Bayreuth - Die Wartburg, der Kölner Dom und die Altstadt von Regensburg haben es schon geschafft: Sie gehören zu den 36 Denkmälern aus Deutschland, die auf der Welterbeliste der Unesco stehen. Wenn es nach dem Willen der Bayerischen Schlösserverwaltung geht, kommt schon bald das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth als Nummer 37 hinzu.
Denn auf seiner Tagung in St. Petersburg (24. Juni bis 6. Juli) will das Unesco-Welterbekomitee Ende nächster Woche über die Neuanträge entscheiden. "Ich würde jubeln, wenn es klappt", gibt Bayreuths neue Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe zu. "Ich wünsche es mir von ganzem Herzen."
Aussichtsreich ist die Bewerbung des zwischen 1746 und 1750 gebauten barocken Prachttheaters allemal. Schließlich hat sich auch der Internationale Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) für eine Aufnahme ausgesprochen, der das Unesco-Komitee berät, wie der Sprecher der Deutschen Unesco-Kommission, Dieter Offenhäußer, erklärt. "Damit sind die Chancen gut", betont er. In der Regel werde die Hälfte der Neuanträge berücksichtigt.
Konkurrieren muss das Opernhaus mit 35 anderen Bewerbungen, darunter auch einem Antrag aus Deutschland für die Kurfürstliche Sommerresidenz in Schwetzingen in Baden-Württemberg.
"Ein Meisterwerk der menschlichen Schöpferkraft"
Die Bayerische Schlösserverwaltung beruft sich in ihrer 2010 eingereichten Bewerbung für das Markgräfliche Opernhaus vor allem auf dessen Ausnahmestellung als eines der wenigen gut erhaltenen Barocktheater Europas. Das für das Markgrafenpaar Friedrich und Wilhelmine von Brandenburg-Kulmbach vom damals europaweit führenden Theaterarchitekten Giuseppe Galli Bibiena und dessen Sohn Carlo gebaute Theater sei ein "Meisterwerk der menschlichen Schöpferkraft", ein "einzigartiges, außergewöhnliches Zeugnis einer kulturellen Tradition oder untergegangenen Kultur", heißt es zur Begründung.
Und auch Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) - in seinem Amt auch Herr über die Schlösserverwaltung - ist von der Bewerbung überzeugt. "Das Markgräfliche Opernhaus Bayreuth ist nicht nur ein Juwel Frankens", betont er, sondern auch ein "herausragendes Zeugnis" barocker Baukunst. Unabhängig vom Ausgang der Bewerbung soll daher im kommenden Jahr für etwa 19 Millionen Euro eine umfangreiche Sanierung und Restaurierung des Barocktheaters starten, für die der Freistaat aufkommt.
"Es ist wichtig, dieses Erbe zu erhalten", erläutert die Leiterin der Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth-Eremitage, Christine Maget. Kernpunkt ist neben statischer Maßnahmen die Wiederherstellung des Originaleindrucks im Zuschauerraum, erläutert sie. Denn 1936/37 sei das Theater umfangreich renoviert und teilweise verändert worden. Diese Eingriffe - unter anderem wurde die Bühne verkleinert - sollen im Zuge der auf etwa vier Jahre angesetzten Sanierungsarbeiten wieder rückgängig gemacht werden.
Spielbetrieb soll eingeschränkt wieder möglich werden
Ein wichtiger, weil für alle gut sichtbarer, Teil der Restaurierung ist dem Zuschauerraum aus Fachwerk, Holz und bemalter Leinwand, dem sogenannten Logenhaus, gewidmet. "Überall da, wo originale Farbe vom Untergrund abblättert, soll sie wieder gefestigt werden", schildert Restaurator Martin Hess. Zudem solle die 1936 zu 60 Prozent überpinselte Bemalung wieder sichtbar gemacht und das ursprüngliche Erscheinungsbild des prächtigen Zuschauerraums mit seiner "illusionistischen Malerei" in leuchtenden Farben wieder zum Vorschein kommen.
Geplant ist aber auch, die Bühnen- und Haustechnik sowie den Brandschutz auf den neuesten Stand zu bringen - in erster Linie, um das Opernhaus selbst zu schützen, wie Maget hervorhebt. So ist auch vorgesehen, durch neue Klima- und Heiztechnik zumindest in den Sommermonaten bis in den Herbst hinein wieder Aufführungen im Opernhaus zu ermöglichen. Aufgrund seines Zustandes wurde 2009 der Spielbetrieb eingestellt. Seither ist das Opernhaus nur noch als Museum zu besichtigen. Zum 1. Oktober wird auch der Museumsbetrieb während der Instandsetzung eingestellt. "Wir hoffen, dass wir 2017 wieder offen haben", sagt Maget.