München - Die Wirtschaft boomt wieder, doch Bayerns Theater müssen sparen. Das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts in nach wie vor krisenhaften Zeiten zwingt fast alle bayerischen Opernhäuser und Theater, den Rotstift anzusetzen.
«Wir sparen, wo wir können, alles steht auf dem Prüfstand», sagt etwa Ulrich Peters, der Intendant des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München. Eine Haushaltssperre in Höhe von einer halben Million Euro im Sachmitteletat für das laufende Jahr muss Peters verkraften. «Wir überlegen beispielsweise, ob wir notwendige Instrumentenreparaturen noch aufschieben können.» Für das nächste Jahr erwartet Peters keine Besserung. «Möglicherweise müssen wir in der Saison 2011/2012 eine Neuproduktion streichen.»
Medienwirksam geklagt hat auch Nikolaus Bachler. Er ist Intendant der Bayerischen Staatsoper, des großen Bruders des Gärtnerplatztheaters. Sein Haus stehe «mit dem Rücken zur Wand», sagte Bachler in einem Zeitungsinterview. «Das Sparen mit dem Rasenmäher macht ein gesundes, blühendes Unternehmen kaputt.» Allein die Haushaltssperre im zu Ende gehenden Jahr habe eine Kürzung in Höhe von 1,5 Millionen Euro bedeutet.
Auch das Bayerische Staatsschauspiel ist von der Haushaltssperre betroffen. Die Auswirkungen hielten sich allerdings in Grenzen. «Da kann man noch das eine oder andere hin- und herschieben», sagt Holger von Berg, der geschäftsführende Direktor des Hauses am Max-Joseph-Platz. Im nächsten Jahr allerdings könne es größere Probleme geben, weil dann der anstehende Intendantenwechsel Zusatzkosten verursache. 2011 übernimmt der Österreicher Martin Kusej das Amt von Dieter Dorn. Ensemblewechsel, neues Logo, Plakataktionen - die «Grenze des Möglichen» sei dann erreicht.
«Klagen auf hohem Niveau», so dürften Intendanten mittlerer und kleinerer Häuser in der bayerischen Provinz über die vergleichsweise komfortable Situation von Renommierbühnen wie dem Residenz- oder dem Nationaltheater denken. «Weitere Kürzungen würden für uns das absolute Aus bedeuten», sagt die Sprecherin des Theaters Hof. Nur mit großen Anstrengungen sei es gelungen, das bis 2009 aufgelaufene Defizit in Höhe von 700.000 Euro zu halbieren. «Wenn wir jetzt noch weiter kürzen müssten, hätte das unweigerlich Folgen für unsere künstlerische Leistungskraft.»
Eine Sparorgie hat auch das Mainfranken Theater in Würzburg hinter sich. Vor knapp zehn Jahren stand das unterfränkische Haus vor dem Aus und konnte nur durch eine Finanzspritze des Freistaates gerettet werden. Dafür wurde dem Theater ein drastisches Sparprogramm verordnet. Allein zehn Prozent der Belegschaft mussten gehen. «Wir leben jetzt von der Hand in den Mund», sagt Intendant Hermann Schneider. Dass ihm der Bayerische Rechnungshof kürzlich ankreidete, sein Haus spiele zu wenig, hält Schneider angesichts der Sparzwänge für «zynisch». Falls der Freistaat, der immerhin ein Drittel des Gesamtetats trägt, weitere Kürzungen verordne, wolle er
zuerst bei der Theaterpädagogik und Schulprojekten sparen, wo auf die Schnelle nichts zu verdienen sei. «Auf lange Sicht ist das natürlich kontraproduktiv ist, weil mir irgendwann das Publikum wegbleibt.»
Unter starkem Druck steht auch Bodo Busse, der neue Intendant des Landestheaters Coburg. Aktuell sei man dabei, eine Kürzung seitens der Stadt in Höhe von 15.000 Euro zu verkraften. Das habe Auswirkungen auf den Erhalt der Gebäude, sowie Sonderleistungen wie Sprachtraining oder Physiotherapie für die Sänger.
Sorgen macht sich auch das Stadttheater Augsburg. Hauptproblem sind die Querelen um eine neue Ausweichspielstätte. Weil der Freistaat überraschend anordnete, den Bau des «Containers» mit 260 Plätzen als Ersatz für die «Komödie», bislang zweite Spielstätte des Sprechtheaters, neu auszuschreiben, werde der Bau 2011 wohl schwer zu realisieren sein, sagte ein Sprecher des Vier-Sparten-Hauses am Kennedy-Platz. «Für uns als Theatermacher ist das eine mittelgroße Katastrophe.»
Von größeren Kürzungen bislang verschont geblieben ist das Südostbayerische Städtetheater mit Sitz in Landshut und Passau. Eine Kürzung in Höhe von einem Prozent des 8,7-Millionen-Etats - das seien zwar «keine Peanuts», sagte ein Sprecher. «Wir können das aber auffangen.» Auch das Staatstheater Nürnberg steht offenbar ziemlich gut da. «Aktuell sind wir von Kürzungen nicht betroffen. Allerdings wurde die Tarifsteigerung im Personalbereich nicht ausgeglichen», sagte Pressesprecherin Verena Kögler. Dass das Theater derzeit keine Probleme habe, sei nicht zuletzt einer deutlichen Einnahmensteigerung zu verdanken. Allein in der zurückliegenden Saison hätten die Einnahmen aus Kartenverkäufen um 400.000 Euro über dem Soll gelegen.