Welch prägenden Einfluss musikalische Bildung auf die nachwachsende Generation hat, muss hier nicht erläutert werden. Der Sächsische Musikrat e.V., der am 6. Oktober auf zehn Jahre erfolgreiche Arbeit zurückblicken konnte, ist sich der Rolle der Musikschulen längst bewusst.
Sin zehnter Geburtstag war ihm nicht nur Anlass zu feiern, sondern auch mit Politikern zu diskutieren. Entgegen den Gepflogenheiten seines übergeordneten Gremiums, des Deutschen Musikrates, legt er die Probleme seiner Mitgliedsverbände auf den Tisch und macht sie öffentlich. Am 14. Oktober fanden sich im Block-Haus Dresden in den Vormittagsstunden vier Vertreter des sächsischen Landtages ein, um sich den aktuellen Fragen eines besonders prekäres Thema zu stellen, nämlich der Förderung von Musikschulen im Freistaat Sachsen.
Vorausgegangen war die Vorstellung des Staatsministeriums für Finanzen, die Musikschulen aus dem Förderbereich des Sächsischen Staatsministeriums für Kultur herauszulösen und an die Kulturräume, sprich Landkreise und Kommunen, anzubinden. Darüber hinaus soll eine Streichung der Fördermittel um 12 Millionen Mark vorgenommen werden. Es ist nur verständlich, dass die Elternvertretung und der VdM, Landesverband Sachsen, mit Protest auf derartige Pläne reagieren. Immerhin hat die bisherige zehnjährige Förderung ein dichtes Musikschulnetz von 34 Musikschulen mit zirca 39.000 Schülern stabilisiert und eine zusätzliche Begabtenförderung ermöglicht. Musikpädagogen mit Hochschulabschluss sichern die qualitativ hochwertige Ausbildung der Musikschüler von den ersten Schritten bis zur Hochschulreife.
Sollte sich der Freistaat jetzt aus seiner Verantwortung zurückziehen, und die Kommunen mit der hundertprozentigen Finanzierung der Musikschulen belasten, sind die Konsequenzen leicht denkbar. Sachsen würde den Einfluss auf eine wichtige Bildungseinrichtung aufgeben, Weiterbildungsprogramme und Fachberatungen würden wegfallen, genauso wie die Begabtenförderung. Immerhin hat sich der Freistaat die fachliche Begleitung bisher 220.000 Mark und die Begabtenförderung 240.000 Mark pro Jahr kosten lassen.
Da das sächsische Kulturraumgesetz nur noch bis zum Jahr 2004 existiert und dann neu formuliert werden muss, fürchtet der VdM, Landesverband Sachsen, um die künftige Existenz seiner Musikschulen. Sie sollen praktisch in einen luftleeren Raum mit ungewisser Zukunft geschickt werden.
Zu dieser Problematik sollten Robert Clemen (MdL, CDU), Friedbert Groß (Sächsischer Staatsminister für Kultus a.D., CDU), Dr. Karl-Heinz Kunckel (MdL, SPD) und Gunild Lattmann-Kretschmer (MdL, PDS) Stellung beziehen. Vier Standpunkte wurden erläutert und am Ende musste man feststellen, dass alle eine ähnliche Meinung vertraten: Musikschulen sollen weiter vom Staatsministerium für Kultus gefördert werden, alle vier Mitglieder des Landtages wollen sich dafür einsetzen. So hatte es Ingo Zimmermann, Präsident des Sächsischen Musikrates, als Diskussionsführer nicht schwer, ein Fazit zu ziehen. Die interessierten Zuhörer wurden damit entlassen, dass keiner der Diskussionsteilnehmer so recht glaube, das Finanzministerium könne seine Vorstellungen im Sächsischen Landtag durchsetzen. Schade war nur, dass von dieser Behörde kein Vertreter am Podium teilnahm.
Trotz Einmütigkeit, allseits lobender Worte und Grußadressen für den Sächsischen Musikrat sind solche Diskussionen notwendig und wichtig. Sind doch Probleme wie Rechtsradikalismus unter Jugendlichen gerade in den letzten Jahren unter den Tisch gekehrt und damit tot geschwiegen worden. So weit soll es beim Thema musikalische Bildung nicht kommen.