Berlin - Die Berliner Philharmoniker rechnen in diesem Jahr durch die Corona-Krise mit einem Defizit von zehn Millionen Euro. Bund und Land hätten bereits signalisiert, dafür einzuspringen, sagte Intendantin Andrea Zietzschmann in Berlin. Sie rechnet auch in den kommenden Jahren mit anhaltenden finanziellen Problemen. Die Philharmoniker haben einen Jahresetat von gut 50 Millionen Euro.
Von November an kann das Orchester wieder vor bis zu 1000 Besuchern spielen, was einer Auslastung von 45 Prozent im Großen Saal der Berliner Philharmonie entspricht. «Die Auslastung ist kein Selbstläufer», räumte Zietzschmann ein. Das Publikum sei «noch sehr zurückhaltend». Nach ihren Angaben ist der Abstand zwischen den Musikern vor allem eine arbeitsrechtliche Frage. Sie sei dazu in Gesprächen etwa mit dem Bundesarbeitsministerium.
Chefdirigent Kirill Petrenko kündigte an, sich beim musikalischen Programm mehr auf noch lebende Komponisten konzentrieren zu wollen. «Das ist jetzt vielleicht noch wichtiger geworden», sagte Petrenko mit Blick auf Pandemie und Isolierung. Als Beispiel nannte er etwa die US-amerikanische Komponistin Julia Wolfe.
Einfluss wird die Corona-Krise auch auf das Silvesterkonzert in diesem Jahr haben. «Es werden vielleicht düsterere Töne zu hören sein, als wir es von dem Konzert gewohnt sind», sagte Petrenko. Das Konzert werde nachdenklicher und sensibler. «Wir sind ja hier nicht weltfremd.»
Medienvorstand Olaf Maninger berichtete, das Orchester sei durch die Krise «aus dem Ruder», es gebe noch keine neue Normalität. Die Coronazeit habe aber auch gezeigt, dass die Kunst mehr Flexibilität bei der Planung vertrage. Das Orchester versuche inzwischen, weniger die Verluste als die Chancen in den Blick zu nehmen.