München - Nach langen coronabedingten Schließungen will Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auch bei der Wiedereröffnung von Kultureinrichtungen sehr vorsichtig vorgehen, setzt aber auf einen langsamen Neustart ab Pfingsten.
Auch wenn andernorts Kinos und Theater allmählich wieder öffnen - in Bayern dauert es noch etwas. «Wir glauben, dass wir Perspektiven für die Zeit nach Pfingsten entwickeln sollen», sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Donnerstag in München. Er setzt auf einen langsamen Kultur-Neustart, ohne jedoch konkrete Daten zu nennen. «Auch da gilt der Grundsatz: Besonnenheit und Vorsicht.» Die Mehrzahl werde wohl eher erst ab den Sommerferien oder sogar erst im Herbst folgen. Gleichzeitig betonte Söder den Wert von Kultur. Gerade in Zeiten von Fake News und Verschwörungstheorien sei sie nicht nur systemrelevant, sondern gesellschaftserhaltend - und «ein Erbauungsprogramm für uns alle, das wir dringend brauchen».
Der Freistaat vergrößert nun den kulturellen Rettungsschirm. Statt 90 Millionen Euro wie bislang soll er nun 200 Millionen Euro umfassen. Kulturschaffende wie Künstler, Musiker, Schauspieler und Theaterleute sollen Hilfen bekommen, ebenso wie Theater, Kinos und andere Kultureinrichtungen. Auch Gruppierungen wie Blaskapellen oder Chöre sollen unterstützt werden, auch Berufe wie Maskenbildner oder Techniker. Geld, das viele im Kultur- und Kunstbereich dringend benötigen. Manche müssen schon in normalen Zeiten sehen, wie sie über die Runden kommen. Weil nun Gagen für Auftritte oder das Geld für Eintrittskarten wegfallen, sind viele in ihrer Existenz bedroht.
Verena Osgyan, Vize-Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, begrüßte die Erhöhung der Mittel. Viele Kulturschaffende hätten sich aber konkretere Aussagen gewünscht, wann und wie sie wieder vor Publikum agieren dürften. Das sei vor allem für die freie Szene sehr belastend. «Die freie Szene, die Clubkultur und Popfestivals, alle jüngeren Kulturformate, die die Basis unserer regionalen Kulturlandschaft bilden, wurden mit keinem Wort erwähnt», kritisierte Osgyan. Kultur sei nicht nur «Don Carlos».
Tatsächlich sind die Aussagen zu einer Öffnung von Kinos, Theatern und Clubs bislang noch vage. Die Kulturminister der Bundesländer arbeiten unter Vorsitz des bayerischen Kulturministers Bernd Sibler (CSU) an einem Konzept für ein Anfahren des Kulturbetriebs, über das am 20. Mai entschieden werden soll.
«Sowas wie ein Rockkonzert - Beispiel - ist nach allen menschlichen Erfahrungen eher in sehr späteren Zeitachsen zu sehen als jetzt, was weiß ich, «Don Carlos»», sagte Söder. «Da muss man in Stufen agieren.» Sibler rechnet zudem bei einer Wiedereröffnung der Spielstätten im Herbst immer noch mit Einschränkungen. «Wir werden nicht den 1000-Leute-Saal komplett voll haben». Eine weitere denkbare Maßnahme sei eine «Personalisierung von Tickets». Damit will man nachvollziehen, wer die Veranstaltung besucht hat.
Das Wichtigste: Der Schutz vor Ansteckung. Söder kündigte strenge Hygieneschutzkonzepte an, ähnlich wie in Gottesdiensten. «Das Modell der Kirchen könnte da ein ganz gutes Modell sein.» Dort gelten in Innenräumen beispielsweise ein Mindestabstand von 1,5 Metern und eine Mundschutzpflicht.
So ist die Kultur in Deutschland momentan ein Flickenteppich - hier erlaubt, dort noch geschlossen. Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) forderte deshalb für Kinos ein bundesweit einheitliches Vorgehen. «Wir brauchen einheitliche Starts», sagte sie. «Kinos brauchen attraktive Filme. Die Filme starten aber nur, wenn sie bundesweit gezeigt werden können.» Sie halte darum «ein abgestimmtes Vorgehen» der Bundesländer «für absolut sinnvoll».