte, sowie zahlreiche Projekte und Lehrerfortbildungen zum Thema „Komponieren in der Schule“ durchgeführt.
Die bisher chiffren zur Verfügung stehende jährliche Projektförderung des Landes betrug 40.000 Euro. Dazu kamen eine Institutionelle Förderung der Landeshauptstadt Kiel, Förderung der 6. Biennale durch die Ernst von Siemens Musikstiftung und die ZEIT Stiftung sowie für das chiffren Ensemble von Feldtmann Kulturell gGmbH Hamburg.
Das Landesjugendensemble (das dann nicht mehr den Namen chiffren Ensemble tragen wird) wird auf Betreiben des Ministeriums an den Landesmusikrat übergeben. Dafür soll der o.g. Förderbetrag aufgeteilt werden. Der Landesmusikrat erhält 30.000 Euro für das Landesjugendensemble. Noch nicht einmal sicher ist, ob das Projekt chiffren die restlichen Mittel in Höhe von 10.000 Euro erhalten wird.
Abgesehen davon, dass damit die Weiterführung der Biennale ausgeschlossen ist – die großen Stiftungen vergeben keine Dauerförderungen – lässt sich nach Auffassung der Projektleitung mit einem derartig geringen Betrag kein dem bisherigen Niveau entsprechendes Konzertangebot machen. Dies bedeutet praktisch nach 10 Jahren erfolgreicher und überregional anerkannter Arbeit das Ende des Projektes chiffren.