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Beermann stellt ARD-Orchester infrage

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Leipzig - Sachsens Staatskanzleichef Johannes Beermann (CDU) stellt die Existenz der großen öffentlich-rechtlichen Orchester in Sachsen infrage. „Von den zehn besten Orchestern der Welt haben zwei im Freistaat ihre Heimat. Ob wir da noch große Orchester oder Big-Bands brauchen, die über die Gebühren des öffentlich-rechtlichen Rundfunks finanziert werden, muss tatsächlich hinterfragt werden“, sagte Beermann der "Leipziger Volkszeitung" (Mittwochausgabe).

Er kritisierte zudem die Doppelkonzerte zu Silvester von ARD und ZDF in diesem Jahr. Das ZDF übertrage live aus der Dresdner Semperoper, die ARD zeige parallel ein Silvesterkonzert aus Berlin. Dies sei eine "unnötige Dopplung". (Zitat: Ein gravierendes Beispiel ist das diesjährige traditionelle Silvesterkonzert. Das ZDF wird aus der Dresdner Semperoper live das Konzert der Sächsischen Staatskapelle übertragen. Parallel zum ZDF aus Dresden überträgt die ARD erstmals das Silvesterkonzert aus Berlin, eine unnötige Doppelung, und noch dazu ein Konzert nicht mit einem eigenen Symphonie-Orchester, sondern mit den Berliner Symphonikern.)

Beermann leitet im Auftrag der Ministerpräsidenten die Arbeitsgruppe Beitragsstabilität, die Vorschläge zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks erarbeiten soll.


(nmz, b.l.) – Wo lebt denn der Staatskanzleichef? Offenbar kennt sich Johannes Beermann weder in der sächsischen noch in der deutschen Orchesterlandschaft aus:
1. Der Mitteldeutsche Rundfunk hatte nie eine Bigband. Die Radio-Bigband des Senders Leipzig und späteren Sachsenradios wurde aus Kostengründen vom MDR nicht übernommen und bereits 1991 abgeschafft. Da gibt es also nichts mehr zu streichen.
2. Die Sächsische Staatskapelle ist das einzige sächsische Orchester unter den ersten zehn des Orchester-Rankings des Zeitschrift «Gramophon». Das Gewandhausorchester, das Beermann offenbar als zweites meint, ist „nur“ auf Platz 17 gelandet. Und wenn er schon solch fragwürdige Rankings in die Waagschale wirft, sollte er auch wissen, dass das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks den 6. Platz belegt. Stellt er auch dieses Orchester infrage?
3. Das Silvesterkonzert der „Berliner Symphoniker“, falls sie eines geben, wird nicht von der ARD übertragen. Vielmehr kann man das Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker am Bildschirm erleben. Das nennt man kulturelle Vielfalt. Und das ist eine der vornehmlichsten Aufgaben der öffentlich-rechtlichen Anstalten.
 

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